1986 kündigen Flugblätter in Ostberlin den Start eines „unabhängigen Senders“ an. Stasi und Volkspolizei gehen sofort in Alarmbereitschaft. Am angekündigten Sendetag fahren Peilwagen durch die Straßen, hunderte zivile Stasimitarbeiter sind im Einsatz und ein Hubschrauber mit einem mobilen Ortungsgerät kreist über der Stadt. Vergeblich. Pünktlich melden sich die Radiopiraten auf den angezeigten UKW-Frequenzen. Ihr Thema: die atomare Strahlenbelastung in der DDR. Sie berühren damit ein politisches Tabu.
Illegaler Widerstand im DDR-Radio
Der ersten Sendung folgen zwei weitere, bis es der Stasi schließlich gelingt, die Radiopiraten mit einem Störsender zu überlagern. Die Suche nach ihnen bleibt ergebnislos. Wären sie entdeckt worden, hätten ihnen Verhaftung und Freiheitsentzug gedroht.
Piratenradios: von Beat Musik und Schlager bis zur politischen Satire
Es ist ein hohes persönliches Risiko, das Radiopiraten zwischen Sachsen, Berlin und Mecklenburg auf sich nehmen. Ihnen geht es nicht nur um politische Inhalte. Oftmals ist es eine fast kindliche Begeisterung für westliche Musik und Popkultur, die auf fiebrige Bastelleidenschaft, jugendliches Aufbegehren und ungestillte Abenteuerlust trifft. Für die meisten von ihnen beginnt damit eine wilde Zeit, die auch ihr weiteres Leben prägen wird.
100 Jahre Radio in Deutschland - Blick in Vergangenheit und Zukunft