Die Stadt Bad Waldsee (Landkreis Ravensburg) informiert Montagabend ihre Bürger über ein neues Busangebot. Weil mit dem bisherigen Stadtbus, Citybus genannt, zu wenig Leute gefahren sind, soll er durch zwei kleinere Rufbusse ersetzt werden. Doch es gibt Kritik von Bürgern und Behindertenvertretern.
Stadt hält Rufbusse für bessere Lösung
Die Stadt Bad Waldsee sieht in den beiden Rufbussen mit fünf und sieben Sitzen den großen Wurf: Laut einer Sprecherin fahren sie nur dann, wenn sie gebraucht werden und halten dort, wo Menschen ein- und aussteigen wollen. Zudem seien sie kostenlos. Der bisherige City-Bus hingegen habe oft Leerfahrten verzeichnet und entsprechend hohe Defizite eingefahren.
Bürger zeigen sich skeptisch
Dennoch sind einige Bürger skeptisch. Laut einer Sprecherin bezweifeln sie, dass sich die nötigen gut 30 ehrenamtlichen Fahrer für die beiden Rufbusse finden lassen und das Anfordern der Busse per App oder Telefon wirklich klappt. Ein fester Takt wie beim City-Bus sei verlässlicher und mit weniger Aufwand verbunden. Berufspendler etwa, die mit dem Bus oder Zug nach Bad Waldsee kommen, müssten weitere Fahrten mit den Rufbussen immer erst anmelden. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Plätze in den Bussen nicht ausreichen.
Spende für Busfahrt kann moralischen Druck erzeugen
Ein weiteres Problem sehen manche Bürgerinnen und Bürger darin, dass den Fahrern eine Spende für den Rufbusbetrieb gegeben werden kann. Manche könnten dadurch einen "moralischen Druck" verspüren, doch Geld für eine Fahrt zu geben, heißt es in einem offenen Brief einer Bürgerin an die Stadt. So könne die Fahrt am Ende teurer sein als beim Citybus.
Scharfe Kritik üben Menschen mit Behinderung
Besonders scharf kritisiert der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter die Pläne. Im Gegensatz zum bisherigen Stadtbus seien die beiden kleineren Rufbusse nicht für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer ausgelegt. Damit beschneide ausgerechnet eine Stadt wie Bad Waldsee, die viel für Barrierefreiheit getan habe, die Mobilität behinderter Menschen, so Ellen Herrmann von der Kontaktstelle des Verbands in Weingarten.
Behindertenvertreterin hält Vorschlag, Taxis zu nutzen, für diskriminierend
Es sei eine "Diskriminierung par excellence", Rollstuhlfahrern zu raten, mit dem Wegfall des City-Busses auf Behinderten-Taxis und -Fahrdienste umzusteigen, so Herrmann. Sie seien im Gegensatz zu den Rufbussen kostenpflichtig. Eine vernünftige Lösung wäre es gewesen, die Rufbusse mit einer Rampe auszustatten und wegklappbaren Sitzen für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer. Es gebe Firmen, die auf solche Umbauten spezialisiert sein.
Stadt will mit Infoabend Bedenken zerstreuen
Die Stadt Bad Waldsee versucht unterdessen, die Wogen zu glätten. Mit einem Infoabend um 18 Uhr in der Stadthalle will sie am Montag die meisten Bedenken zerstreuen. Dabei sollen die beiden Rufbusse auch zu sehen sein und Probefahrten anbieten. Zudem wird laut einer Mitteilung der Stadt das Buchungssystem der Rufbusse präsentiert. Anfang Dezember sollen sie den Citybus ablösen.