Die rot-grünen Elstar-Äpfel glänzen in der Sonne um die Wette. Sie hängen an den unzähligen Bäumen des Obsthofs Gierer in Langenargen-Oberdorf (Bodenseekreis). Mitte vergangener Woche haben dort insgesamt 17 Erntehelferinnen und -helfer aus Polen mit ihrer Arbeit begonnen. Sie pflücken sich auf einer etwa zehn Meter langen und selbstfahrenden Arbeitsbühne durch die unzähligen Apfelbaumreihen der 1,3 Hektar großen Plantage.
Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee geht von niedrigerer Apfelernte aus als 2022
Obsthof-Juniorchef Christoph Gierer schaut zufrieden und sagt dem SWR: "Wir haben eine höhere Erntemenge als im vergangenen Jahr." Das mag für Gierers Obsthof und eventuell für einige Obsthöfe mehr in der Region gelten. Das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Ravensburg-Bavendorf teilte dem SWR dagegen mit, man gehe in diesem Jahr insgesamt von einer um etwa zehn bis 15 Prozent niedrigeren Erntemenge aus.
Widriges Wetter macht Obstanbauern am Bodensee schwer zu schaffen
Ein Grund: die vielen Wetterkapriolen, die in diesem Jahr Obstbauern und Landwirten schwer zu schaffen gemacht haben. Christoph Gierer nickt zustimmend: Es sei tatsächlich alles dabei gewesen - von großer Hitze bis hin zu großen Regenmengen und einem Sturm Ende August. Jetzt, so Gierer, sei das Wetter aber optimal: Tagsüber Sonne und kühle Nächte.
Regen schadet Äpfeln nicht Apfelernte der Hauptsorten beginnt am Bodensee und in Oberschwaben
In der Region Bodensee-Oberschwaben hat bei den ersten Obstanbau-Betrieben die Apfelernte der Hauptsorten begonnen. Der Regen habe dem Obst noch einmal gut getan, hieß es.
Äpfel landen im Hofladen, im Großmarkt, im Supermarkt
Die abgeernteten Elstar-Äpfel landen in großen Kisten, mit einem Fassungsvolumen von jeweils etwa 300 Kilogramm. Die Kisten werden anschließend im Obsthof zwischengelagert. Ein Teil der Äpfel landet in den Auslagen des Hofladens in Oberdorf. Der große Rest geht an den Obstgroßmarkt in Eriskirch (Bodenseekreis). Dann wird es ernst. Denn dort entscheidet sich, wie viel Geld der Obsthof mit der Ernte einnimmt.
Obstbauern hoffen auf höhere Apfelpreise
Im vergangenen Jahr sei der sogenannte Auszahlungspreis für Obstanbauer "katastrophal" gewesen, so Christoph Gierer. Etwa 50 Cent müsste ein Apfel im Supermarkt kosten, damit es sich für einen Anbaubetrieb wirtschaftlich einigermaßen rechne. Manfred Büchele, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB), bestätigte dem SWR das Missverhältnis zwischen Produktionskosten und Ertrag. Im vergangenen Jahr habe ein Bodensee-Apfel nur 30 Cent gekostet, im Jahr davor (2021) 35 bis 40 Cent. Zu wenig im Hinblick auf Produktionsmittel und Arbeitszeit, so Büchele.
Marktprognose wohl erst am 6. September
Die Marketinggesellschaft "Obst vom Bodensee" teilte mit, Marktprognosen wolle sie zur offiziellen Eröffnung der Bodensee-Apfelsaison am 6. September in der Gemeinde Nonnenhorn (Kreis Lindau) mitteilen, zu der auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet wird.
Kostentreiber: Mindestlohn, Sprit, Energie und Pflanzenschutzmittel
Ein wesentlicher Kostenfaktor für die Obstanbauer, so Büchele vom KOB, sei der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn, der für die Erntehelfer fällig werde. Der liegt aktuell bei zwölf Euro. Vor wenigen Jahren seien das noch 6,50 Euro gewesen. Weitere Kostentreiber seien unter anderem die Energie- und Spritpreise, fällige Reparaturen der Arbeitsmaschinen sowie die höheren Preise für Pflanzenschutzmittel.