Platz 8 (29 Punkte)

Don Mee Choi: DMZ Kolonie

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Don Mee Choi ist Lyrikerin und Übersetzerin. Geboren in Seoul, wuchs sie in Hongkong auf, bevor sie in die USA emigrierte. Für ihren Lyrikband wurde sie mit dem National Book Award for Poetry ausgezeichnet. Die Autorin selbst bezeichnet ihre Texte als „Geopolitik“. Die DMZ im Titel ist die demilitarisierte Zone in Korea, die die Halbinsel teilt und das genaue Gegenteil dessen ist, was ihr Name verheißt. Sie ist, wie Choi ausführt, „ca. 250 Kilometer lang und 4 Kilometer breit. Sie verläuft entlang des 38. Breitengrads. Die Teilungszone wurde nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen, zum Ende der 35-jährigen japanischen Besatzung Koreas. Die USA besetzten den Süden, die Sowjetunion den Norden.“

Dieser vermeintlich unverrückbaren historischen Tatsache setzt Choi gleich im Auftakt das Element des Flüchtigen und des Spontanen entgegen: „Für alle Vögel und Kinder, im Flug und auf der Flucht“ lautet das Motto, das dem von der Dichterin Uljana Wolf übersetzten Band vorangestellt ist.“DMZ Kolonie“ ist eine Mischung aus Prosa und Lyrik und auch ein Hybrid aus Fotografien, Landkarten, Erinnerungstexten an eine Kindheit in Südkorea; an ein Land, in das sie im Jahr 2016, wie sie schreibt, als Ausländerin zurückkehrte und auch als solche betrachtet wurde.

Choi schreibt über Opfer des Regimes und über Geflüchtete, über Folter und über die Geschichte ihres Geburtslandes; über ihren Vater, der als Kriegsfotograf gearbeitet hat. Die Grenze durch das Land verläuft auch durch die Menschen: „DMZ Kolonie“ ist ein Dokument der inneren Zerrissenheit, die in dem Band auch grafisch dargestellt wird.


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Autor/in
SWR