Der 1936 in New York geborene Don DeLillo gehört zu den wichtigsten Schriftstellern der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Ähnlich wie der von ihm geschätzte Thomas Pynchon hat auch DeLillo seit Beginn seines Schaffens Verschwörungstheorien, amerikanische Mythen und Medienbilder und den Gegensatz von Individualität und populärer Massenkultur in den Blick genommen.
„Die Stille“ spielt im Jahr 2022, in einer unmittelbar bevorstehenden Zukunft also. Als Don DeLillo seine Arbeit an dem Roman begann, konnte er noch nichts von der Pandemie ahnen, die die Welt derzeit umklammert hält. Und dennoch sprechen aus seinem neuen Buch eine unheimliche diagnostische Kraft: Drei Menschen in einer Wohnung in New York, die sich gemeinsam das Super Bowl-Endspiel anschauen wollen. Sie warten noch auf ein befreundetes Paar, das mit dem Flugzeug landen soll.
Plötzlich steht das Leben still; die Bildschirme werden dunkel, die Aufzüge bleiben stehen. Flugzeuge müssen notlanden. Es ist ein Kammerspiel, das DeLillo auf gerade einmal 100 Seiten inszeniert, und es erzählt von einer auf Funktionieren angelegten Zivilisation, der ohne Erklärung der Stecker gezogen wird. DeLillo entwirft kein Katastrophenszenario. Vielmehr ist sein schmaler Roman der Versuch, das augenblickhaft Aufscheinende und wieder Verschwindende der Situation in Sprache festzuhalten.