Magere und kranke Tiere

Igelstationen am Bodensee "hoffnungslos" überfüllt - so hilft man den Tieren

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Autor/in
Anne Jethon
Anne Jethon ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Eigentlich sollten Igel längst Winterschlaf halten. Einige sind aber so unterernährt, dass sie immer noch draußen unterwegs sind. Das brauchen die Igelhilfen in der Region jetzt.

Bei den Igelstationen in der Region ist "Land unter": Täglich kommen Menschen, die Tiere draußen gefunden haben. Viele von ihnen sind unterernährt, manche krank. "Igel, die jetzt noch unterwegs sind, brauchen Hilfe", sagt Manuela Martin von der Igelhilfe Eigeltingen (Kreis Konstanz). Denn eigentlich sollten Igel schon längst Winterschlaf halten.

Hilfsbedürftige Igel werden von Jahr zu Jahr mehr

Seit Jahren hilft Manuela Martin den kleinen Tieren, vor allem im Winter. In den vergangenen Jahren habe sich die Zahl der hilfsbedürftigen Igel immer mehr gesteigert. Mittlerweile muss die Igelhilfe Eigeltingen rund 100 Tiere versorgen - und täglich kommen neue dazu.

Zwei Igel liegen zusammengekuschelt in einer Schale. Viele Tiere brauchen Hilfe, weil sie abgemagert oder krank sind.
Manuela Martin bekommt täglich bis zu neue 20 Tiere in die Igelhilfe. Bild in Detailansicht öffnen
Igelbabys liegen in zwei Händen.
Auch im Spätsommer hat die Igelhilfe viel zu tun. Etwa, wenn Igelbabys verwaist sind. Bild in Detailansicht öffnen
Ein verletzer Igel liegt auf einem Handtuch.
Immer wieder landen auch verletzte Tiere in der Igelhilfe. Grund sind unter anderem Mähroboter, die tödlich für Igel sein können. Bild in Detailansicht öffnen

Ist der Mensch schuld?

Das Problem: Die Tiere haben weniger Platz zu schlafen und weniger Futter. Das bestätigt auch Marion Morcher vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Friedrichshafen. Der Lebensraum der Tiere sei eine Katastrophe. In vielen Gärten liege zu wenig Laub, das Gras werde zu oft gemäht. Außerdem seien viele Hecken zu penibel geschnitten. Damit gibt es weniger Schlafmöglichkeiten für die Tiere. Außerdem gebe es weniger Insekten - die Hauptnahrungsquelle der Tiere.

Igelfinder müssen teilweise helfen

Auch bei der Igelnothilfe Weißkopf in  Bermatingen (Bodenseekreis) ist "Land unter", wie die Verantwortliche Helga Weißkopf erzählt. Sie bittet viele Igelfinder mittlerweile um Unterstützung, die gefundenen Tiere zu Hause zu versorgen. In vielen Fällen würde das auch gut funktionieren. "Wir schauen uns das Igelchen an. Dann erklären wir den Leuten ganz genau, was zu machen ist in den nächsten Tagen."

Die Igelnothilfe brauche Kotproben, damit untersucht werden könne, ob die Tiere Parasiten haben. Flöhe und Zecken werden schon vorher behandelt. Wenn die Tiere Milben haben, müsse die Igelnothilfe die Tiere aufnehmen. "Das wäre für einen Laien viel zu aufwendig und zu schwierig", erklärt Weißkopf.

Wie kann man den Tieren helfen?

Aber wie erkennt man einen kranken Igel? Klar ist: Wenn ein Igel zur jetzigen Zeit noch unterwegs sei, brauche er Hilfe. Wenn ein Igel gut genährt sei, habe er von oben eine Birnenfigur. Apathische und bewegungslose Igel seien krank. Wer einen Igel gefunden hat, sollte sich bei den Igelstationen in der Region erkundigen.

Im Garten ergebe es Sinn, Laub an einer bestimmten Stelle bis zum Frühjahr liegenzulassen. Denn darunter verstecken sich zum Beispiel viele Käfer und andere Krabbeltiere. Igelfreunde können sich laut Weißkopf auch überlegen, ein Igelfutterhaus oder ein Igelschlafhaus aufzustellen. Zudem könne man Futter für die Tiere aufstellen. "Wir empfehlen grundsätzlich Igelfutter eins zu eins mit Katzenkinder-Trockenfutter zu mischen", sagt sie. Das Katzenfutter sollte viel Fleisch und möglichst kein Getreide enthalten.

Igelhilfen brauchen Ehrenamtliche

Ein weiterer Punkt: Viele Igelstationen suchen dringend Helferinnen und Helfer, die Tiere bei sich zu Hause aufnehmen. "Das Problem ist, es sind einfach zu wenig Pflegeplätze da", sagt sie. Außerdem sei finanzielle Unterstützung wichtig, so Weißkopf. Denn die Kosten beim Tierarzt sind hoch. Wer sich engagieren will, kann sich bei den Igelstationen melden.

Laut Helga Weißkopf lohnt sich die Arbeit mit den Säugetieren: "Das sind einfach urwüchsige Tiere, die schon unwahrscheinlich lange auf der Erde sind." In der Zeit der Pflege würden sich die Igel auf den Pfleger einlassen. "Wenn man sie wieder auswildert, wissen sie genau, was zu tun ist und wo sie hingehören. Es sind einfach tolle Tiere."

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