Die Stadt Bad Waldsee (Landkreis Ravensburg) hat am Montagabend ihre Bürger über ein neues Busangebot informiert. Weil mit dem bisherigen Stadtbus, Citybus genannt, zu wenig Leute gefahren sind, soll er durch zwei kleinere Rufbusse ersetzt werden. An der Kritik, die von Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, hat sich aber nichts geändert, bedauert Ellen Hermann vom Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter. Die Antwort der Stadt sei klar gewesen, sagt Hermann dem SWR.
Rollstuhlfahrer können laut Ellen Hermann im Moment nicht mitgenommen werden. Es sei auf dem Infoabend in Aussicht gestellt worden, bei bei der Anschaffung eines dritten Fahrzeugs darauf Rücksicht zu nehmen. Jedoch ob und wann ein drittes Fahrzeug angeschafft werden soll, habe nicht gesagt werden können. Die Bürgerbusse seien für alle da, auch kostenfrei. Nur könnten keine Rollstuhlfahrer mitgenommen werden, und somit seien sie nicht für alle da.
Behindertenvertreterin hält Vorschlag, Taxis zu nutzen, für diskriminierend
Es sei eine "Diskriminierung par excellence", Rollstuhlfahrern zu raten, mit dem Wegfall des City-Busses auf Behinderten-Taxis und -Fahrdienste umzusteigen, so Herrmann. Sie seien im Gegensatz zu den Rufbussen kostenpflichtig. Eine vernünftige Lösung wäre es gewesen, die Rufbusse mit einer Rampe auszustatten und wegklappbaren Sitzen für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer. Es gebe Firmen, die auf solche Umbauten spezialisiert sein.
Stadt hält Rufbusse für bessere Lösung
Die Stadt Bad Waldsee hingegen sieht in den beiden Rufbussen mit fünf und sieben Sitzen den großen Wurf: Laut einer Sprecherin fahren sie nur dann, wenn sie gebraucht werden und halten dort, wo Menschen ein- und aussteigen wollen. Zudem seien sie kostenlos. Der bisherige City-Bus hingegen habe oft Leerfahrten verzeichnet und entsprechend hohe Defizite eingefahren.
Ärger um Rufbus in Bad Waldsee Meinung: Rufbusse – die rollende Kollekte
Rufbusse widersprechen dem Geist des Nahverkehrs als öffentliches Gut, meint Martin Rupps. Man soll nicht nur zahlen, sondern sich auch selbst darum kümmern.
Bürger zeigen sich skeptisch
Dennoch sind einige Bürger skeptisch. Laut einer Sprecherin bezweifeln sie, dass sich die nötigen gut 30 ehrenamtlichen Fahrer für die beiden Rufbusse finden lassen und das Anfordern der Busse per App oder Telefon wirklich klappt. Ein fester Takt wie beim City-Bus sei verlässlicher und mit weniger Aufwand verbunden. Berufspendler etwa, die mit dem Bus oder Zug nach Bad Waldsee kommen, müssten weitere Fahrten mit den Rufbussen immer erst anmelden. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Plätze in den Bussen nicht ausreichen. Bei der Informationsveranstaltung am Montagabend hieß es von der Stadt, dass 65 freiwillige Fahrer gefunden worden seien.
Spende für Busfahrt kann moralischen Druck erzeugen
Ein weiteres Problem sehen manche Bürgerinnen und Bürger darin, dass den Fahrern eine Spende für den Rufbusbetrieb gegeben werden kann. Manche könnten dadurch einen "moralischen Druck" verspüren, doch Geld für eine Fahrt zu geben, heißt es in einem offenen Brief einer Bürgerin an die Stadt. So könne die Fahrt am Ende teurer sein als beim Citybus. Anfang Dezember sollen die neuen Busse den Citybus ablösen.