Am 23. Februar gedenken die Pforzheimer wieder der Zerstörung ihrer Stadt im Zweiten Weltkrieg. Seit Jahren missbrauchen Neonazis den Gedenktag und halten auf einer Anhöhe vor der Stadt eine "Fackelmahnwache" ab. Dagegen demonstriert eigentlich ebenso regelmäßig die "Initiative gegen Rechts", in der unter anderem Kirchen und Gewerkschaften vertreten sind.
Aktionen linker Gruppen in Pforzheim schrecken viele ab
In diesem Jahr allerdings wurde die Demo um zwei Tage verlegt - auf Sonntag, den 25. Februar. Nach den Erfahrungen mit den großen Kundgebungen gegen Rechts der vergangenen Wochen wolle man die Demo dieses Mal von den Ereignissen des 23. Februar entkoppeln, teilte der Sprecher der Initiative, Christian Schmidt, mit.
Viele Bürger seien bereit, gegen Rechtsextremismus friedlich zu protestieren. Das habe sich auch bei der Demo in Pforzheim am 20. Januar mit rund 3.000 Teilnehmern gezeigt, so Schmidt. Genau daran wolle man anknüpfen. Doch Aktivitäten "anderer Veranstalter" - gemeint sind Gruppierungen des linken Spektrums - schreckten große Teile der Bevölkerung ab, meint Schmidt. "Mit unserer Entscheidung, die Demonstration zu verlegen, möchten wir zur Beruhigung der Situation am Pforzheimer Gedenktag beitragen". Es solle möglichst vielen Menschen ermöglicht werden, teilzunehmen.
Polizei rechnet mit mehr Teilnehmern bei Demo als im Vorjahr
Hintergrund: Starke Polizeikräfte riegeln jedes Jahr den Veranstaltungsort der Rechtsextremen auf dem Wartberg hermetisch ab. Beim Versuch, die Absperrungen zu durchbrechen, war es in der Vergangenheit immer wieder mal zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten aus dem linken Spektrum und der Polizei gekommen. Die Pforzheimer Polizei hält es für möglich, dass sich in diesem Jahr deutlich mehr Menschen an den verschiedenen Kundgebungen beteiligen. Einem Sprecher zufolge sollen mehrere hundert Beamte im Einsatz sein.
Im vergangenen Jahr gab es bei der Demonstration Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten:
Poetry-Slam und Lichtermeer am Gedenktag in Pforzheim
Am Gedenktag selbst sind in Pforzheim zahlreiche Veranstaltungen geplant, darunter Friedensandachten, Lesungen und Poetry-Slam. Die zentrale Gedenkfeier findet am Nachmittag auf dem Hauptfriedhof statt. Seinen Abschluss findet der Gedenktag am Abend auf dem Marktplatz mit Lichtermeer und dem interreligiösen Segen. Zehn vor acht, dem Zeitpunkt des Bombardements, werden 20 Minuten lang alle Kirchenglocken der Stadt läuten. Beim Bombenangriff der Alliierten und im anschließenden Feuersturm starben mehr als 17.000 Menschen. Das komplette Programm am Gedenktag finden Sie hier.