Eine Polizistin und ein Polizist (Archivbild)

Durchschnittsalter bei Polizei sinkt

Mehr junge und weibliche Polizeikräfte: Gewerkschaft sieht Risiken in Unerfahrenheit

Stand

Bei der Polizei in Baden-Württemberg gibt es immer mehr junge Polizistinnen und Polizisten. Auch der Frauenanteil steigt. Das birgt laut Polizeigewerkschaft aber auch Risiken.

Das Durchschnittsalter bei der Landespolizei Baden-Württemberg ist gesunken. Zudem sind nach Angaben des Innenministeriums fast die Hälfte der Neuzugänge Frauen. Die Entwicklungen machen die Polizei vielfältiger, stellen sie aber auch vor neue Herausforderungen.

Mehr Frauen und jüngere Kräfte bei der Polizei Baden-Württemberg

Insgesamt sei fast jeder dritte Polizeibeamte bei der Polizei Baden-Württemberg eine Frau, im Jahr 2016 war nur jeder fünfte Polizeibeamte eine Frau. "Vor rund 30 Jahren gab es so gut wie gar keine Frau in Uniform bei der Polizei Baden-Württemberg", sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Das Durchschnittsalter der fertig ausgebildeten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten habe im Jahr 2016 bei etwas mehr als 44 Jahren gelegen. Mittlerweile liege es bei unter 40 Jahren.

Bei der Landespolizei Baden-Württemberg sind etwa 34.200 Personen beschäftigt. Neben den insgesamt rund 28.500 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten, von denen rund 3.100 Anwärterinnen und Anwärter sind, gibt es rund 5.700 weitere Personen im Bereich des Nichtvollzugsdienstes.

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Fehlende Erfahrung könnte zur Gefahr für Berufseinsteiger werden

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) macht darauf aufmerksam, dass die Polizei ein Erfahrungsberuf sei. "Wenn die Polizei jünger wird, ist das sicherlich mit Blick auf die körperliche Leistungsfähigkeit vorteilhaft. Allerdings fehlt immer mehr Erfahrung", sagte der DPolG-Landesvorsitzende Ralf Kusterer. In einigen Bereichen werde dies zu einem richtigen Problem.

Teilweise setze sich eine Streife aus einem totalen Berufsanfänger und einem Kollegen zusammen, der erst wenige Monate oder nicht einmal seit einem Jahr die Ausbildung beendet habe. Hier könnten fehlende Orts- und Personenkenntnisse schnell zu einer Gefahr werden. "Das gilt auch vor dem Hintergrund der steigenden Respektlosigkeit und steigenden Gewalt gegen Polizeibeamte." Eine Einarbeitung, wie es diese früher gab, finde nicht mehr statt.

An der Hochschule für Polizei in Biberach wurden zuletzt fast 350 Polizistinnen und Polizisten vereidigt. So sah die Feier aus:

Polizeigewerkschaft: Innenministerium beachtet Herausforderungen nicht

Die Bekämpfung der Kriminalität erfordere strategisches und taktisches Geschick, sagte Kusterer. "Wir müssen aufpassen, dass wir unsere jungen und absolut top motivierten Kolleginnen und Kollegen nicht überfordern."

Die Erhöhung des Frauenanteils stelle die Polizei vor große Herausforderungen. Man müsse bei der Einstellung daran denken, dass diese hoffentlich Kinder bekommen und sich im Einklang mit Familie und Beruf einbringen können, so Kusterer. Das Ansehen der Polizistinnen dürfe nicht dadurch belastet werden, dass diese aufgrund Elternzeit oder Teilzeit nicht immer zur Verfügung stünden. 

Die steigenden körperlichen Anforderungen seien oft schwierig. Deshalb seien zusätzliche Trainings in Zugriffstechniken und das Erlernen von Möglichkeiten, um sich gegen körperlich überlegene Täter zu wehren, notwendig. "Wir haben nicht den Eindruck, dass das Innenministerium die Herausforderungen einer jünger und weiblich werdenden Polizei erkannt hat und beachtet", sagte Kusterer. Das werde an verfehlten Ausbildungsmodulen mit viel zu wenige Übungsmöglichkeiten deutlich.

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"Ich freue mich, dass wir bei den aktuellen Haushaltsberatungen erneut eine vierstellige Anzahl an Neueinstellungen durchsetzen konnten", sagte Innenminister Strobl. Wenn der Landtag dem Doppel-Haushalt 2025/26 zustimme, würden über ein ganzes Jahrzehnt so viele junge Leute bei der Polizei Baden-Württemberg eingestellt werden, wie überhaupt noch nie. Dies werde die Polizei weiter verändern. 

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