In vielen katholischen Kirchengemeinden wurde am Donnerstag mit Gottesdiensten und Prozessionen das Fronleichnamsfest gefeiert, so auch in Heilbronn-Franken. Fronleichman ist ein Tag mit besonderer Bedeutung - neben Ostern, Weihnachten und Pfingsten, so Markus Pfeiffer, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Augustinus in Heilbronn. Gottesdienste, Prozessionen und Blumenteppiche stehen im Mittelpunkt - und viele Freiwillige, die daran beteiligt sind.
Eucharistie bei Katholiken im Fokus
Schon seit Jahren feiern die beiden Gemeinden St. Augustinus und St. Peter und Paul in Heilbronn das Fronleichnamfest zusammen, sagt Pfarrer Pfeiffer. Seit Kurzem sind noch weitere örtliche Gemeinden mit im Boot. Dieses Jahr musste der Prozessionszug durch die Innenstadt allerdings wegen des Regens ausfallen. Die Fronleichnamsgottesdienste fanden in den jeweiligen Kirchen statt.
Im Grunde steht an Fronleichnam nochmal die Eucharistie im Fokus, so Pfeiffer, "dass Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert und uns als Vermächtnis hinterlassen hat, wenn er Brot und Wein nimmt und sagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis." Und da man sich schon früh bewusst machen wollte, dass die Eucharistie auch zum Alltag gehört, habe man die Gottesdienste mit Prozessionen verbunden - und zu Ehren Gottes dann geschmückt. So ziehen Christen also durch die Gassen und Blumenteppiche zieren ihren Weg. Ein Fest, das großen Aufwand bedeutet. Die Herausforderung ist wie immer: Freiwillige zu finden, die sich dafür - und auch sonst unter dem Jahr - in der Kirche engagieren, sagt Pfeiffer.
Prozessionen in vielen Gemeinden - Ehrenamtliche legen Blumenteppiche
Prozessionen gab es, sofern möglich, in vielen Gemeinden in Heilbronn-Franken, zum Beispiel in Oedheim, Erlenbach, Schwaigern, (alle Kreis Heilbronn), Igersheim (Main-Tauber-Kreis), Blaufelden (Kreis Schwäbisch Hall) und Öhringen (Hohenlohekreis). Auch in Heilbronn-Böckingen zogen die Katholiken durch die Straßen. An mehreren Stationen gab es Blumenteppiche. Selbst die evangelische Schwestergemeinde war bei dem katholischen Fest mit von der Partie und gestaltete vor ihrer Kirche im Wohngebiet Kreuzgrund einen Blumenteppich.
Viele Ehrenamtliche - auch in Untergruppenbach
In Untergruppenbach (Kreis Heilbronn) beispielsweise kümmert sich ein ehrenamtliches Gemeindemitglied schon seit über 30 Jahren um die Blumenteppiche: Maria Reineke.
Und so beginnt der Fronleichnamstag für die Untergruppenbacherin schon um fünf Uhr morgens. Auch in diesem Jahr gab es einen Gottesdienst in der Gemeinde St. Stephan mit anschließender Prozession - zum Haus der Generationen und zurück zur Kirche. Dort legte Reineke auch die Blumenteppiche, kleine bunte Kunstwerke, liebevoll kreiert und gestaltet.
Wochen zuvor schon schmiedet sie jedes Jahr die Pläne für die Motive, bringt ihre Ideen, die sie das ganze Jahr über für die Blumenteppiche sammelt, zu Papier. Am Fronleichnamsmorgen dann nehmen die gezeichneten Vorlagen Gestalt an, eine Hand voll Helferinnen und Helfer stehen der 66-Jährigen dafür zur Seite: "Irgendwie geht es immer", sagt sie. Am Tag zuvor holt sie die Blüten bei Spenderinnen und Spendern ab, darunter Gärtnereien und Privatleute. Die Fahrerei sei "ganz schön Arbeit". Dieses Jahr fallen die drei Blumenteppiche etwas kleiner aus. Früher, so sagt Reineke, maßen sie zwei bis drei Meter.
Wetter bleibt weitestgehend trocken Etwa 500 Menschen bei traditioneller Fronleichnamsprozession in Walldürn
Die traditionelle Fronleichnamsprozession in Walldürn musste entgegen vorheriger Befürchtungen wegen des Wetters nicht abgesagt werden. Es kamen aber weniger Pilger als sonst.
Sind Blumenteppiche zu Fronleichnam noch zeitgemäß?
In der Gemeinde Bühlerzell (Kreis Schwäbisch Hall) haben die Blumenteppiche eine lange Tradition. Mehrere Tage sind Manuela Pfitzer und viele andere unterwegs, um Blumen auf den Wiesen zu pflücken. Auch wenn diese nach dem Fest auf dem Mist eines Landwirts landen, findet sie, dass es den Aufwand wert ist. Diese Tradition sei gut für die Dorfgemeinschaft, da sich vom Kirchenchor bis zu den Vereinen viele im Ort beteiligen.
Auch in Gundelsheim (Kreis Heilbronn) will Maximilian Englert die Tradition an Fronleichnam nicht missen. Es habe allerdings die letzten Jahre nachgelassen, früher sei der Aufwand größer gewesen. Damals war noch der ganze Weg durch die Altstadt mit Blumen und Gräsern belegt. Heute gelte: lieber klein aber fein. Für die schwarzen Konturen Kaffeesatz verwendet, verrät er. Auch er findet den Brauch noch zeitgemäß.
Premiere in Beckstein: Eine Andacht an der Madonna
Im Ortsteil Beckstein in Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis) stiftete Reimund Braun vor fünf Jahren eine Madonna unter einem Gipfelkreuz auf dem Geisberg. Als Dank, dafür dass er beim Skifahren einen Genickbruch überlebte. Dieses Jahr soll es an Fronleichnam abends zum ersten Mal eine Andacht und ein Fest an der Madonna geben, sagte er dem SWR.
Auch jüngere Menschen helfen gerne an Fronleichnam
Die Suche nach Ehrenamtlichen kennt der Heilbronner Pfarrer Markus Pfeiffer. Die engagierten Freiwilligen werden immer älter, junge Menschen, die mit anpacken wollen, kommen nur wenige nach. Dennoch bleibt er Optimist: Es gebe immer wieder jüngere Menschen, die Freude daran haben, etwas in der Gemeinde zu tun, sagt Pfeiffer.
Und auch Maria Reineke ist voll dabei, denn: Trotz all der Arbeit, die Tradition ist ihr einfach wichtig, sagt sie im SWR-Interview. Nicht nur, weil die Untergruppenbacherin ihre Talente einbringen und den Menschen, die die Blumenteppiche sehen, eine Freude machen kann, sondern auch, weil sie in manchmal schwierigen Zeiten kleine "Impulse und Denkanstöße" setzen möchte.
So wie Reineke geht es vielen, sagt der Heilbronner Pfarrer Pfeiffer: Denn auch wenn Fronleichnam kein kommerzielles Fest wie Weihnachten oder Ostern ist, hat es für viele Christinnen und Christen eine hohe Bedeutung. Der Gottesdienst im Freien ist etwas ganz Besonderes. Und den würden "gar nicht so wenige besuchen", sagt er. "Ein paar Hundert kommen auf jeden Fall und sie haben auch eine ganz besondere Freude daran, dieses Fest zu feiern."