Mit Gottesdiensten, Kranzniederlegungen und Konzerten wird am Sonntag auch in der Region der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Anlass ist der bundesweite Volkstrauertag, an dem vor allem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) aktiv ist, um in Städten und Gemeinden Gedenkfeiern zu organisieren. Im Vorfeld sammeln Vertreter des Volksbundes Spenden für den Erhalt von Kriegsgräbern. Laut VdK gibt es insgesamt fast 5,4 Millionen Kriegstote und Vermisste. Man kann auch online nach ihnen suchen, allerdings sind noch längst nicht alle erfasst.
Kleiner Traditionsbruch bei den FeierlichkeitenStadt Konstanz: Menschlichkeit und Frieden sind nicht selbstverständlich
Der Volkstrauertag - eine verstaubte Tradition oder ein wichtiger Mahntag? Für die Stadt Konstanz ist die Sache klar. Sie schreibt: "Auf der Welt nehmen Kriege, Konflikte und Terror zu. Spätestens seit 2022 der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann, dürfte klar sein, dass Menschlichkeit und Frieden nicht selbstverständlich sind." Umso wichtiger sei es, Anteil zu nehmen und am Volkstrauertag unter dem Motto "Gemeinsam für den Frieden!" aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken.
Der Volkstrauertag sei aktueller denn je, sagt Oliver Wasem, der Landesvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der ebenfalls in Konstanz sitzt. Die Generation, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hat, sei inzwischen zwar fast verschwunden, dennoch gebe es viele junge Menschen, die sich angesichts der aktuellen Kriege für das Gedenken interessierten. Das Erinnern an das Sterben im Krieg sei angesichts eines konkreten Kreuzes, das mit dem Schicksal eines Menschen verbunden ist, eindrücklicher als trockener Geschichtsunterricht.
Heute reisten Konstanzer Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mit dem VdK zu Kriegsgräbern und berichteten von ihrer Reise, erklärt der Landesvorsitzende des VdK. Was sie etwa empfanden, wenn sie am Grab eines Gleichaltrigen gestanden und es gepflegt haben. Durch dieses Erlebnis anhand eines persönlichen Schicksals könnten die jungen Menschen die ältere Generation in ihrer Trauer viel besser verstehen - eine generationsübergreifende Erfahrung.
In diesem Sinne begehen jüngere und ältere Menschen gemeinsam den Volkstrauertag in der Region. Im Konstanzer Stadtteil Litzelstetten beispielsweise mit einer Gedenkstunde für den Frieden: am Sonntag um 12:15 Uhr auf dem Dorffriedhof. Auf dem Hauptfriedhof Konstanz allerdings wird der Opfer von Krieg, Terror, Gewalt und Diktatur erstmals schon am Samstag gedacht. Die Stadt und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge laden die Bürgerinnen und Bürger um 15:30 Uhr zur zentralen Gedenkfeier mit Kranzniederlegung ein. Mit dabei sind unter anderem Ex-Landrat Frank Hämmerle, Schülerinnen und Schüler des Ellenrieder Gymnasiums und der Musikverein "Eintracht".
SWR Aktuell Baden-Württemberg berichtete 2022 über das Sammeln für den Volkstrauertag auf der Autofähre:
Veranstaltung wird musikalisch umrahmtGedenkstunde auf Biberacher Stadtfriedhof
In Biberach gibt es am Volkstrauertag eine Gedenkstunde. Sie beginnt um 11 Uhr. Dabei spricht Effi Holland, die Leiterin der VHS Biberach, zum Thema "Bildung und Frieden". Schülerinnen und Schüler tragen ihre Gedanken zum Volkstrauertag vor. Dekan Matthias Krack wird als Vertreter der Kirchen ein Gebet sprechen. Es gehe um das Motto des Volksbunds "Gemeinsam für den Frieden", so die Stadt Biberach als Mitveranstalterin der Gedenkstunde.
Mitgestaltet wird die Gedenkstunde von der Reservistenkameradschaft Biberach sowie der Freiwilligen Feuerwehr. Musikalisch umrahmt wird sie von der Stadtkapelle Biberach und dem Männergesangverein "Frohsinn Biberach". Kurz vor Ende der Veranstaltung wird vor der Aussegnungshalle ein Kranz niedergelegt. Laut der Stadt endet die Feier mit der Nationalhymne. Eingeladen sind alle Bürgerinnen und Bürger.
In Kirchen, auf Friedhöfen in den OrtschaftenMehrere Gedenkfeiern in Friedrichshafen
Gleich fünf Gedenkfeiern gibt es in Friedrichshafen und seinen Ortschaften. In der Innenstadt selbst ist das Kriegerdenkmal in den Uferanlagen Ort der Feierlichkeiten. Sie beginnen um 11 Uhr und werden vom Stadtorchester Friedrichshafen musikalisch begleitet. Es spricht Esther Stolz, die Vorsitzende der Ortsgemeinschaft Friedrichshafen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Am Ende werden auch hier Kränze niedergelegt.
Schon früher beginnen die Feierlichkeiten in den Friedrichshafener Ortschaften. In Ettenkirch werden sie mit einem Gottesdienst um 8:30 Uhr eröffnet, in Berg um 8:45 Uhr und in Kluftern um 9 Uhr. Die Ortschaften Raderach und Riedheim begehen die Gedenkfeier gemeinsam. Sie beginnt um 9:15 Uhr. In Ailingen wird der Opfer von Krieg und Gewalt ab 10 Uhr gedacht.
Auch Opfern politischer Willkürherrschaft wird gedachtSingen will jungen Menschen Volkstrauertag näherbringen
Etwas später als anderswo beginnt die Zeremonie zum Volkstrauertag in Singen (Landkreis Konstanz). Hier laden die Stadt und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Bürger um 11:20 Uhr in die Einsegnungshalle des Waldfriedhofs. Wichtig ist der Stadt, dass am Volkstrauertag nicht nur aller Opfer der beiden Weltkriege gedacht wird, sondern auch jener, die durch politische Willkürherrschaft ihr Leben verloren haben, etwa Millionen von Juden durch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten.
Musikalisch begleitet wird die Gedenkfeier in Singen vom Orchester des Hegau-Gymnasiums. Zudem werde das Friedrich-Wöhler-Gymnasium mit einem Wortbeitrag zur Veranstaltung beitragen, erklärt die Stadt. Man lade alle Bürgerinnen und Bürger ein – insbesondere auch die junge Generation, um zu zeigen, man vergesse die Toten der Vergangenheit nicht und trete durch das Gedenken an sie für Frieden und Versöhnung ein.
Schüler wichtiger Teil der FeierViele Abordnungen bei Ravensburger Gedenkfeiern
Auch auf dem Ravensburger Hauptfriedhof sollen Schülerinnen und Schüler die Gedenkfeier mitgestalten. Sie kommen von der Gemeinschaftsschule Ravensburg und tragen ihre Gedanken zum Volkstrauertag vor. Die Feier findet um 11:15 Uhr statt. Die Begrüßung übernimmt Oberbürgermeister Daniel Rapp, die musikalische Umrahmung das Stadtorchester Ravensburg. Den Gedenktext spricht der Ravensburger VdK-Beauftragte und CDU-Landtagsabgeordnete August Schuler. Neben der Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof gibt es Sonntagnachmittag um 14:30 Uhr eine weitere auf dem Friedhof in der Weststadt.
Auf den beiden Ravensburger Friedhöfen mit Abordnungen vertreten sind neben dem Sozialverband VdK Ravensburg auch das Deutsche Rote Kreuz, der Liederkranz Ravensburg, die Kyffhäuser Soldatenkameradschaft 1840 Ravensburg, die Bürgergarde Ravensburg und die Bundeswehr-Reservistenkameradschaft Ravensburg.
Komposition ist Opfern des Kosovokriegs gewidmetFriedensmesse in Meßkirch
Eine andere Art des Gedenkens bietet am Sonntag die Stadtkirche St. Martin in Meßkirch (Kreis Sigmaringen). Dort wird um 17 Uhr "The Armed Man – A Mass For Peace" (dt.: Der Bewaffnete – Eine Friedensmesse) von Karl Jenkins aufgeführt. Mitwirkende sind der Kirchenchor Rast-Bichtlingen (Kreis Sigmaringen) und die Junge Sinfonie Reutlingen.
Die Friedensmesse entstand der Kirchengemeinde zufolge als Auftragskomposition anlässlich der Jahrtausendfeier und ist den Opfern des Kosovokriegs gewidmet. Sie bezeichne auf dramatische, musikalische Art die wachsende Bedrohung eines Abstiegs in den Krieg. Gleichzeitig ende sie mit der Hoffnung auf Frieden in einem neuen Jahrtausend, wenn Trauer, Schmerz und Tod überwunden werden.