Zu viele versiegelte Flächen und zu wenig Grün, das hat Heilbronn den Spitzenplatz auf der Negativ-Liste der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bei ihrem Hitze-Check eingebracht. Nur Mannheim, Böblingen und Sindelfingen (Kreis Böblingen) sind der DUH zufolge landesweit noch stärker versiegelt. Allerdings würden diese Städte ihren Bürgerinnen und Bürgern mehr Grün zur Erholung und Abkühlung bieten. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass trotzdem weiterhin Flächen versiegelt werden. Über 50 Hektar gingen so jeden Tag deutschlandweit verloren.
DUH: Trend zu mehr Beton "alarmierend"
Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend, sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickelten sich Städte zu Hitze-Höllen, so Metz. Die DUH fordert von der Bundesregierung ein rechtlich verbindliches Ziel, die Flächenversiegelung bis spätestens 2035 zu stoppen. Das Jahr 2050, wie von der Bundesregierung vorgesehen, reiche nicht aus.
Heilbronn akzeptiert schlechte Bewertung
Im Heilbronner Rathaus sorgt das schlechte Abschneiden beim Hitze-Check nicht für eine Überraschung. Die Ergebnisse der DUH seien nachvollziehbar. Heilbronn sei durch seine Geschichte als alte Industrie- und Handelsstadt geprägt und verfüge nur über sehr wenig grüne Flächen im besiedelten Bereich. Es gibt aber auch Kritik an der Berechnung der DUH: So hätten kühlend wirkende Wasserflächen, wie etwa an der Neckarmeile, bei den Berechnungen der DUH keine Rolle gespielt. Dies gelte auch für Grünflächen außerhalb der Bebauung.
Trotz wenig Grün: Heilbronn will Grüne Hauptstadt Europas werden
Heilbronn bewirbt sich derzeit um den Titel und die Förderung als "Grüne Hauptstadt Europas". Die Ergebnisse der DUH erscheinen da wenig schmeichelhaft. Die Stadt verweist aber darauf, dass es nicht darum gehe, bereits die grünste Stadt zu sein. Entscheidend sei die beste Strategie, um grüner zu werden, heißt es vom Heilbronner Grünflächenamt. Auch die DUH begrüßt das Ziel der Stadt, allerdings müsse die Stadt klar machen, wie sie trotz überdurchschnittlich hoher Versieglung und wenig Grünvolumen grüner werden will.
Dass in Heilbronn Handlungsbedarf besteht, ist bei der Stadt unumstritten. Daher sollen nach Möglichkeit Flächen entsiegelt werden und das Grünvolumen mit weiteren "Klimawäldchen" wie beim Wollhaus oder der Theresienwiese vergrößert werden. Zudem werde gerade an einer Hitzekarte gearbeitet. Darauf sollen Bürgerinnen und Bürger nachschauen können, an welchen Orten mit besonders viel Hitze zu rechnen ist - oder Orte finden, die Abkühlung versprechen.
Hohe Versiegelungsrate in Ludwigsburg
Neben Heilbronn ist Ludwigsburg die einzige Stadt in Baden-Württemberg, die von der DUH sowohl bei Versiegelung als auch beim Grünvolumen eine rote Karte erhält. Das Problem ist dort im Rathaus schon seit Jahren bekannt.
Ludwigsburg versucht gegenzusteuern, einzelne Flächen wie etwa im Walckerpark wurden entsiegelt, Parkflächen zurückgebaut. Besonders wichtig sei auch der Erhalt der Bestandsbäume. Viele große alte Bäume mitten in Ludwigsburg, das sei sehr selten, heißt es von der Stadt.
Mehr Geld für Hitzeschutz gefordert
Die Deutsche Umwelthilfe fordert mit der Netto-Null Versiegelung bis 2035, dass überall, wo Flächen versiegelt werden, im Gegenzug Asphalt und Beton zurückgebaut werden. Es gebe aber viele Hürden, heißt es aus dem Ludwigsburger Rathaus, wie etwa beim Arsenalplatz. Dort soll aus dem Innenstadt-Parkplatz ein Park werden. Einzelhandel und Gastronomie wehrten sich jahrelang gegen die Pläne, erst ein neues Parkhaus sorgte für Zustimmung. Und auch Entsiegelung kostet Geld: allein beim Arsenalplatz knapp fünf Millionen Euro. Ludwigsburg fordert daher für die nächsten Jahre mehr Geld von EU, Bund und Land.
Grüne Karte für Tübingen beim Hitze-Check
Tübingen ist dagegen offenbar eine Stadt, in der man es bei Hitze gut aushalten kann. Laut dem Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe ist Tübingen eine grüne Stadt, in der vergleichsweise wenige Flächen versiegelt sind. Demnach hat die Unistadt viele Grünflächen mit Bäumen, die einen Kühleffekt haben. Außerdem seien dort relativ wenige Flächen wie Straßen zu finden, die mit undurchlässigen Materialien bedeckt sind. Entsprechend hat die Stadt mit 91.000 Einwohnern eine "Grüne Karte" von der Umwelthilfe bekommen.