Die Deutschen sollten aus Sicht des baden-württembergischen Finanzministers Danyal Bayaz (Grüne) mit Blick auf die Altersvorsorge viel mehr Geld an den Aktienmärkten investieren. "Wir haben eine Aktienkultur, die uns nicht zufrieden stimmen kann", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Oft würden in erster Linie negative Faktoren gesehen wie kurzfristige Verluste. Langfristig überwiege mit den Gewinnen und dem Vermögensaufbau aber das Positive, so Bayaz. "Viele andere Länder machen es bei der privaten Kapitalanlage besser und sind hier souveräner." Gerade in Deutschland sei da noch Luft nach oben.
Baden-Württemberg hat bundesweit die meisten Aktienbesitzer
Im Jahr 2022 besaßen laut Statistischem Bundesamt 18,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren Anteilsscheine von Unternehmen oder Aktienfonds. Im Vorjahr waren es noch 17,1 Prozent. In Baden-Württemberg leben dabei die meisten Aktienbesitzer - ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lag 2022 bei etwa 24,5 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern nur bei 7,9 Prozent.
Bayaz: In nachhaltige ETF-Fonds anlegen
Trotzdem nicht genug, findet Bayaz. Wegen der Inflation brächten klassische Sparguthaben unter dem Strich einen realen Verlust. Er selbst lege Geld in nachhaltige, passiv gemanagte Indexfonds (ETFs) an. Dabei blicke er auch nicht alle drei Tage ins Depot, sagte der Finanzminister. "Ich will ja nachts gut schlafen. Ich gucke alle paar Monate mal rein wie der Markt so läuft. Gerade in turbulenten Zeiten wie aktuell braucht man schon einen langen Atem." Zu Investments in einzelne Aktien rate er hingegen aufgrund der höheren Risiken nicht. Der Grünenpolitiker hatte sich vor Kurzem auch für eine weitere Erhöhung des Rentenintrittsalters ausgesprochen.
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Demografischer Wandel erfordert private Altersvorsorge
Persönliche Altersvorsorge sei wichtig angesichts der demografischen Entwicklung, so Bayaz. Millionen Babyboomer der Geburtsjahrgänge in den 1950er und 60er Jahren wechselten bald in den Ruhestand. Die Riester-Rente sei zwar grundsätzlich die richtige Idee gewesen, aber es handle sich oft um komplizierte, teure Produkte mit versteckten Gebühren, sagte Bayaz.
Der Minister fordert dagegen eine Art Deutschlandfonds oder eine Deutschlandrente - ein öffentliches, breit gestreutes, passiv gemanagtes Basisprodukt. Daran könne man sich dann auch schon mit kleinen Summen wie 30 oder 50 Euro monatlich beteiligen. In der Summe rentiere sich das über den langen Zeitraum. "In Ergänzung zur gesetzlichen Rente wäre das ein guter Weg, die private Altersvorsorge einfacher, günstiger und einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglicher zu machen. Hier ist jetzt die Bundesregierung gefragt."
Bundesregierung will Renten künftig auch über Aktienmarkt absichern
In den kommenden Wochen will die Bundesregierung eine große soziale Reform auf den Weg bringen und die Renten in Deutschland fit für die Zukunft machen. Auch der Aktienmarkt soll bei der Absicherung der Renten erstmals eine zentrale Rolle spielen. Mit dem Aufbau eines sogenannten Generationenkapitals soll der Beitragssatz langfristig stabilisiert werden. Die Regierung will dafür zunächst 10 Milliarden Euro aus öffentlichen Darlehen auf dem Kapitalmarkt anlegen.