Politik soll Gefühle und Verstand nicht trennen
Ob Debatten über die Klimakrise, Identitätspolitik oder das Weltgeschehen - je lauter die Forderung nach Rationalität, desto emotional aufgeladener sind die Diskussionen. Doch wenn Emotionen zu lange unterdrückt werden und dann hoch kochen, sorgt das nicht dafür, dass Debatten besser ausgetragen werden können. Das menschliche Gehirn ist dann direkt im Überlebensmodus. Die Neurowissenschaftlerin Prof. Maren Urner fordert deshalb:
Am Ende ist alles politisch
Die Frage "Wie geht es dir?" ist die politischste Frage überhaupt, sagt Maren Urner. Das Befinden hänge ganz stark davon ab, was Menschen in der eigenen Umgebung machen und wie beispielsweise die wirtschaftliche und die politische Situation ist. Jede Entscheidungen, die Einzelne in ihrem Leben treffen können, sei politisch bestimmt.
Maren Urner: Das sollte die Politik besser machen
Eine Anregung von Maren Urner klingt banal, ist sie aber nicht. Sie fordert mehr Ehrlichkeit in der Politik. Im politischen System gebe es Strukturen, die dafür sorgen, dass Ehrlichkeit nicht belohnt wird. Und das führe dazu, dass die Politik ihrem eigenen Sinn – unser Zusammenleben besser zu gestalten – nicht gerecht werden könne.
Das menschliche Gehirn sei, so Urner, immer auf der Suche nach Sicherheit. Einfache Lösungen klängen vor allem dann gut für unser Gehirn, wenn wir schon unsicher sind. Doch Politiker:innen sollten in erster Linie gut überlegte langfristige Entscheidungen treffen und ehrlich kommunizieren, auch wenn dies dann zunächst komplexer klingt.
Maren Urner plädiert auch dafür, dass Menschen mit Verantwortung zugeben, wenn sie etwas nicht wissen. Und dass andere Menschen den Mut erkennen und respektieren.