Apfelbäume mit Hagel-Schutznetz auf der Plantage des Obsthofes Gierer in Langenargen-Oberdorf

Apfelernte am Bodensee

Warum Obstbauern auf höhere Preise hoffen

Stand
Autor/in
Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim

Rund um den Bodensee hat die Ernte der Haupt-Apfelsorten wie Elstar begonnen. Ein Obsthof-Betreiber in Langenargen-Oberdorf hofft auf gute Erlöse am Großmarkt.

Die rot-grünen Elstar-Äpfel glänzen in der Sonne um die Wette. Sie hängen an den unzähligen Bäumen des Obsthofs Gierer in Langenargen-Oberdorf (Bodenseekreis). Mitte vergangener Woche haben dort insgesamt 17 Erntehelferinnen und -helfer aus Polen mit ihrer Arbeit begonnen. Sie pflücken sich auf einer etwa zehn Meter langen und selbstfahrenden Arbeitsbühne durch die unzähligen Apfelbaumreihen der 1,3 Hektar großen Plantage.

Christoph Gierer neben Apfelbaum und Äpfeln in Oberdorf
Christoph Gierer, Juniorchef des Obsthofes Gierer in Langenargen-Oberdorf (Bodenseekreis)

Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee geht von niedrigerer Apfelernte aus als 2022

Obsthof-Juniorchef Christoph Gierer schaut zufrieden und sagt dem SWR: "Wir haben eine höhere Erntemenge als im vergangenen Jahr." Das mag für Gierers Obsthof und eventuell für einige Obsthöfe mehr in der Region gelten. Das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Ravensburg-Bavendorf teilte dem SWR dagegen mit, man gehe in diesem Jahr insgesamt von einer um etwa zehn bis 15 Prozent niedrigeren Erntemenge aus.

Widriges Wetter macht Obstanbauern am Bodensee schwer zu schaffen

Ein Grund: die vielen Wetterkapriolen, die in diesem Jahr Obstbauern und Landwirten schwer zu schaffen gemacht haben. Christoph Gierer nickt zustimmend: Es sei tatsächlich alles dabei gewesen - von großer Hitze bis hin zu großen Regenmengen und einem Sturm Ende August. Jetzt, so Gierer, sei das Wetter aber optimal: Tagsüber Sonne und kühle Nächte.

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"Was extrem war, war dann noch der Sturm Ende August. Das hat noch für bange Minuten vor der Ernte gesorgt. Aber bei uns - toitoitoi - sind nur einige Bäume umgeflogen."

Äpfel landen im Hofladen, im Großmarkt, im Supermarkt

Die abgeernteten Elstar-Äpfel landen in großen Kisten, mit einem Fassungsvolumen von jeweils etwa 300 Kilogramm. Die Kisten werden anschließend im Obsthof zwischengelagert. Ein Teil der Äpfel landet in den Auslagen des Hofladens in Oberdorf. Der große Rest geht an den Obstgroßmarkt in Eriskirch (Bodenseekreis). Dann wird es ernst. Denn dort entscheidet sich, wie viel Geld der Obsthof mit der Ernte einnimmt.

Äpfel in Kisten des Obsthofs Gierer in Langenargen
Die Apfel-Ernte-Kisten des Obsthofs Gierer haben ein Fassungsvermögen von rund 300 Kilogramm

Obstbauern hoffen auf höhere Apfelpreise

Im vergangenen Jahr sei der sogenannte Auszahlungspreis für Obstanbauer "katastrophal" gewesen, so Christoph Gierer. Etwa 50 Cent müsste ein Apfel im Supermarkt kosten, damit es sich für einen Anbaubetrieb wirtschaftlich einigermaßen rechne. Manfred Büchele, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee (KOB), bestätigte dem SWR das Missverhältnis zwischen Produktionskosten und Ertrag. Im vergangenen Jahr habe ein Bodensee-Apfel nur 30 Cent gekostet, im Jahr davor (2021) 35 bis 40 Cent. Zu wenig im Hinblick auf Produktionsmittel und Arbeitszeit, so Büchele.

Manfred Büchele, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau-Bodensee in Ravensburg-Bavendorf
Manfred Büchele, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Obstbau-Bodensee in Ravensburg-Bavendorf (Bodenseekreis)

"Wir benötigen 50 bis 60 Cent pro Apfel, weil insbesondere die Produktionsmittel und die Arbeit deutlich teurer geworden sind."

Marktprognose wohl erst am 6. September

Die Marketinggesellschaft "Obst vom Bodensee" teilte mit, Marktprognosen wolle sie zur offiziellen Eröffnung der Bodensee-Apfelsaison am 6. September in der Gemeinde Nonnenhorn (Kreis Lindau) mitteilen, zu der auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet wird.

Kostentreiber: Mindestlohn, Sprit, Energie und Pflanzenschutzmittel

Ein wesentlicher Kostenfaktor für die Obstanbauer, so Büchele vom KOB, sei der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn, der für die Erntehelfer fällig werde. Der liegt aktuell bei zwölf Euro. Vor wenigen Jahren seien das noch 6,50 Euro gewesen. Weitere Kostentreiber seien unter anderem die Energie- und Spritpreise, fällige Reparaturen der Arbeitsmaschinen sowie die höheren Preise für Pflanzenschutzmittel.

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