Der dreistachlige Stichling ist laut einer neuen Studie der Fischereiforschungsstelle Langenargen im Bodenseekreis für die bedrohten Felchen im Bodensee der "Bodensee-Wolf im Schafspelz". Die meiste Zeit des Jahres ist der Stichling ein ziemlich unscheinbarer Fisch: Er wird normalerweise fünf bis acht Zentimeter lang, ist silberfarben und trägt auf dem Rücken drei bewegliche Stacheln. Seine Bauchflosse hat ebenfalls einen Stachel. Diese Stacheln kann er fest aufstellen, so dass sie zu einer richtigen Waffe werden. Die neue Studie hat ihn nun als Raubfisch eingestuft.
Die Fischereiforschungsstelle hat herausgefunden, dass Stichlinge vor allem im Winter und Frühjahr große Mengen Felcheneier und -larven fressen. Stichlinge seien dann, wie Hechte und Welse, als Raubfische einzuordnen. Sie hätten in dieser Zeit auch kaum andere Nahrungsquellen. Für die neue Studie haben Forscherinnen und Forscher die Mägen von Stichlingen untersucht, außerdem bestimmte Stickstoff- und Kohlenstoffwerte im Muskel- und Lebergewebe der bis zu zehn Zentimeter langen Fische.
Neue Studie unterstreicht Dringlichkeit der Felchenschonung
Die Ergebnisse zeigten, wie wichtig die verschiedenen zum Schutz der Felchen beschlossenen Maßnahmen seien. Vor allem das Fangverbot ab 2024. Zusätzlich soll der Stichling in einem Pilotversuch im kommenden Jahr mit Schleppnetzen aus dem Bodensee geholt werden. Die Hoffnung bestehe, dass der Felchenbestand sich wieder erhole und anschließend eine Fischerei wieder möglich sei, so Jan Baer, einer der Hauptautoren der Studie von der Fischereiforschungstelle in Langenargen.
Der Stichling wurde in den 1950er-Jahren in den Bodensee eingeschleppt. Durch seine Nahrungskonkurrenz zum Felchen wird er laut der Fischereiforschungsstelle Langenargen hauptverantwortlich für den derzeitigen starken Rückgang der Felchenerträge gemacht.