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Besser als jede Diät – Wie Fasten auf die Gesundheit wirkt

Stand
Autor/in
Peggy Fuhrmann
Onlinefassung
Ulrike Barwanietz
Candy Sauer

Intervallfasten und Heilfasten sind nicht nur in Mode. Sie wirken auch, am besten in Kombination mit Bewegung. Wer fastet, nimmt ab und tut etwas für seine Gesundheit.

Erbe der Evolution: Energie speichern, um Hungerperioden zu überstehen

Fasten hat eine jahrtausendelange Tradition. Alle Weltreligionen haben Fasten-Rituale entwickelt, die der inneren Einkehr dienen. Wer fastet, um sich körperlich besser zu fühlen, spürt aber, dass es Geist und Seele ebenfalls guttut. Dass der Organismus den Nahrungsverzicht regelrecht brauche, betont Professor Stephan Herzig, Direktor des Institutes für Diabetes und Krebs am Helmholtz-Forschungszentrum in München. Denn der Stoffwechsel sei darauf ausgerichtet, Energie zu speichern. Er bereite sich so auf Hungerperioden vor. Ein Erbe der Evolution.

Fett abzubauen tut vielen gut. Außerdem erhöht selbst der vorübergehende Verzicht auf Essen bereits die Insulinsensitivität. Das heißt, der Körper reagiert wieder besser auf das Hormon, das den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht hält. Das hilft allen, die einen erhöhten Blutzuckerwert haben oder bereits unter Diabetes 2 leiden, weil ihr Körper nicht mehr oder zu wenig auf das Insulin reagiert. Viele Menschen ab dem mittleren Alter sind heute davon betroffen, vor allem, wenn sie übergewichtig sind.

Fasten beeinflusst Blutdruck, Cholesterin und die Zellreinigung

Die verbesserte Reaktion auf das Insulin ist für weitere positive Effekte des Fastens mitverantwortlich, wie etwa eine mögliche Senkung des Blutdrucks und des Cholesterin. Dazu fördert das Fasten noch einen zweiten körperlichen Prozess, der positive gesundheitliche Folgen hat, und zwar die sogenannte Autophagie, die Grundreinigung der Zellen.

Brühe in einer Tasse
Mehrere Tage nur Gemüsebrühe und Tee? Einige Menschen nutzen die Zeit vor Ostern zum Fasten

Senioren, Kinder, Schwangere, Kranke: Fasten ist nicht für jeden geeignet

Doch es gibt Ausnahmen. Nicht fasten sollten alte Menschen, warnt die Medizin. Denn im Alter baut der Körper Muskelmasse ab, Fasten könnte diesen Prozess verstärken. Ob das tatsächlich zutrifft, ist aber bisher nicht wissenschaftlich untersucht. Eindeutig hingegen ist, dass Schwangere und Menschen mit Herzerkrankungen, Leber-, Nieren- und Schilddrüsenleiden oder einer Ess-Störung nicht fasten sollten. Das gleiche gilt für Kinder.

Stationäres Fasten für Menschen mit chronischen Erkrankungen

Wer zum ersten Mal fastet, sollte sich von ausgebildeten Fastenleitern betreuen lassen. Und wer regelmäßig Medikamente gegen Bluthochdruck, Diabetes oder zur Blutverdünnung einnimmt, sollte nur unter ärztlicher Aufsicht fasten, eventuell in einer Klinik. Denn eine Woche oder länger zu fasten, kann die Wirksamkeit von Medikamenten verändern. Manche können sogar abgesetzt werden, weil Blutdruck und Blutzuckerwerte sinken.

Das sollte aber ein Arzt oder eine Ärztin prüfen, sagt Andreas Michalsen. Der Professor am Institut für Sozialmedizin der Charité ist auch Chefarzt am Zentrum für Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin. Das Zentrum bietet ein- bis zweiwöchiges stationäres Fasten an. Vor allem für Menschen, die chronisch erkrankt sind und denen die Schulmedizin nur wenig helfen konnte.

Teller, gefüllt "von 12 bis 4 Uhr": Wer im Intervall fastet, wählt meist eine dieser Varianten: Fünf Tage in der Woche normal essen und zwei Tage fasten, oder täglich 16 Stunden fasten
Wer im Intervall fastet, wählt meist eine dieser Varianten: Fünf Tage in der Woche normal essen und zwei Tage fasten, oder täglich 16 Stunden fasten

Klassisches Krankheitsbild für die stationäre Fastentherapie ist die rheumatoide Arthritis, also das Gelenkrheuma, und auch andere rheumatische Erkrankungen bis hin zu den schmerzhaften Arthrosen, so Chefarzt Andreas Michalsen. Dazu kommen Stoffwechselkrankheiten, Darmerkrankungen und sogar psychische Erkrankungen. Bei einem Drittel von Michalsens Patienten hält der Effekt des Fastens bis zu einem Jahr, weil diese Menschen oft ihre Ernährungsgewohnheiten durch den guten Erfolg des Fastens und durch die veränderte Geschmackswahrnehmung ändern.

Neue Studie: Kombination Heilfasten und Intervallfasten

Die Medizin sucht nach Methoden, die Erfolge länger zu erhalten. Deshalb haben Mitarbeitende der Charité und des Naturheilkundezentrums im Immanuel Krankenhaus in einer neuen Studie eine Woche Heilfasten mit anschließendem Intervallfasten kombiniert. Das könnte ein erfolgsversprechendes Modell sein. In diesem Fall ging es darum, die Fastentherapie schwer kranken Menschen, die sich in ärztlicher Behandlung befinden, ergänzend anzubieten. Sie litten unter Multipler Sklerose. Und tatsächlich zeigten sich bei den Fastenden deutlich positivere Effekte als in der Kontrollgruppe, die sich zwar gesund ernährte, aber nicht fastete.

Fasten fördert bei Mäusen die Regeneration von Nerven

Experimente mit Mäusen zeigten, dass Fasten die Regeneration von Nerven fördert. Allerdings lassen sich Ergebnisse solcher Tierexperimente nicht einfach auf den Menschen übertragen. Sie geben aber Hinweise, in welche Richtung weiter geforscht werden könnte.

5:2 oder 16:8 – Varianten des Intervallfastens

Wer im Intervall fastet, wählt meist eine dieser Varianten: Fünf Tage in der Woche normal essen und zwei Tage fasten, kurz "5 zu 2-Methode" genannt. Oder täglich 16 Stunden fasten – inklusive Nachtschlaf – und nur innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden essen. Das ist die besonders beliebte 16 zu 8 Methode.

In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, abends um 19 Uhr das letzte Mal zu essen und vormittags erst wieder um 11 Uhr – nach 16 Stunden Enthaltsamkeit. Wer nachmittags um 16 Uhr das letzte Mal isst, kann morgens um acht Uhr frühstücken. Einen Tag in der Woche dürfe man sogar normal essen, sagt Andreas Michalsen. Und man müsse auch nicht unbedingt 16 Stunden täglich fasten, auch 13 oder 14 Stunden bedeuten einen Erfolg. Intervallfasten kann fast jeder eigenständig. Wer regelmäßig Medikamente nimmt, sollte sich vor Beginn unbedingt von einem Arzt oder einer Ärztin beraten lassen.

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