Freiheit ade: Der Berberaffe, der am Freitag aus dem Gehege des Affenbergs Salem (Bodenseekreis) ausgebüxt ist, konnte unversehrt zurück ins Gehege gebracht werden. Wie Parkleiter Roland Hilgartner dem SWR sagte, hatte es einen Hinweis vom Campingplatz Maurach nahe der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee gegeben.
Der Berberaffe hatte es sich unterhalb der Birnau in einem Apfelbaum gemütlich gemacht und ließ es sich mit Blick auf den Bodensee schmecken, so Hilgartner. Das Team vom Affenberg betäubte den Affen mit einem gezielten Schuss aus einem Betäubungsgewehr und konnte das Tier so einfangen.
Wie der Moment ablief, als der junge Affe zurück im Gehege aus seiner Transportbox entlassen wurde, hat SWR Reporter Alfred Knödler miterlebt:
Danach wurde "L1", so ist der bis dahin namenlose Affe im Park registriert, zurück ins Affenberg-Gehege gebracht. Nach seinem Ausflug in die Freiheit galten seine ersten Rufe zurück im Gehege seiner Mutter. "Sie ist die Erste, die auf seine Rufe reagiert. Sie erkennen sich an der Stimme", so Hilgartner.
Die "Fluchtroute" indes wurde geschlossen. Die Baumkrone im Gehege, die zu nah an eine Baumkrone außerhalb gewachsen war, wurde gestutzt. Der Affe hatte es laut Hilgartner nicht das erste Mal auf diese Art und Weise in die Freiheit geschafft. Schon einmal nutzte er nahe gewachsene Baumkronen auf beiden Seiten des Zaunes, kam damals aber selbst wieder zurück.
Autofahrer hatten den Berberaffen an der B31 gesichtet
Autofahrer hatten den Affen am Freitag um die Mittagszeit im Bereich der Anschlussstelle Oberuhldingen der B31 gesichtet und die Polizei verständigt. Das Jungtier dachte aber gar nicht daran, sich von den Einsatzkräften einfangen zu lassen. Auch Mitarbeiter des Affenbergs konnten den Primaten nicht mit Futter davon überzeugen, seine Freiheit wieder gegen sein behütetes umzäuntes Gehege zu tauschen.
Fahndung nach Flüchtigem lief bis Samstag
Der Affe verschwand am Samstag dann zunächst in ein größeres Waldstück bei Oberuhldingen. Die Fahndung laufe, so die Polizei am Freitag in einer launig getexteten Mitteilung. Sie beschrieb den Flüchtigen als etwa 70 bis 90 Zentimeter groß, "von sportlicher Statur und mit einem Fell bekleidet". Sein äußeres Erscheinungsbild entspreche dem eines Berberaffen. Wer das Tier sichte, soll nicht versuchen, sich ihm zu nähern oder ihn einzufangen, sondern die Polizei verständigen. Auf der Facebookseite des Polizeipräsidiums Ravensburg sieht man den Flüchtigen in einem Baum sitzen.
Affenberg-Team hoffte auf freiwillige Rückkehr des Tieres
Bei dem ausgebüxten Tier handle es sich um ein fünfjähriges Männchen, so Tanja Breuer vom Team des Affenbergs Salem. Man hoffte zunächst, dass das Tier von selbst den Weg zurück ins Gehege finde. Die Chancen dafür stünden gut, denn Berberaffen seien sehr soziale Tiere, sie bräuchten ihre Verwandten und Freunde, außerdem gebe es im Gehege Futter.
Ins geschützte Gehege zurückzukommen, sei für Affen leicht, so Tanja Breuer. Der Zaun sei so gebaut, dass die Berberaffen nicht nach draußen klettern können, aber leicht von außen nach drinnen. Sie vermutete ebenso wie der Parkleiter, dass der Affe die Bäume als Fluchtroute genutzt hatte. Durch den vielen Regen seien die Bäume in diesem Jahr gut gewachsen, wahrscheinlich überschnitten sich an einer Stelle die Bäume vom Gehege mit den Bäumen von draußen. Auch nach heftigen Stürmen mit entsprechenden Sturmschäden komme es schon mal vor, dass Affen sich ein bisschen in die Freiheit wagten, aber nie weit weg vom Gehege, so Breuer. Dass das Tier jetzt bis zur B31 nach Oberuhldingen gelaufen sei, das sei schon sehr außergewöhnlich. Roland Hilgartner hat das in den letzten 17 Jahren als Parkleiter nach eigenen Angaben noch nicht erlebt.
Ausgebüxter Affe heißt jetzt Luke Lakewalker
Nach seinem Abenteuer ist der Affe auf den Namen Luke Lakewalker getauft worden, wie der Affenberg Salem auf Instagram mitteilte.
Nur noch wenige Berberaffen in freier Wildbahn
Die graubraunen Berberaffen stammen aus Gebirgsregionen Marokkos und Algeriens und stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Weltweit wird der Bestand nach Angaben des Parks auf weniger als 8.000 Exemplare geschätzt. Am Affenberg leben knapp 200 Tiere auf einem 20 Hektar großen Waldstück wie in freier Wildbahn. Besucherinnen und Besucher können durch das Gehege gehen und den Affen so recht nah kommen. Bekannt ist der Affenberg Salem auch für die vielen Störche, die dort ihre Horste auf und um die Dächer der Anlage bauen.