Der Fall der schwer verletzten obdachlosen Frau, die Ende Juli am Sportplatz in Lauda-Königshofen-Unterbalbach (Main-Tauber-Kreis) aufgefunden worden war, lässt auch Wolfgang Eble nicht kalt. "Dass das jetzt hier bei uns auf dem Land so passieren kann, konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen", sagt der ehemalige Leiter der Polizeidirektion Tauberbischofsheim. Seit sechs Jahren steht Eble an der Spitze der Außenstelle des Weißen Rings im Main-Tauber-Kreis. Einen vergleichbaren Fall aus der Region kennt er nicht. Schnell sei der Weiße Ring aktiv geworden, berichtet Eble.
Menschlicher Beistand
Die 61-Jährige sei derzeit in einer Reha-Einrichtung außerhalb des Landkreises, deshalb kümmere sich die dortige Außenstelle um die Frau. Ein Opferhelfer besuche sie, mit ihm stehe man in Kontakt. Aufgabe des Weißen Rings sei zunächst der menschliche Beistand, "dass überhaupt mal jemand da ist, der zuhört". Darüber hinaus hilft der Verein im Umgang mit Behörden, begleitet zu Terminen bei Polizei und Gericht und vermittelt Hilfe von anderen Stellen. Auch finanzielle Hilfe ist möglich, zum Beispiel in Form von Beratungsschecks.
Das Team im Main-Tauber-Kreis besteht aus fünf Ehrenamtlichen, die speziell ausgebildet sind. Das Gewaltverbrechen an der obdachlosen Frau ist für den Leiter der Außenstelle beispiellos, die Hilfe und Unterstützung langfristig.
Die Stadtverwaltung von Lauda-Königshofen überlegt, Obdachlose besser zu schützen. "Dass eine wehrlose, obdachlose Frau in unserem Stadtgebiet mit schwersten Verletzungen derart zugerichtet wird und nun auch noch ein Leben lang querschnittsgelähmt bleiben wird, sei abscheulich und beschämend", schreibt Bürgermeister Lukas Braun (FDP) dem SWR.
Bürgermeister: Frau lehnte Hilfe bislang ab
"Freilich stellt man sich dann auch die Frage, ob man Obdachlose, die sich bei uns aufhalten, noch besser schützen kann", so Braun weiter. Allerdings hätten sowohl die Stadt Lauda-Königshofen als auch die Nachbarstadt Bad Mergentheim (ebenfalls Main-Tauber-Kreis) der betroffenen Frau in den vorigen Jahren immer wieder eine Sozialunterkunft angeboten, was sie aber partout nicht in Anspruch nehmen wollte, so der Bürgermeister.
Von den Tätern fehlt noch jede Spur
Aktuell versuche die Stadtverwaltung, die Kriminalpolizei im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei deren Ermittlungsarbeit zu unterstützen, so Braun. Er hoffe natürlich, dass der oder die Täter gefasst werden.
Doch auch Hinweise aus der Bevölkerung lieferten bisher nicht den entscheidenden Durchbruch. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ermittlung und Ergreifung des oder der Täter führen.