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Wie wir uns an Musik erinnern

Stand
Autor/in
Christoph Drösser
Christoph Drösser | Fotografin: Liesa Johannssen
Onlinefassung
Candy Sauer

"Schatz, sie spielen unser Lied!" – Wohl jeder hat es schon einmal erlebt, dass eine Melodie mit einem Schlag Erinnerungen weckt. Nicht nur an die Musik selbst, sondern an die Gefühle, die wir mit ihr verbinden.

Wir alle speichern Tausende von Melodien im Gehirn. Diese Erinnerungen sind erstaunlich präzise und binnen Millisekunden abrufbar, und sie gehören zu den letzten, die Alzheimer-Patienten noch haben. Wie funktioniert dieses musikalische Gedächtnis?

Verschiedene Hirnregionen für die Verarbeitung von Rhythmus und Melodie

Der Rhythmus wird von einer anderen Hirnregion verarbeitet als die Melodie oder die Klangfarbe. Und ähnlich wie das Internet aufgrund seiner verteilten Struktur gegen den Ausfall einzelner Netzknoten immun ist, ist auch unser Musikgedächtnis sehr robust, selbst wenn die Hirnleistung nachlässt.

Aber vieles ist noch unerforscht. Es ist auch nicht bekannt, wie viele Musikstücke wir im Lauf des Lebens auf unserer inneren Festplatte abspeichern.

Gefühlszentrum wird beim Musikhören immer mit angesprochen

In der Verknüpfung von Höreindruck und Gefühl liegt das Geheimnis der Musik. Kaum eine musikalische Erinnerung ist emotional neutral, das Gefühlszentrum im Gehirn wird immer mit angesprochen. Und das natürlich umso mehr, je intensiver die Gefühle waren, die wir beim ersten Hören empfunden haben. Es gibt eine Lebensphase, da ist diese Verbindung am intensivsten. Sie reicht von der Pubertät bis ins junge Erwachsenenalter.

Die starke Verbindung von musikalischen Erinnerungen und Gefühlen hat noch einen Effekt: Unser musikalisches Gedächtnis ist sehr dauerhaft. Dauerhafter als alle anderen bewussten Erinnerungen, wie es scheint. Hirnforscher haben in jüngster Zeit eine Region im Gehirn identifiziert, das sogenannte prä-supplementär motorische Areal, prä-SMA, das daran beteiligt zu sein scheint.

Dank der hohen Emotionalität der Musik kann sie Demenzerkrankten helfen. Selbst selbst im späten Stadium der Demenz, wenn die Patientin kaum noch ansprechbar ist, wirkt die Musik beruhigend in einer Situation, in der die Menschen kaum noch einen inneren Halt haben.

Gerne mal für Abwechslung sorgen

Viele Menschen nisten sich in ihren musikalischen Erinnerungen ein und hören zum Beispiel nur noch den Radiosender, der die Musik aus dem Jahrzehnt spielt, in dem sie jung waren. Aber es ist nie zu spät, sich in neue Musik-Stile hineinzuhören, ob das nun aktueller Pop ist oder Jazz, HipHop, Klassik oder auch die Musik einer ganz anderen Kultur.

Am besten erlebt man ungewohnte Musik live – dann haben wir nicht nur einen abstrakten Klangeindruck, sondern verbinden die neuen Töne mit einem persönlichen Erlebnis. Aber egal wie viel Neues wir hören – die alten Erinnerungen bleiben unauslöschlich.

Musiker können Musik abstrakt analysieren

Musikerinnen und Musiker erinnern sich nicht nur an die Tonfolge, die sie spielen müssen. Sie können die Musik auch abstrakt analysieren – die Harmonien, die Tonart, die Rhythmik.

Ihr Körper kann sich außerdem die Abfolge der Bewegungen ihrer Muskeln beim Spielen merken und so das Körpergedächtnis nutzen. Und schließlich sind manche in der Lage, die Noten auf dem Papier zu visualisieren – mithilfe eines fast fotografischen Gedächtnisses.

SWR 2020

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Mittagskonzert Weihnachtskantaten von Johann Kuhnau

Von Johann Kuhnau, Johann Sebastian Bachs Vorgänger im Amt des Leipziger Thomaskantors, gibt es bis heute Musik zu entdecken, die in ihrer Zeit zwar großes Ansehen genoss, in unserer Zeit aber fast vergessen ist. Der Karlsruher Kantor Peter Gortner hat auf seiner neuen CD mit frühbarocker Weihnachtsmusik zwei Kantaten von Kuhnau aufgenommen, die Kuhnaus wahre Größe zeigen. Die Kantate „Uns ist ein Kind geboren“ galt sogar lange Zeit als ein Werk Johann Sebastian Bachs!
Weihnachtliche Orgelmusik von César Franck kommt ebenfalls aus der Christuskirche Karlsruhe. Dort spielte der Organist Carsten Wiebusch die zum Weihnachtsfest komponierten Stücke aus Francks Sammlung „L'Organiste" ein.
Kammerchor der Christuskirche Karlsruhe
Barockorchester L’arpa festante
Jessica Jans (Sporan)
David Erler, Franz Vitzthum (Altus)
Daniel Schreiber (Tenor)
Florian Hartmann (Bass)
Leitung: Peter Gortner
Johann Kuhnau:
Frohlocket, ihr Völker, und jauchzet, ihr Heiden, Kantate zum ersten Weihnachtstag
Michael Praetorius:
Der Morgenstern ist aufgedrungen, Kantionalsatz aus Musae Sioniae, Teil VI Nr. 194
Wie schön leuchtet der Morgenstern, Choralkonzert à 9 aus Polyhymnia Caduceatrix & Panegyrica
Johannes Eccard:
Übers Gebirg Maria geht, Motette à 5
Michael Praetorius:
Resonet in laudibus, Weihnachtsmotette à 7 aus Musae Sioniae, Teil V Nr. 91
Johannes Eccard:
Übers Gebirg Maria geht
Johann Kuhnau:
Uns ist ein Kind geboren, Kantate zum ersten Weihnachtstag für Soli und Chor, 2 Blockflöten, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo
Michael Praetorius:
Es ist ein Ros entsprungen, Kantionalsatz aus Musae Sioniae, Teil VI Nr. 53
Carsten Wiebusch (Orgel)
César Franck:
7 Stücke für Orgel in D-Dur und d-Moll „Pour le temp de Noël"
7 Stücke für Orgel in G-Dur g-Moll „Pour le temps de Noël"
German Brass
Diverse Titel aus „It's Christmas Time"

Mittagskonzert SWR Kultur