Rund 350 Menschen waren um 19:30 Uhr bei der Gedenkfeier mit Lichtermeer und interreligiösem Segen auf dem Pforzheimer Marktplatz. Ab 19:50 Uhr, dem Zeitpunkt des Bombenangriffs, begannen alle Kirchenglocken der Stadt 20 Minuten lang zu läuten.
Am Nachmittag wohnten rund 300 Pforzheimer Bürgerinnen und Bürger der traditionelle Kranzniederlegung auf dem Hauptfriedhof bei. Viele legten auf dem Großgräberfeld Rosen nieder. Pforzheims Schicksalstag sei der fatale Endpunkt einer Entwicklung gewesen, die von der verbrecherischen Ideologie der Nationalsozialisten ausgegangen sei, so OB Peter Boch in seiner Ansprache. Daher müsse es auch ein lautes Nein dazu geben, dass der Gedenktag von Demokratiefeinden missbraucht werde.
An der Feier nahmen auch Gäste aus der Pforzheimer Partnerstadt Gernika teil, die von der deutschen Legion Condor bombardiert wurde. Ebenso legten Abordnungen aus den drei Partnergemeinden in den Vogesen, woher viele Pforzheimer Zwangsarbeiter stammten, Kränze nieder.
Protest gegen "Fackelmahnwache" von Neonazis
Der Tag fordere stets auch zum Eintreten für Demokratie und Zusammenhalt in der Gesellschaft auf, so Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) im Vorfeld des Gedenktags. So sollte auch das Lichtermeer für die Vielfalt in der Stadtgesellschaft stehen, in der Menschen aus zahlreichen Nationen friedlich miteinander leben.
Die Veranstaltung richtete sich daher auch gegen eine "Fackelmahnwache" von etwa 50 Neonazis auf dem Wartberg, die gleichzeitig stattfand. Seit Jahren missbrauchen Rechtsextreme den Pforzheimer Gedenktag für ihre Zwecke. Versuche, den Aufzug der Neonazis zu verbieten, scheiterten mehrfach vor den Gerichten.
Demonstration in der Pforzheimer Innenstadt
Gegen die "Fackelmahnwache" hatten ab 18 Uhr rund 300 Angehörigen der linken Szene mit einem Protestzug durch die Innenstadt demonstriert. Mehrere hundert Polizisten waren im Einsatz. Die Demonstration ist laut einem Sprecher weitestgehend friedlich verlaufen.
Keine gemeinsame Demo mit der Antifa
Auch die "Initiative gegen Rechts" (IgR), die unter anderem von Gewerkschaften, Kirchen und Parteien getragen wird, demonstriert regelmäßig gegen den Auftritt der Neonazis. In diesem Jahr allerdings wurde die Demo auf den darauffolgenden Sonntag verlegt. Nach den Erfahrungen mit den großen Kundgebungen gegen Rechtsextremismus der vergangenen Wochen wolle man die Kundgebung dieses Mal von den Ereignissen des 23. Februar entkoppeln, teilte der Sprecher der Initiative, Christian Schmidt, mit. Zu der Demo am Sonntag, die um 15 Uhr in der Bahnhofstraße startet, erwarte man bis zu 1.000 Teilnehmer.
Veranstalter wollen mehr Menschen mobilisieren Demo gegen Neonazis am Pforzheimer Gedenktag verschoben
Die am Pforzheimer Gedenktag geplante Demo gegen Rechts ist um zwei Tage verlegt worden. Veranstalter wollen sich von Aktivitäten Linksautonomer abgrenzen.
Viele Bürgerinnen und Bürger seien bereit, gegen Rechtsextremismus friedlich zu protestieren. Das habe sich auch bei der Demo in Pforzheim am 20. Januar mit rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gezeigt, so Schmidt. Genau daran wolle man anknüpfen. Doch am Gedenktag ebenfalls auftretende Demonstranten schreckten große Teile der Bevölkerung ab. Gemeint ist das linke Bündnis "Nicht lange fackeln", das regelmäßig im Anschluss an die IgR-Kundgebung seine eigene Demo durchführt. Dabei war es in der Vergangenheit immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen.
Das Bündnis "Nicht lange fackeln" hat mit Unverständnis auf die Verlegung reagiert. Gerade in Zeiten, in denen die Rechten in Deutschland immer mehr erstarkten, sei ein gebündeltes Auftreten dagegen nötig, teilte das Bündnis mit. "Dass die IgR ihre Demo nun verschoben hat, um nicht gemeinsam mit uns genannt zu werden, halten wir für ein fatales Zeichen. Fatal, weil gerade jetzt die Zusammenarbeit aller gefragt ist, die es ernst meinen mit dem Kampf gegen die Nazis", heißt es in einer Stellungnahme.
Poetry Slam und Trümmercafé
Den ganzen Tag über gab es an dem Gedenktag Veranstaltungen wie historische Filmaufnahmen oder ein Poetry-Slam. Der Stadtjugendring hat bereits seit Montag wieder sein Trümmercafé geöffnet, in dem Gerichte aus Kriegszeiten "serviert" werden.
SWR-Reporterin Louisa Guy hat das Pforzheimer Trümmercafé besucht: