Die Landratsämter in Biberach, Friedrichshafen, Konstanz, Sigmaringen und Ravensburg haben zunehmend Probleme, sogenannte Berufsbetreuer zu finden. Ein Grund könnte den Ämtern zufolge die Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts sein. Sie gilt seit Jahresbeginn und schrecke vermutlich einige Interessenten ab, Betreuerin oder Betreuer zu werden, heißt es. Sie müssten höhere Hürden nehmen.
Ziel der Reform ist es, die Eignung von Betreuern sicherzustellen und die Rechte von Betreuungsbedürftigen zu stärken. Wer Berufsbetreuer werden möchte, muss seit Jahresbeginn in Kursen seine Sachkunde nachweisen. Die Kosten müssen angehende Betreuerinnen und Betreuer dafür selber zahlen. Sie können bei gut 4.000 Euro liegen. Keinen Sachkundenachweis müssen aufgrund ihrer Ausbildung Juristen und Sozialarbeiter erbringen. Aber auch sie müssen seit Jahresbeginn neuen, umfangreichen Dokumentationspflichten nachkommen.
Hoher Arbeitsaufwand schreckt Betreuer ab
Manche Betreuer hörten altersbedingt auf, manche aber auch aufgrund des höheren Arbeitsaufwands, heißt es dazu bei den Betreuungsbehörden der Landratsämter. Neue aber kämen kaum hinzu. Die Behörden sind dafür verantwortlich, dass Menschen, die ihre persönlichen Angelegenheiten des täglichen Lebens nicht oder nur teilweise erledigen können, Hilfe zugeteilt bekommen. Ob dies nötig ist, entscheiden die Amtsgerichte.
Laut einem Sprecher werden etwa im Bodenseekreis aufgrund solch einer gerichtlichen Entscheidung rund 3.000 Menschen betreut, knapp die Hälfte davon von rund 50 Berufsbetreuern, die sich jeweils um unterschiedlich viele Menschen kümmern. Für den Rest seien ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer meist kirchlicher Vereine zuständig. In den Kreisen Konstanz und Ravensburg sind jeweils 110 Berufsbetreuer tätig, im Kreis Biberach rund 40 und im Kreis Sigmaringen 45. Hinzu kommen auch hier Ehrenamtliche für einfachere Fälle, die in Betreuungsvereinen organisiert sind.
Immer mehr psychisch Kranke oder Demente müssen betreut werden
Doch in den Landkreisen könnten die noch verfügbaren Betreuer bald zu wenig sein, denn nach Auskunft der Ämter nimmt die Zahl an Betreuungsbedürftigen wie psychisch kranken und dementen Menschen weiter zu. Gibt es zu wenig Betreuer, müsse das Personal der Betreuungsbehörden einspringen, so ein Mitarbeiter der Behörde in Ravensburg. Aber das sei eine nicht wünschenswerte Notlösung.
Mit Werbekampagnen auf Betreuer-Akquise
Erste Landkreise in der Region reagieren bereits auf die Entwicklungen. So wollen die Kreise Biberach und Sigmaringen neben den üblichen Beratungsangeboten, die alle Kreise bieten, auch Kampagnen und Werbemaßnahmen auf den Weg bringen, um neue Betreuer zu finden. Dies gelte auch für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Der Kreis Biberach hat eigenen Angaben zufolge den Zuschuss an den Betreuungsverein Landkreis Biberach erhöht, um dessen Arbeit nachhaltig zu sichern und zu stärken.