Singen am Hohentwiel (Kreis Konstanz) hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Vor 125 Jahren erhielt Singen das Stadtrecht. Daran wird am Samstagabend feierlich erinnert.
Dank einer ursprünglich aus der Schweiz stammenden Würzbrühe hatte das ehemalige Dorf um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einen rasanten Aufstieg erlebt. Die Eisenbahn schloss die Stadt zudem an grenzüberschreitende Schienennetze an. Damit begann ein eher zufälliger und sehr rasanter Aufschwung, sagt der Singener Historiker Simon Götz.
Mit Maggi-Würze beginnt der wirtschaftliche Aufschwung
Dass aus einem beschaulichen Dorf die zweitgrößte Stadt im Kreis Konstanz geworden ist, liegt auch an Maggi, der Würze aus der markanten braunen Flasche. Der Schweizer Unternehmer Julius Maggi hatte 1887 eine Abfüllstation und Versandstelle für seine Suppenwürze in Singen eröffnet. Zehn Jahre später wurde die Station dann als Firma Maggi rechtlich selbständig. Mit dem Unternehmen begann auch der wirtschaftliche Aufstieg der Stadt am Hohentwiel. Das Gemüse für die Konservengerichte lieferten die Bauern aus dem damaligen Dorf Singen.
Heute ist der Standort Singen das größte deutsche Maggi-Werk mit rund 550 Mitarbeitenden, das Unternehmen gehört mittlerweile zum Konzern Nestlé. Produziert werden in Singen neben der Suppenwürze auch Ravioli und Brühwürfel.
Eisenbahn schließt Singen an Deutschland und die Schweiz an
Mit der Bahn wurden die Maggi-Produkte von Anfang an nach ganz Deutschland transportiert. Denn Singen wurde über die Eröffnung der Strecke von Waldshut nach Konstanz Ende des 19. Jahrhunderts an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Bahnhof ist auch heute noch ein Knotenpunkt in der Bodenseeregion.
1899 geschah dann der denkwürdige Schritt in der Stadtgeschichte: Im September verlieh der badische Großherzog Friedrich I. der Gemeinde Singen die Stadtrechte. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Singen vom Dorf zur Stadt - und zwar "in amerikanischem Tempo", heißt es von der Stadt und Historikern. Das bedeutet: Die Stadt wuchs rasant, in wenigen Jahrzehnten um 400 Prozent.
Empfehlung der Grundstückskommission Neues Krankenhaus im Kreis Konstanz soll in Singen gebaut werden
Das neue Krankenhaus im Landkreis Konstanz soll in Singen Nord gebaut werden. Das empfiehlt die Grundstückskommission. Zur Auswahl standen mehrere Grundstücke in Radolfzell und Singen.
Um 1900 zogen viele Fremde als Arbeiterinnen und Arbeiter in die Stadt unter dem ehemaligen Vulkankegel Hohentwiel. Sie seien gut integriert worden, sagt Historiker Simon Götz. Das habe die Mentalität der Einwohnerinnen und Einwohner bis heute geprägt. In der Industriestadt leben derzeit rund 50.000 Menschen.
Dunkles Kapitel in der Stadtgeschichte: Zwangsarbeiter in den Betrieben
Doch auch die Verflechtung von Industrie und Nationalsozialismus gehört zur Stadtgeschichte. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in den Singener Großbetrieben und in der Landwirtschaft Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter aus Osteuropa eingesetzt. Bombenangriffe zerstörten die Gegend um den Bahnhof und die Gebäude entlang der Hauptstraße. Dennoch sei Singen aufgrund der ansässigen Schweizer Unternehmen von größeren Zerstörungen verschont geblieben, heißt es von der Stadt.
Nach dem Krieg liefen die Geschäfte wieder an. Heute sind Inflation, Energiekosten und der Wandel in der Autoindustrie Themen, die die Unternehmen beschäftigen. Der Wandel sei aber auch eine Chance für die Stadt sich weiterzuentwickeln, sagt Bernd Häusler (CDU), Oberbürgermeister von Singen.
Für Samstagabend hat die Stadt zum Festakt in die Stadthalle eingeladen: Historische Rückblicke und Darbietungen verschiedener Singener Vereine stehen auf dem Programm. Noch bis Ende des Jahres gibt es in Singen in den Museen und im Theater "Die Färbe" weitere Veranstaltungen rund um das Jubiläumsjahr.