Gewalt und sexuelle Übergriffe

Obdachlose Frauen in Heilbronn und der Region leben gefährlich

Stand
Autor/in
Raphael Moos

Das Verbrechen an einer Obdachlosen in Lauda-Königshofen hat erneut deutlich gemacht, wie gefährlich das Leben auf der Straße sein kann, insbesondere für Frauen.

In Deutschland leben schätzungsweise 59.000 wohnungslose Frauen. Oleg, so ihr Spitzname, war insgesamt zwei Jahre eine von ihnen. Die 35-Jährige lebt in Heilbronn und kennt die Gefahren auf der Straße. Wenn Fremde einfach so einen Schlafplatz anbieten, sei für obdachlose Frauen Vorsicht geboten, sagt Oleg.

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Auch sei es naiv, einfach mit zu gehen, wenn irgendein Typ einen Drink ausgeben will. Manche der Frauen täten aber alles, um an ihren Alkohol oder "Stoff" zu kommen. "Da gibt es Männer, die beobachten uns." Sie selbst habe ihre Flaschen aus Angst vor K.O.-Tropfen immer bewacht. Auch sei bei ihr schon mehrfach versucht worden, die Hose im Schlaf zu öffnen.

Gewalt häufig innerhalb der Szene

Häufig seien es Streitereien innerhalb der Szene, die zu Verletzungen führten, sagt Hans-Martin Klenk von der Heilbronner Aufbaugilde. Dabei spielten Alkohol und Drogen oft eine Rolle. In der Tagesstätte "Gildetreff" gibt es eine offene Arztsprechstunde, wo Wunden oder Blessuren versorgt werden. Insgesamt habe die Gewaltbereitschaft in den letzten Jahren in Heilbronn leicht zugenommen, sagt Klenk. Auch die Mitarbeitenden tragen ein Armband mit Alarmknopf, damit gegebenenfalls schnell Security helfen kann.

Angriffe von außen und rechte Gewalt

Es gebe aber auch Angriffe von außen, sagt Wolfgang Sartorius von der Erlacher Höhe. Obdachlose würden bepöbelt oder beleidigt, zum Teil verprügelt. Auch rechtsextreme Gewalt gegen wohnungslose Menschen sei ein andauerndes Phänomen, heißt es von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Es gebe Fälle, da sei auf schlafende Obdachlose gepinkelt worden, berichtet Sartorius. Auch Hans-Martin Klenk ist ein Fall, der schon einige Jahre zurückliegt, noch besonders in Erinnerung:

Er erinnert sich an einen Klienten, der regelmäßig zur Heilbronner Aufbaugilde gekommen ist. Klenk berichtet, der Mann sei mit Benzin übergossen und angezündet worden. Zum Glück habe der Mann nur leichte Brandverletzungen gehabt. "Aber das war schon sehr heftig", erzählt Klenk.

Einen gewissen Schutz bieten sich die Freundeskreise unter den Obdachlosen selbst. "Wir nennen unsere starken Männer 'Kings'", sagt Oleg. "Wenn die mitbekommen, dass jemand angegriffen wird, verteidigen sie uns." Auch nachts im Park müsse immer einer wach bleiben. Sonst würden Ausweise und andere Dinge gestohlen. Das sei traurig, aber wahr.

Besserer Schutz von Obdachlosen

Wenn Städte und Gemeinden den Schutz von Obdachlosen verbessern möchten, sei ein Ansatzpunkt die ordnungsrechtliche Unterbringung, sagt Wolfgang Sartorius. Manche der Unterkünfte seien regelrecht menschenunwürdig. Wichtig sei, dass sich die Menschen zurückziehen und die Tür hinter sich verschließen könnten. Sonst seien Frauen schnell sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Hans-Martin Klenk schlägt mehr Präsenz von Polizei und Ordnungsamt in den Kommunen vor.

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