In Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) ist der jüngste Stadtrat aller Zeiten gerade mal 17 Jahre alt. Frank Kaltenbach hat es bei der Kommunalwahl im Juni über ein Ausgleichsmandat für die Grünsfelder Liste ins Gremium geschafft. Mit der konstituierenden Sitzung beginnt für ihn jetzt die kommunalpolitische Arbeit. Der Polit-Neuling will junge Themen voranbringen, sich für einen Jugendraum einsetzen und ist überzeugt, dass er etwas bewirken kann.
Schon immer interessiert an Politik
Bei der Kommunalwahl 2024 konnten erstmals in Baden-Württemberg Jugendliche ab 16 Jahren gewählt werden. Das war bundesweit ein Novum. "Es ist schon eine Ehre, gefragt zu werden, ob man kandidieren möchte", sagt Kaltenbach, der nicht lange überlegen musste und sich durchaus Chancen ausgerechnet hat. Schließlich sei er bekannt in der kleinen Stadt.
Neben der Ausbildung zum Industriemechaniker, Fahrstunden, Krafttraining und Fußball macht er jetzt erste Schritte in die Politik. "Wenn man ein gutes Zeitmanagement hat, kriegt man das schon hin", ist er überzeugt. Schon in der Schule habe er sich sehr für politische Themen und Diskussionen interessiert, sagt er, kommt aber aus einer politisch "völlig unbelasteten Familie", wie seine Mutter Ute erzählt. Sie ist stolz, dass ihr Sohn nun im Gemeinderat sitzt.
Vorfreude und Respekt
Auf seine neue Aufgabe freut sich Frank Kaltenbach. Nur vor dem Thema Finanzen hat er "richtig Respekt", schätzt es als sehr schwierig und komplex ein. Die Unterstützung aus der Fraktion ist dem Youngster aber gewiss. "Als Großmutter der Fraktion nehme ich ihn gerne an die Hand", versichert Isabell Noor, die seit 2019 für die Interessengemeinschaft Grünsfelder Liste im Gemeinderat sitzt. Die 59-Jährige ist begeistert, dass der jüngste Kandidat auf Anhieb den Sprung ins Stadtparlament geschafft hat. Viele hätten keinen Bock auf Politik, das Desinteresse ziehe sich aber durch alle Altersklassen, sagt sie und ergänzt: "Frank ist es ernst und das finde ich fantastisch."
Der junge Politiker will vor allem jungen Menschen eine Stimme geben. In Grünsfeld sei das Angebot für Jugendliche nicht so, wie er sich das wünscht. Das möchte er verändern und sich beispielsweise für einen Jugendraum einsetzen: "Wir haben eine coole Jugend, aber es fehlt ein Raum für die Gemeinschaft." Und er will mitreden, mit seiner Meinung bei Diskussionen im Gremium nicht hinterm Berg halten.
Nervosität steigt
Lampenfieber vor der ersten Sitzung? Etwas. "Das Einschlafen am Abend davor könnte etwas schwerer als sonst werden", kann er sich vorstellen. Als Torwart im Fußballverein muss er stets Ruhe und Souveränität ausstrahlen. Er hofft, dass ihm das bei seiner neuen Aufgabe als Stadtrat auch gelingt. Jetzt, kurz vor dem Start, steigt jedoch die Nervosität. Möglicherweise hat er sich deshalb Tage vor der ersten Sitzung schon Gedanken über das passende Outfit gemacht. Ein Hemd will er anziehen - wahrscheinlich. Letzte Zweifel sind noch nicht ganz ausgeräumt: "Ein ordentliches Poloshirt wird's vielleicht auch tun."