Darüber spricht die Region Heilbronn-Franken

Wochenrückblick: Schluss mit Obergrenze, Döner für alle - und wer kriegt eigentlich meine ganzen Daten?

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Peter Wedig
Peter Wedig

Das eine Gespenst ist endlich zur einen Tür raus, da kommt zur anderen die Datenkrake wieder rein. Oder wurde sie sogar extra eingeladen?

Zeit für einen Schlussstrich. Nein, diesmal geht's nicht um die Regierung. Die hat den Strich ja schon vergangene Woche gezogen. Ausbaden müssen das jetzt die Närrinnen und Narren. Denen passt das so gar nicht in den Kram, dass die Wahl jetzt ausgerechnet zur Faschingszeit stattfinden soll. Ein Schelm, wer sich jetzt fragt, wo es närrischer zugeht.

Umzug in Talheim (Kreis Heilbronn) - (Archiv)
Sorgenvolles Gesicht: Der Faschingsumzug in Talheim ist für den selben Tag geplant wie die Bundestagswahl.

Stattdessen ist endlich mal die Diskussion um die viel diskutierte "Döner-Obergrenze" endgültig passé. Die wird nicht kommen. Konnte nie kommen. Und wollte wohl eh keiner so richtig. Jetzt soll erst mal ordentlich Geld investiert werden, um das Shopping-Erlebnis in Heilbronn zu verbessern. Dasselbe hat auch Lidl vor. Der Discounter will das Einkaufen einfacher, schneller und praktischer machen - und kann dank einer App dabei auch noch jede Menge Daten sammeln. Win-win-Situation oder bloß eine neue Datenkrake? Außerdem ein kleiner Lichtblick aus Bad Mergentheim: Nachdem dort ein ganzer Wohnblock geräumt werden musste, hat wohl zumindest die Unterbringung aller Bewohnerinnen und Bewohner fürs Erste geklappt.

Ich bin Peter Wedig vom Studio Heilbronn. Lasst uns mal schauen, was diese Woche die Region bewegt hat.

Wer's gar nicht erwarten kann, hier geht's direkt zu den Themen:

Grenzenlos: Keine "Obergrenze" für den Döner!

Es heißt ja immer, jede Form von Publicity sei gute Publicity. Aber bei einer Stadt wie Heilbronn, die sich ja eigentlich als Wissensstadt mit viel künstlicher Intelligenz präsentieren will - und dann wird da wochenlang nur über Döner diskutiert? Beziehungsweise über zu viel Döner. Beziehungsweise über zu wenig Alternativen zum Döner. Das Thema kam ja bereits kurz vor den Kommunalwahlen auf und hat gefühlt seither die ganze Republik beschäftigt. Ob das nötig sei, ob das rechtlich möglich sei oder ob es nicht ganz andere Probleme gebe.

Also hier die gute Nachricht: Hier und jetzt geht es das letzte Mal um die "Döner-Obergrenze". Versprochen. Hoffe ich. Denn nach der Gemeinderatssitzung am Montag ist das Thema vom Tisch. Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) sprach sogar von "einem Gespenst, das jetzt vertrieben sei".

Heilbronn

Sogenannte "Obergrenze" im Gemeinderat vom Tisch Diskussion um Dönerläden und Co.: Heilbronn will Innenstadt aufwerten

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Stattdessen will die Stadt jetzt eine Million Euro in die Hand nehmen und damit eine Planung ermöglichen, mit der "Teilräume feiner gesteuert" und damit "einseitige Nutzungen vermieden" werden können, wie es schön offiziell heißt. Dann soll es zum Beispiel Schwerpunkte geben, wo die Gastronomie hin soll, wo das Gewerbe, wo die Dienstleistungen. Außerdem soll die Innenstadt attraktiver werden, grüner, heller und das Sicherheitsgefühl besser.

Mein Kollege Timo Leiß hat das in Filmform für euch appetitanregend zusammengefasst:

Experte: Ganze Stadt aufwerten ist unrealistisch.

Ist das realistisch? Eine Einschätzung hat Carsten Kortum für uns, er ist Einzelhandelsexperte an der Dualen Hochschule Heilbronn. Für ihn ist die Initialzündung auf jeden Fall der richtige Weg. Dass man aber die gesamte Innenstadt aufwerten kann, hält er für unrealistisch. Es werde sicherlich bei einem sehr differenzierten Stadtbild bleiben. Aber das sei ja auch voll okay, denn genauso gebe es ja differenzierte Zielgruppen.

Die Nachfrage nach ganz hochwertigem Einzelhandel oder hochwertiger Gastronomie werde letztlich nie so hoch sein, wie es eben in Großstädten wie Stuttgart oder Frankfurt der Fall ist. Insofern sei es auch vermessen, sich genau so etwas für Heilbronn zu wünschen. Man muss realistisch sein, sagt Kortum, die Zielgruppen und die Kaufkraft sind dafür einfach zu klein.

Symbolfoto. Innenstadt von Heilbronn. Kiliansplatz mit angrenzenden Einzelhandelsgeschäften.
Was die Stadt will, reicht allein nicht. Ohne die Eigentümer im Boot wird sich wenig ändern.

Auch die Eigentümer müssen mitziehen

Ein Knackpunkt: Auch wenn die Stadt Geld in die Entwicklung reinbuttert, nötig seien auch jede Menge private Investitionen. Viele Immobilien seien einfach aus den 1950er oder 1960er Jahren, da gebe es einen enormen Investitionsstau. Es gibt zwar Förderprogramme - aber ohne den Willen (und das Geld) der Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer wird sich herzlich wenig bewegen.

Immerhin: Für Kortum hat Heilbronn vor allem ein Imageproblem und müsste sich einfach nach außen besser verkaufen. So schlecht könne das Einkaufserlebnis ja gar nicht sein, immerhin ziehe die Stadt rund 400 Millionen Euro an Kaufkraft aus den umliegenden Kreisen an. Aber besser geht ja schließlich immer.

Kassenlos: Bei Lidl wird bald selbst gescannt.

Besser geht ja immer, hat man sich wohl auch bei Lidl gedacht. Und vor allem hat man sich wohl gedacht: Kann der Kunde oder die Kundin das mit diesem ganzen Kassenkram nicht selber machen? Handy hat eh jeder dabei, fehlt nur noch die passende App und tada: Nicht mehr unser Problem.

Bad Wimpfen

Neues Bezahlsystem Scan & Go kommt Auch bei Lidl kann man jetzt selbst scannen - Kritik von Verbraucherschützern

Den Supermarkt-Einkauf selbst scannen und bezahlen, das ist in Zukunft auch bei Lidl möglich. Verbraucherschützer sehen die Entwicklung kritisch. Wer profitiert am Ende wirklich?

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Nein, natürlich soll das System Scan & Go, das bei Lidl jetzt testweise eingeführt wird, auch handfeste Vorteile für die Kundschaft bieten. Der Einkauf geht flotter von der Hand, weniger Anstehen an der Kasse, die eigenen Ausgaben immer Blick.

Andere Supermärkte bieten bereits ähnliche Systeme

Sonderlich neu ist die Idee dabei eigentlich nicht. Ich selbst kenne das zum Beispiel bereits aus den hiesigen Edeka-Filialen. Dort gibt es am Eingang für jeden, der will, einen Handscanner und dann wird gescannt, was die Barcodes hergeben. Das kann dann a.) deutlich schneller gehen, weil man an der Kasse nur noch den Scanner einscannen muss (Inception!) und b.) kann es enorm praktisch sein, weil die Sachen einfach direkt von Anfang an im Einkaufskorb landen und nicht nochmal rausgekramt werden müssen. Soweit jedenfalls meine Meinung.

Die Scan&Go App wird in einem Penny Markt gezeigt. Mit der Scan&Go App können Nutzer ihre Einkäufe bereits während des Einkaufens im Markt scannen und am Ende bargeldlos bezahlen. Die App funktioniert auf dem iPhone und Handys mit Android.
Selber scannen kann das Schlangestehen an der Kasse ersparen. Heißt aber auch: Es wird protokolliert, was ich einkaufe.

Aber da kommt jetzt der Knackpunkt: Bei Edeka beispielsweise sind das anonyme Scanner. Bei Lidl geht es um eine personalisierte App. Über alle Einkäufe wird Buch geführt und das System lernt die persönlichen Gewohnheiten kennen. Fehlt nur noch ein bisschen KI - und da sind wir in Heilbronn ja goldrichtig - und schon gibt es ganz personalisierte Werbung und Kaufanreize.

Davor warnen auch die Verbraucherschützer. Für die einen oder anderen wiederum sind solche individuellen Rabatte dagegen durchaus die einen oder anderen persönlichen Daten wert. Wenn das nicht danach schreit, euch mal um eure Meinung zu fragen:

Selbst scannen und dafür persönliche Daten preisgeben - seid ihr dabei?

In der vorherigen Woche hatte meine Kollegin Ulrike Schirmer gefragt, was ihr davon haltet, dass Donald Trump wieder Präsident wird. Oder quasi schon ist. Zwei Drittel finden das furchtbar. Das andere Drittel findet es gut und denkt, "wird schon schiefgehen". Das Thema polarisiert auf jeden Fall, denn egal war das Thema keinem einzigen Nutzer oder Nutzerin.

Bei den bisherigen Themen wird sich erst noch zeigen, was die Zukunft so genau bringt. Zeit auch für einen Blick zurück - was ist eigentlich aus einem großen Thema der vergangenen Wochen geworden?

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Anfang November hieß es für die Mieterinnen und Mieter aus 80 Wohnungen in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis): Raus! Die Eigentümer hatten den Brandschutz vernachlässigt und auch sonst lag in dem Wohnkomplex wohl so einiges im Argen. Jetzt steht das Gebäude leer. Immerhin: Anscheinend haben alle Betroffenen ein neues Dach über dem Kopf - wenn auch in manchen Fällen nur übergangsweise.

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In Bad Mergentheim wurde ein heruntergekommener Wohnblock geräumt. Für mehr als 30 Bewohner musste die Stadt eine neue Bleibe suchen. Das scheint ihr gut gelungen zu sein.

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Die Menschen wurden nicht sich selbst überlassen, auch die Kommune musste mit anpacken. Mit Erfolg. Die Unterkünfte seien eine "bunte Mischung aus Wohnungen, städtischen Gebäuden, Modul- und Containerbauten", heißt es von der Stadt. Das hat die Fachberatungsstelle der Hilfseinrichtung Erlacher Höhe sogar etwas überrascht: Kein einziger Bewohner oder Bewohnerin des Wohnblocks kam hilfesuchend vorbei, dabei hatte man mit einem regelrechten Ansturm gerechnet.

Das Gebäude in der Löffelstelzer Straße in Bad Mergentheim musste geräumt werden.
Das Gebäude in der Löffelstelzer Straße in Bad Mergentheim musste geräumt werden.

Für manche war der Umzug sogar eine Verbesserung. Eine Bewohnerin hat uns berichtet, sie habe jetzt endlich wieder warmes Wasser zum Duschen. Allerdings sei ihr auch klar: Ein dauerhafter Zustand ist die Containerunterkunft nicht. Jeden Tag sei sie auf der Suche nach einer neuen Bleibe, aber was zu finden, sei leider sehr schwer.

Wir werden auf jeden Fall dranbleiben. Und euch entlasse ich hiermit ins Wochenende.

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