Das Grundgesetz wird 75 Jahre alt. Aber an was denken Menschen bei diesem Wort eigentlich? Dafür braucht es scheinbar nur etwas Holz und eine Säge. Zum 75. Jubiläum konnten neun Menschen in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) bei einem Workshop namens "Säulen der Demokratie" mit einer Kettensäge ihren Gedanken zum Grundgesetz freien Lauf lassen.
SWR-Reporterin Laura Bisch hat mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesprochen:
Teilnehmerin in Bruchsal: "Grundgesetz ist Freiheit"
Eine davon ist Alexandra Huber. Sie hat in ihrem Alltag eigentlich nichts mit Kettensägen zu tun. Mit Schutzbrille und Arbeitshose steht sie umringt von Sägespänen vor einem etwa 2 Meter hohen Baumstamm. Ebenso wie Kettensägen spielt auch das Grundgesetz zumindest beruflich für sie keine größere Rolle.
Trotzdem hat Alexandra Huber, wenn sie an das Grundgesetz denkt, direkt ein Bild im Kopf: Das Grundgesetz sei für sie Freiheit. Sie streckt die Faust in die Luft und nutzt das englische Wort dafür: "Freedom". Deswegen soll ihre Skulptur eine Frau mit einer in die Luft gestreckten Faust werden. Beherzt greift sie zur Säge und legt los.
Workshop der Musik- und Kunstschule Bruchsal
Aus der Werkstatt der Musik- und Kunstschule Bruchsal dröhnt Motorenlärm der Kettensägen. So wie Alexandra Huber machen sich auch die neun anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops an die Arbeit. Vorher gab es noch eine Einführung in das Ein-Mal-Eins des Sägens von Forstwirt Moritz Lenz. Für den sicheren Umgang und um Verletzungen vorzubeugen. Organisiert wurde der Kurs von der Musik- und Kunstschule Bruchsal, die Teilnahme war kostenlos.
Die Idee zu dem Kurs kam vom Gemeindetag Baden-Württemberg, sagt der Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard, Sven Weigt (CDU). Zusammen mit der Musik- und Kunstschule Bruchsal sei dann alles Weitere entstanden. Er sei von dem Projekt sofort begeistert gewesen, sagt er. Denn das Thema künstlerisch aufzuarbeiten sei wichtig, da Kunst der Gesellschaft immer den Spiegel vorhalte.
Spaß mit der Kettensäge, aber auch ernste Gedanken
Spaß beim Sägen haben alle, das ist ihnen sofort anzusehen. Konzentriert schälen sie aus den Baumstämmen ihre Skulptur. Teilnehmerin Simone Tonka will vier übereinandergestapelte Würfel sägen, für die vier Mütter des Grundgesetzes, die vor 75 Jahren mitgeschrieben haben: "Beim Grundgesetz gibt es ja nicht nur 61 Väter", sagt sie.
Währenddessen nimmt die sich reckende Faust von Alexandra Huber mehr und mehr Gestalt an. Ihre Gedanken schweifen dabei ab und ihr Blick wird ernst, als sie sagt:
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Das Grundgesetz im Kopf
Mit der Motorsäge aus Holz auch Feinheiten herauszuarbeiten, sei gar nicht so einfach, sagt Alexandra Huber. Ein bisschen Mut gehöre dazu und Konzentration, damit die Säge nicht abrutscht. Stefan Brunner versucht eine Figur aus dem Holz zu arbeiten, die das Grundgesetz oder ein Gesetzbuch auf dem Kopf trägt.
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Am Ende schaffen es alle, ihre Skulpturen fertigzustellen - ohne Verletzung. Manches mutet abstrakt an, manches ist schneller zu erkennen. Alle fertigen Skulpturen werden anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Grundgesetzes in Karlsdorf-Neuthard (Kreis Karlsruhe) öffentlich ausgestellt.