Gebrumme im Wohnzimmer, vor allem am Abend an den Lampen. Das kennen wir aus dem letzten Herbst und seit der Wanzenplage 2018 gehören die kleinen Krabbler, wie die Zecken oder Mücken, jedes Jahr zum Alltag. Dazu beigetragen hat das relativ trockene Sommer- und Herbstwetter der vergangenen Jahre und die gute Trauben- oder Apfelernten. Beides sind bei Wanzen beliebte Früchte, die sie mit ihren Rüsseln anzapfen.
Ideales Stinkwanzenklima
Die Wanzeninvasion in den Wohnungen im vergangenen Herbst, so SWR Umweltredakteur Axel Weiß, kann schlicht daher rühren, dass die Tiere zwei statt eine Generation im vergangenen Jahr geschafft haben. "Die Wanzen kamen im Herbst zu uns nach Hause, weil sie Angst vor Kälte haben und wissen, dass sie Temperaturen unter minus 10 Grad nicht überleben werden", sagt Axel Weiß.
Stinkwanzen legen im Frühling viele Eier ab
Haben die Tiere ein kuscheliges Plätzchen gefunden, bleiben sie in der Regel dort, bis sie jetzt im Frühjahr nach der Paarung ihre Eier ablegen. Und das kann beim Frühjahrsputz für einen zusätzlichen Ekelfaktor sorgen, denn eine Wanze legt bis zu 450 Eier ab.
Wie sehen die Stinkwanzen aus?
Charakteristisch für die Sechsbeiner ist das sogenannte Rostrum - eine Art mehrteiliger Rüssel. Damit saugen sie Nahrung auf. Den Menschen beißen sie nicht. Eine Ausnahme bildet dabei die Haus- oder Bettwanze, die sich von Blut ernährt.
Unterwegs waren 2018 ganz verschiedene Arten – von der auffällig gefärbten Feuerwanze über die Graue Gartenwanze und die Grüne Stinkwanze bis hin zur eingewanderten Marmorierten Baumwanze, die aus Asien stammt. Eingeschleppt wurden sie in Europa mit Containern, die per Schiff aus Ostasien kamen. Diese Wanze ist ein Profiteur der Globalisierung – aber auch vom Klimawandel. Denn das Tier findet hier Temperaturen, die es überleben lässt und für die Fortpflanzung ideal sind.
Wanzen als Schädling im Garten und auf dem Feld
In den Vereinigten Staaten hat sich die Marmorierte Baumwanze zum echten Problem entwickelt. Sie kommt in mehr als 30 Bundesstaaten vor und richtet als Schädling jährlich Schäden in großer Höhe an. Auch im europäischen Garten und auf dem Feld ist sie deshalb kein gern gesehener Gast.
Ein Problem ist, dass die Marmorierte Baumwanze hierzulande keinen natürlichen Fressfeind hat. Anders in China: Dort haben Forscher bereits eine biologische Waffe gegen die Wanzeninvasion gefunden. Die chinesischen Schlupfwespen bekämpfen die Stinkwanzen effektiv. Um sie in Europa einsetzen zu können, müsste aber zuerst eine Risikoanalyse gemacht werden. Denn die chinesischen Schlupfwespen könnten auch einheimische Nützlinge und gefährdete einheimische Insektenarten arg dezimieren.
So werden sie die Stinkwanzen im Frühling los
Die Tiere sind laut Naturschutz Bund (NABU) für den Menschen harmlos - sondern allerdings ein übelriechendes Sekret ab, wenn sie Gefahr wittern. Daher haben sie auch ihren Namen Stinkwanze. Wer die Tiere los werden will, sollte daher behutsam vorgehen. Axel Weiß empfiehlt: "Am besten ein Papier unter das eher träge Tier schieben, ein Glas darüber und dann ab raus damit! Auch draußen gibt es ja wärmere Plätzchen."