Die Gastronomie am Bodensee und in Oberschwaben hat sich nach Corona verändert. Viele Gastwirtinnen und Gastwirte haben in der Pandemie Personal verloren, Stammkräfte haben sich einen anderen Job gesucht. Weil es auch jetzt noch an Kräften in Service und Küche fehlt, haben viele Restaurants und Cafés ihre Öffnungszeiten eingeschränkt. Für Gäste heißt das: Spontane Restaurantbesuche sind oft nicht möglich. Hinzu kommen die durch die Inflation stark gestiegenen Kosten, die sich in erhöhten Preisen für Essen und Getränke niederschlagen.
SWR-Reporter Johannes Riedel hat mit Gastwirtinnen und Gastwirten gesprochen:
Familienbetriebe personell im Vorteil
Angesichts der Personalnot im Vorteil seien Familienbetriebe, in denen alle mit anpacken, sagt Ludwig Zwerger, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA im Kreis Biberach.
Sein Hotel mit Restaurant in Ochsenhausen ist täglich von morgens bis abends geöffnet, der Zweitbetrieb, der 300 Meter weiter liegt, nicht mehr: "Es tut mir eigentlich im Herzen weh, aber wir machen ihn nur dann auf, wenn wir auch Geld verdienen können."
Geöffnet nur noch zu bestimmten Zeiten
Familie Engel aus Aulendorf (Kreis Ravensburg) öffnet das zu ihrem Hotel gehörende Restaurant nur noch an neun Tagen im Monat – vom ersten Freitag des Monats an neun Tage hintereinander. Dann aber mit vollem Programm inklusive eines Livemusik-Abends. Brigitte Engel sagt, vom Arbeitsaufwand fühle es sich gut an. Auch mache es das Vorhalten frischer Waren und Produkte einfacher. Und die Mitarbeiter wüssten, dass sie an zwei Wochenenden sicher frei hätten. Die meisten Gäste kämen mit den neuen Öffnungszeiten zurecht: "Bei uns musste man schon immer reservieren, deshalb sind die meisten einverstanden."
Ohne Reservierung oft kein Tisch mehr zu bekommen
Das Mühlencafé in Maselheim im Kreis Biberach bittet bereits auf seiner Homepage um rechtzeitige Reservierungen. Es käme oft zu unnötigen Diskussionen, wenn kein Platz und keine Kapazitäten mehr frei seien, berichtet Wirtin Aloisia Borner. Mancher Gast sei schon regelrecht aggressiv geworden, wenn er keinen Tisch mehr bekommen habe.
Gestiegene Kosten, höhere Preise auf der Speisekarte
Es sei grundsätzlich einfach besser, vorher anzurufen, bestätigt DEHOGA Chef Ludwig Zwerger aus Ochsenhausen. Auch sollten Gäste in Zeiten steigender Kosten höhere Preise für Speisen und Getränke akzeptieren. Denn Personal könne nur gehalten werden, wenn es auch anständig bezahlt werde.