Das war der Liveblog zu den Bauern-Protesten am 8. Januar in BW

Weniger Proteste in den kommenden Tagen angekündigt, Bundesregierung hält an Kürzungen fest, Innenministerium spricht von 25.000 Fahrzeugen

Landwirte protestieren heute gegen die Sparpläne der Bundesregierung beim Agrardiesel. Wir berichten live über Demos mit Traktoren, Kundgebungen und Verkehrsbehinderungen.

Tschüss!

Wir beenden den Liveblog zu den Protesten der Bauern in Baden-Württemberg und danken für die Aufmerksamkeit. Einen Überblick über das Geschehen des Tages gibt es hier:

Baden-Württemberg

Tausende nahmen an Aktion teil Bauernproteste in BW laut Verband "starkes Signal an die Politik"

Am Montag sorgten die bundesweiten Bauernprotest auch in Baden-Württemberg vielerorts für Beeinträchtigungen im Verkehr. Rettungsdienste meldeten zunächst keine größeren Schwierigkeiten.

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Meinung: Wieso die Bauernproteste Anlass zur Sorge sind

Bundesweit demonstrieren Landwirtinnen und Landwirte gegen die Politik der Ampel-Regierung. Alleine in Baden-Württemberg waren laut Innenministerium 25.000 Fahrzeuge beteiligt. Die Proteste seien ein Grund zur Sorge, findet Peter Heilbrunner, Leiter der Multimedialen Aktualität des SWR.

Baden-Württemberg

Verkehrsblockaden der Landwirte Meinung: Wieso die Bauernproteste Anlass zur Sorge sind

Bundesweit demonstrieren Landwirtinnen und Landwirte gegen die Politik der Ampel-Regierung. Alleine in Baden-Württemberg waren laut Innenministerium 25.000 Fahrzeuge beteiligt. Die Proteste seien ein Grund zur Sorge, findet Peter Heilbrunner, Leiter der Multimedialen Aktualität des SWR.

Scholz: Bundesregierung hält trotz Bauern-Protesten an Kürzungen fest

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will trotz der Proteste der Landwirte an den Kürzungsplänen der Ampel festhalten. "Die Bundesregierung steht dazu", sagte er am Nachmittag im Kanzleramt in Berlin. Die Subventionen seien schon seit vielen Jahren kritisiert worden - und bei einem Subventionsabbau gebe es immer Stimmen, die sagen, "aber nicht diese". Nun bleibe die Regierung bei ihrem Vorhaben, das "in sehr kurzer Zeit" im Bundestag zur Abstimmung stehen soll. Mit Blick auf die heute gestartete Protestwoche der Bauern sagte der Kanzler: "Kritik ist Teil der Demokratie. Sie ist nötig und gehört dazu. Darüber darf sich keiner beschweren. Ich tue es jedenfalls nicht." Scholz fügte hinzu: "Der Zweck heiligt natürlich nicht alle Mittel." Deshalb sei angesichts des Entgegenkommens der Bundesregierung, die Teile der Kürzungen beim Agrardiesel nach Protesten bereits wieder zurückgenommen hat, wichtig, "dass jetzt Maß und Mitte gehalten werden".

Nach Bauernprotesten: Özdemir kommt zu Bürgerdialog bei Heilbronn

Nach den Bauernprotesten in ganz Deutschland stellt sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) morgen in Erlenbach (Kreis Heilbronn) bei einer Veranstaltung den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Özdemir nehme ab 19 Uhr am Bürgerdialog der Grünen-Landtagsfraktion teil, sagte ein Fraktionssprecher. Eigentlich sollte es bei der Veranstaltung laut Einladung um Themen wie Bildung, bezahlbaren Wohnraum oder Klimaschutz gehen - er rechne aber damit, dass auch viele Landwirte zu der Veranstaltung kämen.

Versammlung in Reutlingen geplant

Am Abend ist laut einem Polizeisprecher eine Versammlung auf dem Reutlinger Marktplatz geplant, die nicht bei der Stadt angemeldet ist. Die Teilnehmenden vermutet die Polizei aus dem Personenkreis der örtlichen "Querdenken"-Szene, die sich seit der Corona-Pandemie jede Woche zu unangemeldeten Versammlungen treffen. Sie würden sich jetzt mit den Bauernprotesten solidarisieren, so der Sprecher. Die Polizei werde "mit Kräften" vor Ort sein.

Bauernverband: Nur regionale Proteste in den kommenden Tagen geplant

Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg rechnet für die kommenden Tage nicht mit größeren Verkehrsbeeinträchtigungen durch Bauernproteste. Regional werde es immer wieder Aktionen geben, sagte eine Verbandssprecherin am Nachmittag in Stuttgart. "Aber lange nicht in dem Ausmaß, wie es heute war." Übermorgen wird Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bei einer Bauernkundgebung in Ellwangen erwartet. Am Donnerstag könnte es laut Verbandssprecherin wieder zu einigen Schlepperstaffelfahrten etwa im Großraum Karlsruhe kommen.

Traktorfahrer blockieren zeitweise Grenzübergänge nach Frankreich

Protestierende Traktorfahrer haben mancherorts auch Grenzübergänge blockiert. So waren unter anderem in Rheinau und Kehl (Ortenaukreis) für wenige Stunden die Übergänge nach Frankreich nicht passierbar, wie die Polizei mitteilte. Richtung Frankreich kam es zu einem langen Stau.

Polizei: Gespräche mit positiver Wirkung

Bei insgesamt acht Versammlungen im Bereich Pforzheim nahmen laut Polizei mehr als 1500 Menschen mit etwa 1.000 Fahrzeugen teil. Die Beamten zogen eine gute Bilanz. Im Vorfeld geführte Gespräche hätten sich positiv ausgewirkt. So nutzten die Landwirte ihnen zugewiesene Flächen und die Auffahrten der A8 blieben befahrbar. Eine zentrale Versammlung fand laut Polizei auf dem Pforzheimer Messplatz statt. Hier zählten die Einsatzkräfte rund 500 Menschen mit 300 Fahrzeugen.

Mehrere Ministerpräsidenten fordern komplette Rücknahme der Agrar-Kürzungen

Angesichts der Proteste haben mehrere Ministerpräsidentinnen und -präsidenten eine komplette Rücknahme der finanziellen Kürzungen gefordert, etwa die Regierungschefin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (alle SPD). Schwesig erklärte in Schwerin, die finanzielle Unterstützung der Landwirtschaft diene auch dazu, dass Lebensmittel bezahlbar blieben.

Weniger Pferde und Besucher beim Kalten Markt wegen Bauernprotesten

Die Bauernproteste haben Auswirkungen auf den Kalten Markt in Ellwangen. Einige Pferdehalter sagten nach städtischen Angaben deswegen ihre Teilnahme an der Pferdeprämierung und dem anschließenden Umzug durch die Stadt im Ostalbkreis am Montag ab. Außerdem zog es weniger Besucher zu der Veranstaltung. Einem Sprecher zufolge kamen in diesem Jahr etwa 10.000 Menschen zum Umzug, normalerweise seien es zwischen 12.000 und 15.000 Besucher. Die Prämierung und der Umzug bilden traditionell den Höhepunkt der mehrtägigen Veranstaltung, die jedes Jahr Tausende Menschen besuchen. Die Tradition des Kalten Markts reicht der Stadt zufolge bis ins Mittelalter zurück.

Ellwangen

Höhepunkt der Traditionsveranstaltung Prämierung und Umzug beim Kalten Markt in Ellwangen

Der Kalte Markt in Ellwangen hat am Montag mit der Pferdeprämierung und dem Umzug seinen Höhepunkt erlebt. Wegen der Bauernproteste kamen weniger Teilnehmer und Zuschauer.

SWR4 BW am Montag SWR4 Baden-Württemberg

Demonstrationszug durch die Mannheimer Innenstadt

Am Nachmittag ist ein großer Demonstrationszug quer durch die Innenstadt in Mannheim geplant - organisiert vom Kreisbauernverband Rhein-Neckar. Der Protestzug ist gegen 15 Uhr mit rund 300 Demonstrierenden aus der ganzen Region an der Mannheimer SAP-Arena gestartet. Das teilte Wolfgang Guckert vom Kreisbauernverband Rhein-Neckar dem SWR mit. Die Traktoren-Kolonne führt über die Augustaanlage, den Friedrichs- und Luisenring und geht dann weiter über die B44 in Richtung Mannheim-Sandhofen. Zwischen den Stadtteilen Scharhof und Kirschgartshausen wird es nach Angaben der Organisatoren zum Abschluss am frühen Abend ein Mahnfeuer geben.

Blick auf die Straßen: Nach wie vor in vielen Teilen des Landes erhebliche Behinderungen

Seit dem frühen Morgen laufen die Demonstrationen in Baden-Württemberg - noch immer haben sie auf vielen Bundesstraßen und Autobahnen erhebliche Auswirkungen. Viel los ist derzeit rund um Ravensburg auf der B30, B32 und B33. In und um Biberach dauert es aktuell länger, ebenfalls mehr Geduld sollte man auf der B10 bei Ulm mitbringen. Bei Heidenheim geht auf den Zubringern zur A7 derzeit wenig bis nichts, viel Verkehr herrscht beispielsweise auch auf der B290 in und um Bad Mergentheim. Auch auf der B29 bei Remshalden ist viel los, erhebliche Verzögerungen gibt es aktuell auch rund um Reutlingen auf der B313 sowie nördlich von Sigmaringen auf der B463. Die B28 bei Offenburg sollte man aktuell ebenfalls, wenn möglich, meiden. Die B31 in und um Freiburg ist ebenfalls derzeit dicht.

Das war nur eine Auswahl der Strecken mit den größten Behinderungen. Einen umfassenden Überblick gibt es hier:

Union setzt auf Ende der Ampel-Regierung

Im Sog der Bauernproteste fordert die Union einen radikalen Kurswechsel der Ampel-Regierung oder Neuwahlen. "Der Frust in der Bevölkerung, der sich jetzt mit diesen Bauernprotesten ausdrückt, muss geklärt werden", sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Montag zum Abschluss der Winterklausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberbayerischen Kloster Seeon. Vertreter beider Unionsparteien stellten sich bei der Klausur demonstrativ hinter die deutschlandweiten Demonstrationen von Landwirten. Als Gast hatte die CSU auch Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied eingeladen. Dieser forderte in Seeon erneut die vollständige Rücknahme der Subventionskürzungen für die Landwirte. Der von der Bundesregierung nachträglich vorgelegte Kompromiss bei den Streichungen sei inakzeptabel.

Nur die Hälfte der Aktionen in Böblingen und Ludwigsburg war vorher angemeldet

Die Kreise Böblingen und Ludwigsburg waren von den Bauernprotesten besonders betroffen: Insgesamt meldete das zuständige Polizeipräsidium Ludwigsburg 39 Protestveranstaltungen, davon 23 im Landkreis Böblingen und 16 im Landkreis Ludwigsburg. 15 dieser Veranstaltungen hätten unmittelbare Auswirkungen auf die Autobahnen beziehungsweise die Autobahnanschlussstellen von A8 und A81 gehabt. Nur rund die Hälfte der Versammlungen sei im Vorfeld bei den jeweils zuständigen Versammlungsbehörden angemeldet gewesen. Nach Schätzungen der Einsatzkräfte waren rund 1.200 Fahrzeuge an den Kundgebungen, Aufzügen und Sternfahrten beteiligt, wobei noch nicht alle Daten vorliegen und die Zahl sich daher noch erhöhen könne. Der Verkehr sei neben den Autobahnen auf allen größeren Bundes- und Landesstraßen massiv beeinträchtigt gewesen. Laut Polizei staute sich ersten Schätzungen zufolge der Verkehr auf mindestens 60 Kilometern. Die Aktionen seien aber friedlich verlaufen, die Kooperation mit den Einsatzkräften sei "überwiegend gut und von gegenseitigem Verständnis geprägt" gewesen. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg war insgesamt mit mehr als 100 Polizeikräften im Einsatz.

Grünen-Politikerin bei Kundgebung ausgepfiffen

Mit heftiger Kritik an der Agrarpolitik der rot-grün-gelben Ampelregierung ist in Ravensburg die Kundgebung anlässlich der bundesweiten Bauernproteste zu Ende gegangen. Mehrere Tausend Bäuerinnen und Bauern haben daran teilgenommen. Dort sprach auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, vor den Landwirten. Dabei hatte sie keinen leichten Stand: Immer wieder wurde sie ausgepfiffen. Grüne Agrarpolitik seien wegen der vielen Einschränkungen und Verbote ein rotes Tuch, so die Demonstrierenden. Immer wieder musste der Versammlungsleiter der Grünen-Politikerin beistehen.

Deutsches Rotes Kreuz nicht beeinträchtigt

Das Deutsche Rote Kreuz hatte nach eigenen Angaben in der Region Ostwürttemberg durch die Proteste bislang kaum bis keine Einschränkungen. Der Kreisverband hatte sich demnach auf die Proteste vorbereitet und Mitarbeitende früher zur Arbeit geholt. Seit 5 Uhr ist zudem ein Krisenstab eingerichtet, der den Verkehr überwacht, teils wurden Fahrten verschoben. "Sobald Einsatzfahrzeuge an Blockaden heranfahren, wird schnellstmöglich Platz gemacht, da können wir nur von positiven Erfahrungen berichten", so Rettungsdienstleiter Tobias Zoller im SWR. Alle Terminfahrten könnten eingehalten werden.

Sternfahrt Richtung Heidelberg gestartet

Gegen 13 Uhr ist laut Polizei eine Sternfahrt mit rund 150 Traktoren in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) in Richtung Heidelberg gestartet. Auf der B292 Sinsheim in Richtung Bad Schönborn kommt es deshalb zwischen Sinsheim und Östringen aktuell zu Beeinträchtigungen im Verkehr. Auch im Bereich zwischen Sinsheim und Wiesloch/Rauenberg müssen Autofahrer auf B39 / B45 und A6 aktuell mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Nach SWR-Informationen sind unter den Demonstranten nicht nur Landwirte. Vertreter aus Speditionen, Busunternehmen, Einzelhändler und Privatleute machen mit - wohl als Zeichen der Solidarität. Ziel der Protestfahrt ist das "Airfield" im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund, wo es am Abend eine Abschlusskundgebung geben wird. 

Innenministerium: Etwa 25.000 Fahrzeuge bei Bauernprotesten

Die Beteiligung an den Bauernprotesten ist laut Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums groß. Derzeit fänden über 320 Aktionen mit schätzungsweise etwa 25.000 beteiligten Fahrzeugen statt, teilte ein Sprecher vor wenigen Minuten mit. Dadurch komme es landesweit auf einer Vielzahl von Straßen zu teilweise erheblichen Verkehrsbehinderungen. Regionale Schwerpunkte bildeten beispielsweise der Bereich des Polizeipräsidiums Heilbronn mit 45 Versammlungen sowie die Bereiche der Polizeipräsidien Ludwigsburg und Offenburg mit jeweils 34 Versammlungen. Die Lage sei aufgrund der überwiegend mobilen Protestform sowie der Vielzahl an betroffenen Verkehrswegen dynamisch, so der Sprecher.

Deutlich mehr Traktoren bei Kundgebung in Stuttgart

Die Verkehrssituation entspannt sich langsam in der Region Stuttgart. An der Autobahnauffahrt Böblingen-Hulb blockieren nach Polizeiangaben aber nach wie vor Landwirte mit etwa 60 Traktoren den Verkehr. Die Bauern samt Organisator weigern sich seit heute Vormittag laut Polizei massiv, die Straße wieder zu räumen. In die Stuttgarter Innenstadt sind nach Angaben der Polizei "deutlich mehr" Traktoren als die erlaubten 150 zur Kundgebung am Rotebühlplatz gefahren, nämlich "mehrere hundert". 150 seien direkt bei der Kundgebung gewesen, insgesamt fuhren aber wohl rund 700 Traktoren durch das Stadtgebiet, so das Ordnungsamt Stuttgart auf SWR-Anfrage. Der Protest, bei dem auch Teilnehmende der AfD und der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative waren, sei friedlich geblieben. Die Bauern sind mit ihren Traktoren nun auf der Rückreise.

Geplante Streichung würde Landwirte unterschiedlich hart treffen

Staatliche Subventionen machen im Durchschnitt insgesamt knapp die Hälfte des Einkommens von Landwirten aus. Selbst wenn die Bundesregierung die Agrardieselsubvention wie geplant schrittweise streichen würde, flösse das meiste Geld trotzdem weiter wie gewohnt, vor allem die Direktzahlungen von der Europäischen Union. Nur fünf bis sechs Prozent der Subventionen entfallen auf den Steuerrabatt beim Agrardiesel. 

Was Bauern netto haben, hängt stark von den Erzeugerpreisen ab - also davon, wieviel sie für Milch, Schweine- und Geflügelfleisch, Getreide oder Obst bekommen. Die Erlöse schwanken aber zum Teil erheblich. Winzer und Obstbauern, wie es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz viele gibt, hatten zuletzt nicht solche Zuwächse wie andere Betriebe, sondern mussten Gewinneinbußen hinnehmen. 

Außerdem kommt es auf die Größe der Betriebe an: Die meisten Fördermittel aus Brüssel gibt es nach wie vor für die größten Flächen. Und große Betriebe können Maschinen wirtschaftlicher einsetzen als mittlere und kleine. Diese mittleren und kleinen Betriebe sind aber die Höfe, die im Südwesten dominieren. Solche Betriebe sind es auch, die das Höfesterben vor allem trifft.

Demos in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Was der geplante Wegfall der Agrardiesel-Subvention für die Landwirte bedeuten würde

Bundesweit protestieren Bauern gegen die Sparpläne der Bundesregierung beim Agrardiesel - auch im Südwesten. Wie sehr würde es die Landwirte treffen?

Die Nacht SWR1

Die Bauernproteste im Video

Tausende Landwirte in Baden-Württemberg demonstrieren heute seit dem frühen Morgen gegen die Politik der Bundesregierung. Protestaktionen wie Traktor-Kolonnen und Straßenblockaden haben fast überall im Land für massive Verkehrsbehinderungen gesorgt.

Der Landwirt Michael Kuch war an der der Blockade der Auffahrt zur A8 bei Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) beteiligt. Was er mit der Aktion erreichen wollte, erklärt er im Video:

Rettungsdienste: Keine größeren Beeinträchtigungen durch Proteste

Rettungsdienste in Baden-Württemberg haben am Montag wegen der Bauernproteste zunächst keine größeren Beeinträchtigungen verzeichnet. Einer Sprecherin der Malteser in Baden-Württemberg zufolge waren am Vormittag keine Vorkommnisse bekannt. Die Malteser riefen dazu auf, die Straßen für Rettungsdienste frei zu halten. Auch die Johanniter hätten keine größeren Beeinträchtigungen verzeichnet, teilte eine Sprecherin mit. Einzig auf der Bundesstraße 28 bei Kehl (Ortenaukreis) sei das Bilden einer Rettungsgasse nicht möglich gewesen, weshalb der Rettungsdienst eine alternative Route gewählt habe. Dies hatte laut der Sprecherin für den Patienten aber keine Folgen.

Habeck warnt vor Unterwanderung der Bauernproteste

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat vor einer Kaperung der Bauernproteste durch extreme Kräfte gewarnt und zum Schutz der Demokratie aufgerufen. "Wenn an Traktoren Galgen hängen, wenn Traktoren zu privaten Häusern fahren, dann ist eine Grenze überschritten", sagte er. Der Bauernverband betone immer wieder, gewaltfrei und friedlich demonstrieren zu wollen. Die Erfahrungen der letzten Demonstrationen hätten allerdings gezeigt, dass das nicht bei allen ankomme. Habeck selbst war erst vor wenigen Tagen durch Landwirte am Verlassen einer Fähre gehindert worden. Gleichzeitig forderte der Minister eine Debatte über Wandel in der Landwirtschaft. Bauern könnten ihre Produktionskosten oft nicht weitergeben, weil die Preise nicht von ihnen gemacht würden. Das führe dazu, dass Höfe immer größer würden und viele kleinere Betriebe schließen müssten. Das komplette Video mit Habecks Aussagen ist hier auf X (früher Twitter) zu sehen:

"Diese Republik ist der beste Staat, den Deutschland je hatte. Wir müssen für sie einstehen. Seien wir solidarisch, als Demokratinnen und Demokraten und in diesem Sinne patriotisch. In dieser Woche und in den nächsten, in dieser Zeit." – Bundesminister #Habeck im Video. pic.twitter.com/KPwc3Wjheu

Ist es erlaubt, mit Traktoren Straßen zu versperren?

Darf man mit Fahrzeugen Straßen blockieren, wenn man gegen etwas protestieren will? Wie so oft bei juristischen Fragen lautet die Antwort: Es kommt darauf an! "Straßen zu blockieren im Rahmen einer Demonstration ist grundsätzlich auch von der Versammlungsfreiheit gedeckt", erklärt SWR-Rechtsexperte Kolja Schwartz. Der Protest muss aber rechtzeitig vorher bei den Behörden angemeldet werden. Diese können auch aus Sicherheitsgründen Vorgaben machen, die eingehalten werden müssen. Alle Details lest ihr im Artikel. Dort wird auch geklärt, wann Protest strafrechtliche Ermittlungen nach sich ziehen kann - und ob es juristisch gesehen einen Unterschied macht, ob Landwirtinnen und Landwirte Straßen blockieren oder Klimaaktivistinnen und -aktivisten:

Baden-Württemberg

Hintergründe zur Rechtslage Bauern blockieren Straßen in BW - dürfen die das?

Ist es legal, wenn Traktoren Straßen blockieren? Ein SWR-Rechtsexperte erklärt, worauf es ankommt, wo die Grenze zur Straftat ist und was der Unterschied zu Klimablockaden ist.

SWR4 BW am Montag SWR4 Baden-Württemberg

Eure Ansichten zu den Bauernprotesten

Viele von euch zeigen bei uns auf Facebook Solidarität mit den Landwirtinnen und Landwirten: "Wir stehen hinter euch, absolut richtig!", schreibt etwa eine Userin zu den heutigen Protesten. Eine andere sagt, sie habe zwar Verständnis, aber: "Für die Arbeitnehmer ist es auch nicht leichter, die stehen dadurch Stunden im Stau oder haben Zoff mit den Chefs." Die Proteste richten sich gegen geplante Subventionskürzungen für die Landwirtschaft. Einige stellen sich daher auch die Frage, ob sich an der Finanzierung nicht grundsätzlich etwas ändern müsste, wie dieser User: "Ich frage mich einfach nur, ob nicht eher gegen die systematische Preisdrückerei der großen Konzerne demonstriert werden sollte. Denn wenn ununterbrochen subventioniert werden muss, sehe ich das Problem nicht unbedingt in Berlin." Staatliche Subventionen machen im Durchschnitt insgesamt knapp die Hälfte des Einkommens von Landwirtinnen und Landwirten aus. Wie steht ihr zu den Protesten? Diskutiert gerne mit:

In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg protestieren heute tausende Bauern gegen die Pläne der Ampel-Koalition in Berlin. Wie es aktuell in eurer Region aussieht, lest ihr in unseren Liveblogs.Posted by SWR Aktuell on Sunday, January 7, 2024

Bauern boykottieren Freiburger Münstermarkt

Leere Kisten statt volle Gemüseauslagen: In Freiburg macht sich der Protest der Landwirtinnen und Landwirte auch auf dem Münstermarkt bemerkbar. Aktuell können Kundinnen und Kunden dort keinerlei Waren einkaufen, wie ein Sprecher der verantwortlichen Freiburger Messe sagte. Vier Landwirte hätten zwar ihre Stände aufgebaut, präsentierten als Zeichen des Protests aber nur leere Kisten. Straßenblockaden gibt es im Raum Freiburg laut Polizei derzeit nicht. Der Verkehr laufe, wenn auch zäh. Mehr zu den Auswirkungen der Proteste auf Südbaden wird hier im Artikel zusammengefasst.

Bauernprotest auch auf dem Freiburger Münstermarkt
Marktstände ohne Waren: Der Bauernprotest ist auch auf dem Freiburger Münsterplatz angekommen.

Bundesweit Verkehrsbehinderungen durch Bauern-Proteste

Ein Blick über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus: Nicht nur hier, sondern in ganz Deutschland gibt es seit dem Morgen Proteste der Landwirtinnen und Landwirte gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. Die Polizei rief zu einem friedlichen Umgang auf.

Die aktuelle Verkehrslage in Baden-Württemberg

Die wichtigsten Verkehrsbeeinträchtigungen durch die Bauernproteste fassen wir hier im Ticker zusammen, alle Staus und Einschränkungen für eure Strecke findet ihr aber auch jederzeit in unserer SWR Aktuell-App und hier:

Unfall in Stuttgart sorgt stadteinwärts zusätzlich für Probleme

"Bitte nutzt den ÖPNV", rät die Polizei Stuttgart auf X, früher Twitter. Derzeit sei ein Traktorkorso auf dem Weg von einer Kundgebung auf dem Cannstatter Wasen über die B14 in die Innenstadt. Bis 14 Uhr rechnet die Polizei mit Verkehrsbeeinträchtigungen im gesamten Stadtgebiet.

Zusätzlich kommt es laut Polizei durch einen Unfall von heute Morgen auf den Bundesstraßen B10 und B14 zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Ein Sattelzug war auf Höhe der Poststraße auf eine Betontrennwand gefahren und hatte sich dort verkeilt. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Fahrbahnen in Richtung Innenstadt seien momentan für die Unfallaufnahme und die Bergung des Lastwagens vermutlich noch für mehrere Stunden voll gesperrt, heißt es. Eine Umleitung sei eingerichtet.

Livestream: Wie laufen die Bauernproteste in BW und RLP?

Blockierte Autobahnen, in die Städte rollende Traktoren und Kundgebungen - die Landwirtinnen und Landwirte halten Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz heute in Atem. Eindrücke davon geben unsere SWR-Reporterinnen und -Reporter ab jetzt im Livestream, auf unserer Facebook-Seite und direkt hier:

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