Rechtsstaatlichkeit und Solidarität als Grundwerte von Europa
Vielen nennen ihn den "letzten Europäer": Jean Asselborn war in vielen Belangen eine Ausnahmeerscheinung in der Politik, stand für klare und auch mal markige Worte. Seine Einschätzungen und sein Rat waren zuletzt aufgrund seiner langen Erfahrung als Außenpolitiker immer häufiger gefragt. Einen Begriff betont er auch heute noch besonders, wenn es um die Zukunft Europas geht: Solidarität.
Den zweiten Begriff, den Asselborn beim Thema Europa immer wieder ins Spiel bringt: Rechtsstaatlichkeit – auch im Hinblick auf den immer größer werdenden Einfluss von Rechtspopulisten oder autokratischen Regierungen.
Jean Asselborn als Krisenmanager: Migration, EU-Finanzen, Ukraine
Luxemburg, dem zweitkleinsten Land der EU, gab er ein gewichtiges Wort in der europäischen Gemeinschaft und damit in der ganzen Welt. Die längste Zeit im Amt hatte es Asselborn mit internationalen Krisen zu tun: uter anderem die EU-Finanzkrise, die Migrationskrise und Herausforderungen im transatlantischen Verhältnis. Heute schaut er mit Sorge auf den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine.
Nur ein einiges Europa könne Putin in die Schranken weisen. Mit Putin an der Spitze Russlands wird es Asselborns Einschätzung nach keine Verhandlungs-Lösung geben, selbst wenn es im Land gemäßigtere Stimmen in seinem Umfeld geben sollte. Deshalb müsse Europa der Ukraine durch Waffenlieferungen die Möglichkeit geben, sich zu wehren.
Jean Asselborn: vom Stahlarbeitersohn zum Außenminister
Jean Asselborn ist ein Kämpfer. Als Sohn eines Stahlarbeiters kämpfte er sich hoch: Er holte das Abitur nach, studierte, wurde Bürgermeister in seiner Heimat Steinfort und schließlich Außenminister. Als seine Partei "LSAP" 2023 die Wahlen im Großherzogtum Luxemburg verlor, schied er aus der Regierung aus und kündigte auch seinen Abschied aus der Politik an. Für seine Verdienste um das deutsch-luxemburgische Verhältnis erhielt Asselborn das Bundesverdienstkreuz.
Der 74-Jährige ist verheiratet und hat zwei Töchter, ist passionierter Radsportler, schreckt auch vor Berggipfeln nicht zurück und genießt seinen Ruhestand, auch wenn er weiterhin ein großes Pensum an Vorträgen und Diskussionen absolviert.