Trotz steigender Infektionszahlen ist der neue Corona-Impfstoff noch ein Ladenhüter. Für Apotheken ist das Impfen durchaus ein Thema - ein schwieriges: Wenn dort Corona-Impfungen vorgenommen werden, ist das mit einem enormen Dokumentationsaufwand und viel Aufklärungsarbeit verbunden. Dazu kommt noch die geringe Haltbarkeit der Impfstoffe, kritisiert Apotheker Rouven Steeb aus Bad Rappenau (Kreis Heilbronn), der auch Vizepräsident des Landesapothekerverbandes ist. Seit Montag steht ein angepasster Corona-Impfstoff zur Verfügung. Doch die Nachfrage nach einer Corona-Impfung hält sich seit einiger Zeit in Grenzen. Stattdessen ist aktuell etwas anderes nachgefragt: Corona-Tests.
Corona-Tests werden wieder häufiger gekauft
Denn seit Mai steigt deutschlandweit die Zahl der Corona-Infektionen - so sind die Einschätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI). Apotheken spüren das vor allem dadurch, dass vermehrt Corona-Tests gekauft werden, berichtet Steeb: "Wir haben auch das Gefühl, die Kunden sind seit der Pandemie deutlich sensibler, wenn es um Infekte und Infektionen geht".
Landesapothekerverband wünscht sich Verbesserungen
Grundsätzlich ist die Corona-Impfung gut organisiert, schickt der Apotheker voraus. Doch noch immer müssen Impfdosen entsorgt werden, weil sie nicht rechtzeitig verbraucht werden. In einem Fläschchen sind weiterhin sechs Impfdosen enthalten. Nach dem Öffnen muss der Impfstoff innerhalb von zwölf Stunden verbraucht werden. Das gelingt bei der geringen Nachfrage nicht immer, so die Kritik.
Warum es keine Einzeldosen gibt, kann Rouven Steeb nicht nachvollziehen. Auch die Aufklärung, für wen die Impfung empfohlen wird, bleibe oft an den Apotheken hängen. Hier wünscht sich Steeb mehr Initiative von den Krankenkassen.
Corona in Kliniken meist nur Nebendiagnose
Im Verbund der Heilbronner SLK-Kliniken beispielsweise wurden im Juli 22 Patientinnen und Patienten, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, mehr behandelt als noch im Mai. Das berichtet ein Sprecher der Klinik. In der Regel ist Corona hierbei aber nur eine Nebendiagnose. Die Betroffenen sind meist wegen anderer Beschwerden in Behandlung, heißt es weiter. Corona spiele im Klinikalltag somit aktuell nur eine untergeordnete Rolle. Zu schweren Verläufen komme es so gut wie gar nicht. Man könne inzwischen davon ausgehen, dass das Immunsystem der Betroffenen sich schon einmal mit Corona auseinandergesetzt hat – entweder über eine Impfung oder eine Infektion. Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen aber: 2023 starben deutlich mehr Menschen an einer Covid-19- als an einer Grippe-Erkrankung. Die Todesursachenstatistik des Statistischen Landesamts basiert auf den Angaben aus den Todesbescheinigungen, die Ärztinnen und Ärzte nach Leichenschauen erstellen. Dort werden auch Nachweise übertragbarer Erkrankungen dokumentiert, so das BW-Gesundheitsministerium.
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