Hammerschmied Anton Netzer bei der Arbeit.

Pfannen, Werkzeuge und Waffen aus Handarbeit

Anton Netzer - der Hammerschmied aus Argenbühl

Stand
Autor/in
Marlene Fuchs
SWR-Redakteurin Marlene Fuchs Autorin Bild

Anton Netzer ist einer der letzten Hammerschmiede Deutschlands. Seit 60 Jahren arbeitet er in der gut 400 Jahre alten Schmiede in Argenbühl im Allgäu.

Feuer - das ist Anton Netzers Element. Seit mehr als 60 Jahren steht er in seiner Werkstatt in Gottrazhofen bei Argenbühl im Allgäu am Amboss. Gelernt hat er den Beruf des Hammerschmieds im Familienbetrieb von Großvater und Vater. Er fertigt Pfannen, Messer, Spaten, Zäune oder auch Waffen für Mittelaltervereine auf Bestellung an. Jeden Tag ist der 76-Jährige in seiner Schmiede, schürt die Glut und hämmert Eisen in Form.

Hammerschmiede seit 400 Jahren in Betrieb

Seit 400 Jahren wird in der Hammerschmiede bereits gearbeitet, seit 150 Jahren als Familienbetrieb der Netzers. Die rußgeschwärzte Hammerschmiede ist in ihrer Ursprünglichkeit eine der letzten in Deutschland. In den vergangenen Jahrhunderten hat sich in der Werkstatt nicht viel verändert.

Seit 1918 unterstützt eine Turbine den Schmied bei der Arbeit. Sie treibt über Riemen Federhämmer, Bohrmaschine und Hydraulikpresse an. Die Kraft dafür kommt vom Tobelbach, der neben der Schmiede über acht Meter hinab in einen Schacht fällt und die Turbine auch bei Niedrigwasser antreibt.

In der Hammerschmiede in Argenbühl
Der Tobelbach liefert Energie für die Hammerschmiede.

Arbeit mit 900 Grad heißer Glut

Viele Stunden Arbeit stecken dahinter, bis aus Eisen ein Spaten, eine Pfanne oder auch ein Balkongeländer wird. Das jeweilige Stück Eisen kommt in die Glut und wird so lange erhitzt, bis Anton Netzer anhand der Farbe erkennt, ob es heiß genug zum Formen ist. Je heller es glüht, desto heißer ist das Metall. Dann wird es auf den beiden großen Federhämmern, auf dem Amboss und in der Presse geformt. Immer wieder muss es zwischendurch ins Feuer.

In der 900 bis 1.000 Grad heißen Glut kann man sich schon mal die Finger verbrennen, erzählt Anton Netzer. Doch das sei für ihn kein Problem: Ein Wassereimer steht in der Schmiede bereit, um verbrannte Finger direkt zu kühlen. Handschuhe trägt der Schmied bei der Arbeit nie.

Ich habe hier einen Eimer kaltes Wasser stehen. Wenn man mal die Finger verbrannt hat, geht es so auch wieder weg. Ein Schmied ist nicht zimperlich.

In der Hammerschmiede in Argenbühl
Die Farbe des heißen Eisenstückes in der Glut verrät, ob es schon geformt werden kann.

Während des Schmiedens lässt Anton Netzer seiner Fantasie freien Lauf. Denn manchmal komme ihm spontan eine Idee, wie ein Zaun noch eleganter geschwungen werden könnte oder wie ein Pfannengriff noch besser in der Hand liegt.

Beim Schmieden denke ich man manchmal: "Das könnte noch schöner gehen." Und dann mache ich es so.

In der Hammerschmiede in Argenbühl
Hinter jedem Stück stecken viele Stunden Handarbeit.

Mit 76 Jahren denkt der Schmied noch nicht ans Aufhören. Zu viel Spaß mache ihm die Arbeit, erzählt er. Und sie halte ihn körperlich und geistig fit: "Arbeit ist kein Gift." So lange er kann, möchte er in seiner Schmiede am Amboss stehen.

Hammerschmied Anton Netzer bei der Arbeit.
Anton Netzer arbeitet, seit er als Jugendlicher den Beruf gelernt hat, im Familienbetrieb als Hammerschmied.

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