Die Aufräumarbeiten auf dem vom Unwetter stark betroffenen Campingplatz in Lindau-Zech sind weitgehend abgeschlossen. Das berichtete der für den Platz zuständige Baumpfleger am Samstagmittag auf SWR-Anfrage. Der Campingplatz sei wieder geöffnet. Der Campingplatzbetreiber war am Freitag davon ausgegangen, dass der Betrieb ab Montag wieder normal laufen werde.
Verletzte und Schäden auf Campingplatz in Lindau
Bei dem Orkan waren in der Nacht auf Freitag mehrere alte Bäume auf Wohnwagen und Zelte gestürzt, sechs Menschen wurden verletzt. Weil weitere Gefahr drohte, wurde der Platz geräumt. Mehr als 800 Urlauber, darunter viele junge Familien mit Kindern, befanden sich auf dem Gelände. Sie wurden mit Bussen in die Inselhalle in Lindau gebracht und dort unter anderem von Helferinnen und Helfern des Bayerischen Roten Kreuzes versorgt. Ein Obsthof und ein Discounter stellten noch in der Nacht Lebensmittel zur Verfügung.
Parks, Spielplätze und Straßen in Lindau gesperrt
Im gesamten Stadtgebiet von Lindau kam es zu erheblichen Sturmschäden. Laut Mitteilung der Stadt waren zunächst alle Parkanlagen, Spielplätze, Friedhöfe und Sportplätze im Lindauer Stadtgebiet aufgrund der akuten Gefahr des Astbruchs gesperrt (Stand Freitagmorgen). Darüber hinaus mussten wegen umgestürzter Bäume und herabfallender Äste einzelne Straßen gesperrt werden.
Die Sturmböen fegten durch die gesamte Bodenseeregion. In Lindau erreichten sie Windgeschwindigkeiten von 144 Stundenkilometern, in Friedrichshafen bis zu 137 Stundenkilometer. Am Beringer Randenturm im schweizerischen Schaffhausen wurden sogar Windgeschwindigkeiten von 174 km/h gemessen.
Zeltlager Seemoos in Friedrichshafen evakuiert
Ein Zeltlager in Friedrichshafen-Seemoos (Bodenseekreis) wurde wegen des Unwetters vorsorglich evakuiert. 236 Kinder und 58 Betreuerinnen und Betreuer verbrachten die Nacht in der Turnhalle einer Schule, verletzt wurde laut Polizei niemand. Wie die Stadt am Freitagmorgen mitteilte, wurde ein Teil der Kinder von den Eltern abgeholt, da das Zeltlager sowieso planmäßig am Freitag endete. Die übrigen wurden mit Mannschaftsfahrzeugen der Feuerwehr Friedrichshafen in die Bodenseeschule gebracht. In der Turnhalle wurden vom Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz und den Johannitern Feldbetten aufgebaut.
Brände nach Blitzeinschlägen in Häusern im Linzgau und in Oberschwaben
In Litzelbach, einem Teilort von Pfullendorf (Kreis Sigmaringen), schlug der Blitz in ein Wohngebäude mit Scheune ein. Verletzt wurde niemand, durch den Brand entstand laut Polizei jedoch ein Schaden von rund 700.000 Euro. Die über 80-jährigen Bewohner konnten gerettet werden. Ihr im Nebenhaus wohnender Sohn Rainer Schönholzer erlebte den Blitzeinschlag unmittelbar mit. Im SWR-Interview beschrieb Schönholzer, wie er den Moment des Blitzeinschlags erlebte.
Auch in ein Wohnhaus in Mittelbiberach (Kreis Biberach) schlug der Blitz ein. Hier gab es ebenfalls keine Verletzten, der Schaden wird auf rund 80.000 Euro geschätzt. Im Kreis Konstanz wurden im Stockacher Ortsteil Hengelau laut Polizei durch das Unwetter Teile einer Scheune weggerissen. Und auch für gut 600 Besucher des "Eine Liebe"-Festivals in Herdwangen-Schönach hatte das Unwetter Konsequenzen – das Festival wurde für rund zwei Stunden unterbrochen. Die Gäste reagierten verständnisvoll, so der Veranstalter, Schäden oder Verletzte gab es hier keine.
Straßen und Bahnstrecken durch umgestürzte Bäume blockiert
In der ganzen Region Bodensee-Oberschwaben stürzten durch das Unwetter diverse Bäume um und blockierten Straßen, etwa auf der Insel Reichenau oder in Eigeltingen im Kreis Konstanz. Die Bahn meldete am Freitagmorgen zwei gesperrte Linien und Strecken wegen Unwetterschäden: Betroffen seien der IRE 6 von Tübingen nach Sigmaringen sowie der RE 55 von Sigmaringen nach Hausen im Tal. Die Stadtverwaltung Sigmaringen und die Forstabteilung bitten Spaziergänger, lokale Wander- und Forstwege am Wochenende zu meiden. Die Sturmschäden könnten aufgrund ihres Ausmaßes nicht kurzfristig beseitigt werden.
Starke Gewitterfront auch über der Ostschweiz
Die Gewitterfront zog am Donnerstagabend auch über die Ostschweiz. Laut Kantonspolizei St. Gallen rückten 35 verschiedene Feuerwehren zu über 100 Einsätzen aus. Menschen kamen nicht zu Schaden. 46 Bäume mussten von Straßen und Bahnschienen geräumt werden. Bei einem Brand in Niederglatt im Kanton St. Gallen wurde ein Bauernhaus zerstört, ein Blitzschlag könnte die Ursache gewesen sein.
Vorarlberg: Zwei Boote auf dem Bodensee in Seenot
In Vorarlberg war vor allem der Raum Bregenz und Umgebung vom Unwetter betroffen, meldet der ORF. Dort seien zahlreiche Bäume auf Straßen gestürzt. Auch Bauzäune habe der Wind umgeweht. Auf dem Bodensee vor Vorarlberg seien zwei Boote in Seenot geraten. Eines habe es selbst zurück in den Hafen geschafft, beim anderen habe die Wasserrettung zwei Menschen retten müssen. Verletzt wurde niemand. Wegen Unwetterschäden in Vorarlberg sind zwischen Lochau-Hörbranz Bahnhof und Lindau-Reutin Bahnhof bis voraussichtlich heute Mittag keine Fahrten möglich.