Offene Ausbildungsstellen, ungeeignete Bewerber, zu wenig Wissen über das Handwerk und der demografische Wandel: die Probleme beim Nachwuchs im Handwerk sind vielfältig, auch in der Region Heilbronn-Franken. In der Vollversammlung der Handwerkskammer Heilbronn-Franken am Mittwoch, waren auch die Nachwuchssorgen Thema, zu dem es aber auch positive Nachrichten gab.
Für das aktuelle Ausbildungsjahr gab es zwar mit rund 18.700 Ausbildungsverträgen in Baden-Württemberg erneut mehr Verträge als im Vorjahr, berichtet der Baden-Württembergische Handwerkstag, aber auch das reicht noch nicht. Denn auch fast jeder zweite Ausbildungsbetrieb konnte nicht alle Lehrstellen besetzen und musste Bewerber ablehnen, wegen fehlender Motivation oder Leistungsbereitschaft.
Eltern kennen zu wenig Vorteile des Handwerks
Ein zentrales Anliegen des Handwerkskammerpräsidenten Heilbronn-Franken, Ralf Rothenburger, ist die Sensibilisierung der Eltern für die Vorteile einer handwerklichen Ausbildung. Rothenburger betont, dass das Handwerk nicht nur eine sichere, sondern auch eine erfüllende Berufswahl ist. „Das Handwerk war schon immer ein sehr zuverlässiger Arbeitgeber mit guten Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten“, sagt er.
Wenn Eltern allerdings die Vorzüge des Handwerks nicht kennen, werden sie es auch ihren Kindern nicht nahelegen oder eine Bewerbung unterstützen. Um Eltern und Schülern die Vielfalt und die Chancen im Handwerk näherzubringen, organisiert die Handwerkskammer verschiedene Projekte und Veranstaltungen und geht in Einrichtungen.
Direkt in Schulen, Kindergärten und Bildungseinrichtungen
Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken will mit einer Vielzahl von Maßnahmen Nachwuchs gewinnen. Dazu gehören Schulprojekte, Kooperationen mit Kindergärten und gezielte Werbung. „Wir sind in den Schulen präsent und machen das Handwerk bekannt“, so Rothenburger. Auch Studienabbrecher sollen eine Perspektive im Handwerk finden. Trotz der Herausforderungen zeigt sich Rothenburger optimistisch, sie seien auf einem guten Weg, die Ausbildungssituation zu verbessern.
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Attraktivität des Handwerks
Rothenburger hebt hervor, dass das Handwerk Spaß macht und man die Ergebnisse seiner Arbeit direkt sehen kann. „Das Handwerk macht glücklich“, sagt er und verweist auf Studien, die dies belegen. Zu diesem Ergebnis kam beispielsweise eine Studie der Innungskrankenkasse IKK classic. Die Handwerkskammer arbeitet daran, diese Botschaft zu verbreiten und das Handwerk als attraktiven Beruf zu positionieren.