In Singen startet die Tafel das Projekt "Rede-Zeit". Gerade die Tafeln im Land bekommen mit, wie sich Menschen, die von Armut betroffen sind, fühlen. In Bezug auf die Politik komme es oft vor, dass diese den Eindruck hätten, "die da oben wissen gar nicht, wie es ihnen geht". Und in der Politik herrsche manchmal die Meinung, dass armutserfahrene Menschen sich sowieso nicht beteiligen und am Ende immer gegen alles sind. Deshalb hat die Tafel Singen (Kreis Konstanz) mit dem Projekt "Rede-Zeit" einen Dialog ins Leben gerufen. So sollen die Menschen miteinander ins Gespräch kommen.
Einmal pro Woche, immer montags von 16 bis 18 Uhr, steht nun der "Rede-Zeit"-Bus der Tafel Singen auf einem Supermarkt-Parkplatz. Dort wird mit Getränken und kleinen Snacks eine gemütliche Gesprächsatmosphäre geschaffen. Unter anderem begrüßen Projektleiter Reinhard Zedler und Angela Berger interessierte Bürgerinnen und Bürger, insbesondere diejenigen mit Armutserfahrung.
Den ehemaligen Geschäftsführer des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt, Reinhard Zedler, begeistert die neue Aufgabe. Er dokumentiert, was die Menschen ihm zutragen, und gibt es an die Politik weiter. Mit dem "Rede-Zeit"-Bus will er den Menschen mit Armutserfahrung eine Stimme geben.
Tafel-Mitarbeiterin will Erfahrungen weitergeben
Auch Tafel-Mitarbeiterin Angela Berger ist am Rede-Zeit-Bus anzutreffen. Sie hat selbst Armut erfahren, nun will sie anderen helfen. Durch ihre eigene Vergangenheit kann sie sich gut in die Situation ihrer Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner einfühlen.
Im vergangenen Jahr hat die Singener Tafel die Zusage zur Förderung des Projektes zur "aufsuchenden politischen Bildung für Menschen mit Armutserfahrung" vom Land bekommen. Mit 79.000 Euro wird das Projekt in der Zeit von Dezember 2023 bis Februar 2026 bezuschusst. Die Tafel Singen muss aus eigenen Mittel 4.200 Euro beisteuern.