Das Jahr 2024 wird in die Geschichte des Waldrapp-Projekts am Bodensee als ein besonderes eingehen, denn es wurden neue Ansätze versucht, Erfolge gefeiert, aber es gab auch überdurchschnittlich viele Todesfälle.
Vögel nehmen erstmals selbstständig Felsnische an
Die Saison in Überlingen begann mit einem spannenden neuen Ansatz. Mit Waldrapp-Attrappen aus dem 3D-Drucker wollte das Waldrappteam die Tiere direkt in eine Felsnische bei Überlingen (Bodenseekreis) locken. Die Plastik-Waldrappe wurden vor der Rückkehr der Vögel in der Felsnische aufgebaut und dort verankert. Und der Plan ging auf. Als die ersten Vögel in Überlingen ankamen, flogen sie tatsächlich immer wieder in die Felsnische, hielten sich dort länger auf und begannen nach einigen Wochen sogar, ihr Nest dort zu bauen.
In den vergangenen beiden Jahren war jeweils mit viel Aufwand versucht worden, die Tiere in die Felsnische überzusiedeln. Das konnte sich das Waldrappteam in diesem Jahr sparen.
Erste Vögel schlüpfen in Felsen
Anfang Juni gab es dann die nächste gute Nachricht: Die ersten Küken sind geschlüpft. Weil die Waldrappe sich aber in der Felsnische in luftiger Höhe befanden, war eine Zählung oder Kontrolle der Nester wie in den vergangenen Jahren schwierig. Daher konnten die Vogelschützer nur warten und geduldig sein, bis die ersten Köpfchen aus den Nestern ragten. Am Ende schlüpften zwölf Küken, die zu Jungvögeln heranwuchsen. Eine stattliche Zahl, mit der das Waldrappteam zufrieden war.
Ein Waldrapp namens "Landi"
Weil bei Waldrappen lange nicht klar ist, welches Geschlecht die Jungtiere haben, dauerte in diesem Jahr die Namensvergabe etwas länger. Ein Jungvogel hat dabei einen besonderen Namen erhalten: Landi. Damit wolle sich das Waldrappteam beim SWR für die Berichterstattung über die Jahre bedanken, so Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrappteam.
Spannender Versuch: Auswilderung in Südfrankreich
Anfang Oktober war Landi Teil eines neuen, spannenden Versuchs des Waldrappteams: Insgesamt fünf Jungvögel, die in diesem Jahr geschlüpft sind, wurden nach Südfrankreich gebracht und dort im Ardèche-Tal freigelassen. Das Waldrappteam wollte herausfinden, was passiert und wohin die Vögel sich orientieren. Denn die wilden Jungvögel hatten keinen Weg in ein Winterquartier gelernt und müssen ihn sich nun selbst suchen.
Nachdem die Vögel in Ruoms freigelassen wurden, blieben sie zunächst zusammen. Doch schon bald blieb Landi zurück, während die anderen Tiere nach Spanien zogen. Doch dort kamen bis auf einen alle Tiere ums Leben oder wurden vermisst.
Landi hingegen orientierte sich weiter nach Norditalien. Doch Anfang Dezember die traurige Nachricht: Auch Landis Sender meldete, dass sie gestorben war. Die Todesursache ist nach wie vor unklar.
Spannender neuer Versuch Fünf Überlinger Jungwaldrappe in Südfrankreich freigelassen
Das Waldrappteam hat fünf Jungwaldrappe aus der Überlinger Kolonie in Südfrankreich freigelassen. Die Tiere sollen ohne ihre Eltern ein eigenes Winterquartier suchen.
Traurige Bilanz: viele Verluste
Am Jahresende wird deutlich: Es war ein schlechtes Jahr für die Jungvögel. Nur noch zwei von ursprünglich zwölf Tieren sind am Leben. Einige werden vermisst, der Rest ist auf dem Weg in den Süden gestorben. Auch Landi hat es leider nicht geschafft.