Die Landesregierung in Baden-Württemberg will bürgerschaftliches Engagement belohnen. Deshalb startet nun ein Projekt mit einer Ehrenamtskarte, mit der ehrenamtlich Tätige Rabatte in kulturellen Einrichtungen oder auch zum Beispiel in Schwimmbädern erhalten. Beantragen können sie aber erst einmal nur Menschen aus dem Landkreis Calw, dem Ostalbkreis und den Städten Freiburg und Ulm. In Freiburg müssen sich Interessierte allerdings länger gedulden.
Unklarheiten über Ehrenamtsnachweis in Freiburg
Dort scheint man kurz vor dem Start auf noch ungeklärte Fragen gestoßen zu sein - etwa mit welchen Nachweisen Ehrenamtliche ihre Tätigkeit belegen sollen und ob das datenschutzkonform ist. Außerdem ist die zuständige Abteilung nur mit 1,5 Stellen ausgestattet.
Andere Kommunen wie Ulm hatten schon vorher Erfahrung mit Vergünstigungen für Freiwillige, wie etwa mit der Freiwilligencard, die es seit mehr als 20 Jahren gibt. Freiburg hofft nun, die Ehrenamtskarte noch im Laufe des Monats August oder spätestens bis Mitte September anbieten zu können.
Vier Modellprojekte mit Ehrenamtskarte BW will Vergünstigungen für Ehrenamtliche einführen
Um das Ehrenamt und damit auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, will Baden-Württemberg eine Ehrenamtskarte einführen. Dabei geht es vor allem um Anerkennung.
Voraussetzung: Mindestens vier Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Woche
Beantragen kann man die Karte per Formular online in der Kommune, in der man ehrenamtlich tätig war. Wer die Jugendleiterkarte Juleica hat, in der Freiwilligen Feuerwehr oder dem Technischen Hilfswerk (THW) ist oder Freiwilligendienst leistet, hat automatisch Anspruch auf die Ehrenamtskarte. Alle anderen müssen auf mindestens 200 Stunden ehrenamtliche Arbeit im vergangenen Jahr gekommen sein, das wären im Schnitt etwa vier Stunden pro Woche. Außerdem kann man noch eine Karte erhalten, wenn man in kürzerer Zeit projektbezogen mindestens 100 Stunden ehrenamtlich gearbeitet hat.
Mit der Ehrenamtskarte gibt es freien Eintritt in viele staatliche Klöster und Schlösser des Landes, zum Beispiel im Schloss in Mannheim, im Schloss und Kloster Salem oder im Kloster Alpirsbach. Vergünstigungen gibt es auch für Landestheater oder Landesmuseen. Darüber hinaus bieten die Modellregionen eigene Rabatte an wie zum Beispiel der Ostalbkreis für Hallen- und Freibäder. Im Landkreis Calw gibt es für Inhaber der Ehrenamtskarte beispielsweise eine Ermäßigung auf die Jahresmitgliedschaft im Turn- und Sportverein oder einen ermäßigten Tarif im Erlebnispark Nagold. Außerdem plant der Landkreis Calw zehn Euro Rabatt auf das Deutschlandticket. Ab wann genau, ist noch unklar. Die jeweiligen Listen des Landes und der Regionen sind noch nicht vollständig und sollen immer wieder erweitert werden.
Ehrenamtskarten bereits in anderen Bundesländern - auch bald landesweit in BW?
Die Ehrenamtskarte ist erst einmal ein Modell, das ein Jahr lang getestet wird - aber mit der Perspektive, dass diese später auch im ganzen Land angeboten werden könnte. Warum die Karte nicht sofort überall angeboten wird, begründete das baden-württembergische Sozialministerium dem SWR gegenüber damit, dass die Erfahrungen anderer Bundesländer nicht ohne Weiteres übertragen werden könnten.
In Bayern oder Rheinland-Pfalz gibt es bereits eine landesweite Karte. Allerdings werden in beiden Ländern 250 Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Jahr als Nachweis gefordert, was fünf Stunden in der Woche entspricht und damit eine Stunde mehr, als in Baden-Württemberg verlangt wird. Die 200 Stunden pro Jahr seien das Ergebnis vieler Besprechungen zwischen mehreren Behörden sagte ein Ministeriumssprecher dem SWR in Stuttgart.
Knapp die Hälfte der über 14-Jährigen in BW sind Ehrenamtliche
In Baden-Württemberg engagiert sich knapp die Hälfte der Menschen ab 14 Jahren ehrenamtlich. Das geht aus dem Deutschen Freiwilligensurvey 2019 vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) hervor, der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wurde. Aktuelle Zahlen werden gerade erhoben. Erhebungen zum ehrenamtlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg vom Statistischen Landesamt gibt bislang nicht.