Im Herren-Fußball ist Deutschland gerade mindestens so am Boden der Tatsachen angekommen wie die Ampel-Regierung im Haushaltsloch. Immerhin für den Sport gibt es einige Lösungsansätze: Anders trainieren, anders spielen, mehr Team-Arbeit. Und vor allem: Talente früher fördern, denn die Spieler von morgen sind vielleicht die Schüler von heute.
Einblicke in die Welt der Sport-Skeptiker
Früher war alles besser, da rochen sogar die Umkleidekabinen noch mehr nach Schweiß! Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben – aber wenn Sport-Ikonen wie Rudi Völler und Hansi Flick Sachen sagen wie: „Zwei Stunden Schulsport in der Woche sind zu wenig. Die Kinder bewegen sich nicht genug, die zocken lieber, das haben wir damals anders gemacht“, dann haben sie einerseits recht.
Andererseits mahnen sie aber an den Kindern und Jugendlichen vorbei – denn jeder halbwegs empathische Sportlehrer weiß: Schulsport richtet sich oft an diejenigen, die eh schon Sport lieben.
Die anderen empfinden sich eher als Komparsen für den Show-Auftritt der Fußballer, Handballerinnen, olympisch Schwimmenden, die routiniert ihr Hobby im Schulsport fortsetzen können.
Logischerweise waren die Sportfunktionäre von heute vor einigen Jahrzehnten – als alles besser war – in der Schule auch schon an Sport interessiert. Sie sind also, vorsichtig gesagt, nicht die besten Ratgeber, um mehr Bewegung in Turnbeutelvergesserinnen und Barren-Verweigerer zu bringen.
Daher, liebe Sport-Enthusiasten, an dieser Stelle fünf Fragen, die euch die Welt der Sport-Skeptiker und die Vielzahl der negativen Schulsport-Erfahrungen nahe bringen könnten.
Absurdität: Welchen Sinn hat Bockspringen?
Wer je eine deutsche Schule besucht hat, kennt das Szenario: Eine lange Reihe von Schülerinnen und Schülern, ein kleines Sprungbrett, eine Matte und vor allem ein mittelalterliches Turniergerät namens Bock. Über das man (wie soll das gehen?!) springen muss. Einige schaffen das ganz gut, andere begegnen dem Bock auf Augenhöhe, wieder andere laufen einfach drum herum…
Darwinismus: Warum werden nur die Fitten belohnt?
Ehrenurkunde, Siegerurkunde, Teilnehmerurkunde – oder gar nichts. Klar, wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Aber während man sich sozialpolitisch zumindest über gleiche Start-Voraussetzungen jenseits vom Elternhaus austauscht, sind die Karten beim Schulsport von Beginn an unfair gemischt, körperliche Merkmale – groß schlägt klein, stark schlägt schwach – werden einfach per Urkunde belohnt.
Body-Shaming in der Umkleidekabine: Wie siehst du denn aus?
Schülerinnen und Schüler sind oft unzufrieden mit sich selbst und ihrem Körper. Umkleiden sind für manche von ihnen eher unangenehme Orte, an denen man von anderen so gesehen wird, wie man es vielleicht gar nicht möchte.
Normierung: Springen, laufen, werfen wie der Mainstream. Warum endet Individualität im Sport?
Sei wie die anderen! Um Leistung in irgendeiner Form messen zu können, wird der individuelle Sprung, der individuelle Wurf durch den Vergleich mit anderen bewertet, anders als in anderen gesellschaftlichen Feldern ist Eigenart im Schulsport keine Unique Selling Proposition – sondern eher hinderlich.
Variation: Warum sind Schach, wandern oder angeln keine Schulsportarten?
Zugegeben, beim Angeln bewegen sich vor allem die Fische. Aber dennoch ist es eine anerkannte Vereinssportart, die als Schulsport fächerübergreifende Synergien zu Biologie oder Philosophie erzeugen könnte. Ähnlich beim Schach. Und Wandern und denken – das ging doch schon für die alten Griechen zusammen, und die haben immerhin auch die Olympischen Spiele erfunden.
Reformbedarf beim Schulsport
Wer bisher also dachte, Sport zähle zu den angenehmeren Schulfächern, dem sollte nun klar sein: Bloßstellende Situationen, wertende Vergleiche und gleichermaßen sinnfreie wie frustrierende Aufgabenstellungen gibt es nicht nur beim Vorrechnen an der Tafel oder während der Vokabel-Abfrage, sondern auch oder gerade besonders während der Schulsportstunden. Es gibt dringenden Reformbedarf.