- Schritt 1: Befall erkennen
- Schritt 2: Vorräte untersuchen
- Schritt 3: Grundreinigung
- Schritt 4: Schlupfwespen zur nachhaltigen Bekämpfung
- Schritt 5: Vorbeugen und Nachkontrollieren
- Warum chemische und ätherische Mittel keine Lösung sind
Es krabbelt, kriecht und flattert in Ihrer Küche? Dann sollten Sie schnell aktiv werden und überprüfen, ob bei Ihnen ein Befall von Lebensmittelmotten vorliegt. Denn je länger Sie die Bekämpfung der Plagegeister hinauszögern, desto schlimmer wird der Befall. Im Grunde kann ein Lebensmittelmottenbefall jeden treffen, denn die Insekten werden meist durch Getreideprodukte, Trockenobst, Nüsse, Hülsenfrüchte oder Tierfutter in den Haushalt eingeschleppt. Manchmal flattern sie auch über das offene Fenster in unsere Küchen.
Die warme Temperatur und die hohe Luftfeuchtigkeit in der Küche bieten den Motten einen idealen Lebensraum. Doch es gibt Möglichkeiten, die Küche wieder vom Befall zu befreien und für die Zukunft vorzubeugen. In fünf einfachen Schritten bekommen Sie Ihre Küche wieder mottenfrei – auch ohne chemische Mittel. Worauf man dabei achten soll, weiß auch Schädlingsexperte Gregor Blumenstein.
Schritt 1: Befall erkennen
Hat man den Verdacht auf einen Mottenbefall, sollte man zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme vornehmen. Dafür sind sogenannte Pheromonfallen geeignet. Mit einem Sexuallockstoff werden die männlichen Motten angelockt, die dann auf der Falle kleben bleiben und die Weibchen nicht mehr befruchten können. Am besten verteilt man mehrere Fallen an Orten, an denen man einen Befall vermutet. So lassen sich die Hauptherde leicht identifizieren. Die Pheromonfallen sind allerdings nicht geeignet, um die Lebensmittelmotten auszurotten, können aber dabei helfen, den Befall zu überwachen.
Schritt 2: Vorräte untersuchen
Im nächsten Schritt sollten alle Lebensmittel, die für einen Befall gefährdet sind, kontrolliert werden. Lebensmittelmotten legen ihre Eier in Getreideprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte und einige andere Lebensmittel. Ob das Produkt befallen ist, erkennt man daran, ob Motten oder auch Larven darin zu sehen sind. Die Larven sehen aus wie kleine weiße Mehlwürmer. Etwas schwieriger zu erkennen, aber auch ein Zeichen von Befall, sind kleine weiße Fäden, die die Larven ziehen.
Vorräte, die von Motten befallen sind, können nicht mehr verzehrt und sollten umgehend entsorgt werden, rät das Julius-Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen). Wer sich bei einem Produkt nicht sicher ist, ob es befallen ist oder nicht, könne es grundsätzlich bei -18 Grad für zehn bis 14 Tage einfrieren, empfiehlt Schädlingsbekämpfer Gregor Blumenstein. Danach könne man das Produkt wieder essen.
Beim Wegschmeißen von Produkten sollte man darauf achten, dass die Insekten auch dem Müll nicht entwischen können. Dieser sollte daher luftdicht verschlossen und umgehend außerhalb der Wohnung entsorgt werden. Auch hier gilt: Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die betroffenen Vorräte einfrieren und erst anschließend entsorgen. So sollten alle Motten und Larven abgetötet sein, bevor sie in den Mülleimer wandern.
Auch Vorräte, die nicht sichtbar befallen sind, sollte man nicht gleich wieder in den Schrank räumen. Diese müssen nun luftdicht in Glas-, Metall- oder Hartplastikbehältern verschlossen werden. Dünnes Plastik, wie etwa von Gefrierbeuteln, eignet sich dafür nicht, denn dieses kann von den Larven durchfressen werden. Wichtig ist auch, dass sich die Deckel luftdicht verschließen lassen. Dafür sind etwa Deckel mit speziellen Dichtungen, wie zum Beispiel mit Bügelverschluss, geeignet.
Deckel von regulären Blechdosen sind meist nicht luftdicht verschließbar. Auch Marmeladengläser und andere Gefäße mit Schraubverschluss sind nicht geeignet, weil die Larven das Schraubgewinde hoch kriechen und sich dort einnisten können. Da man Mottenbefall im Anfangsstadium schwer erkennen kann, sollten die Behälter auch in regelmäßigen Abständen erneut kontrolliert werden.
Schritt 3: Grundreinigung
Hat man alle Lebensmittel entsorgt oder sicher verstaut, sollte man nun die Küche einer intensiven Grundreinigung unterziehen. Besonders an den Mottenherden, müssen auch Ritzen, Spalten, Zwischenräume und Bohrlöcher gereinigt werden, denn dort verstecken sich die Eier der Lebensmittelmotte besonders gerne.
Als Erstes saugen Sie alle Schränke, Löcher, Ritzen und Ecken mit einem Staubsauger aus. Eier, die sich hinter den Schrankwänden oder in Hohlräumen von Verpackungen verbergen, erwischt man damit allerdings nicht. Der Staubsaugerbeutel muss anschließend sofort in einer Plastiktüte luftdicht verschlossen werden und am besten für 24 Stunden eingefroren werden. So wird verhindert, dass die Falter wieder entwischen. Danach kann der Beutel in den Müll.
Oft wird dazu geraten, alle Flächen mit einem Essigreiniger auszuwischen. Laut dem Schädlingsexperten lohnt sich das allerdings nicht, da Ritzen und Zwischenräume nicht gut genug erreicht werden können.
Auch typische Befallspunkte mit der Hitze von einem Föhn zu bearbeiten, würde nur theoretisch funktionieren, so Schädlingsbekämpfer Gregor Blumenstein. Die Larven und Eier müssten so stark erhitzt werden, dass sie denaturieren und kaputt gehen. Das sei mit einem üblichen Haushaltsfön nicht möglich.
Schritt 4: Schlupfwespen zur nachhaltigen Bekämpfung
Die ausgiebige Putzaktion sollte nun schon die meisten Exemplare getötet haben. Es gibt allerdings auch noch weitere Möglichkeiten, die Motten nachhaltig zu bekämpfen. Chemische Mittel bekämpfen die Motten zwar sehr effektiv, sind aber auch schädlich für den Menschen. Es handelt sich hierbei meist um Nervengifte, die in der Küche eigentlich nichts zu suchen haben, besonders wenn Kinder, Tiere oder kranke Menschen im Haushalt leben.
Seit einiger Zeit gibt es aber auch eine biologische Alternative für die Schädlingsbekämpfung: Schlupfwespen. Jetzt denken Sie sicher: "Na super, dann habe ich statt Motten Wespen in der Wohnung rumfliegen!" Keine Sorge, das ist nicht der Fall. Schlupfwespen sind viel kleiner als gewöhnliche Wespen und können nicht fliegen. Mit einer Größe von weniger als 0,4 mm sind sie mit dem bloßen Auge praktisch nicht zu erkennen. Sie können gezielt dort angewendet werden, wo ein Mottenbefall besteht. Sind die Motten bekämpft, sterben auch die Schlupfwespen ganz von allein wieder ab.
Schlupfwespen bekämpfen die Motten, indem sie ihre eigenen Eier, in die der Motten legen und so keine weiteren Larven daraus schlüpfen können.
Die Anwendung sollte insgesamt viermal im Abstand von zwei Wochen wiederholt werden, denn einzelne Motten könnten in der Zwischenzeit erneut Eier legen. Schlupfwespen kann man ganz einfach online oder im Einzelhandel erwerben. Sie kommen in Pappkarten an, aus denen dann nach und nach die kleine Nützlinge schlüpfen.
Übrigens: Schlupfwespen dürfen nicht zusammen mit chemischen Reinigern verwendet werden, weil diese nicht nur die Motten, sondern auch die Nützlinge töten würden.
Schritt 5: Vorbeugen und Nachkontrollieren
Nach diesen Maßnahmen sollten die Motten erfolgreich bekämpft sein. Einem erneuten Befall können Sie vorbeugen. Ihre Lebensmittel sollten Sie weiterhin dicht verschlossen halten und regelmäßig kontrollieren. Die Schränke und Regale sollten außerdem regelmäßig ausgewischt und von Krümeln freigehalten werden.
Duftstoffe an den Schranktüren helfen übrigens nicht, die Motten fernzuhalten. Besonders unbeliebt sind bei den Insekten zwar der Duft von Lorbeerblättern, Lavendel, Nelken, Zedernholz, Patschuli oder Thuja. Diese befallen sie nicht unbedingt, aber der Duft hält sie auch nicht davon ab, andere Lebensmittel zu besetzen. Da Motten auch von draußen hereinkommen, könnte man Fliegengitter an den Fenstern anbringen.
Warum chemische und ätherische Mottenmittel keine Lösung sind
Vom Gebrauch chemischer oder ätherischer Mittel rät der Experte ab. "Wenn ich einen Belag aufsprühe, wird der nicht viel bringen. Die Verstecke sind so klein und verborgen, dass man auch mit Sprays überhaupt nicht hinkommt. Ich würde im Privathaushalt von chemischen Mitteln abraten", so Gregor Blumenstein.
Auf chemischen und ätherischen Mottenmitteln finden sich Gefahrenhinweise für Mensch und Umwelt. Und das nicht umsonst. "In den meisten Mitteln, [...] sind Pyrethroide drin, das ist eine Wirkstoffgruppe von Insektengiften, die dafür sorgt, dass die Nervenübertragung bei Insekten nicht mehr funktioniert", erklärt Erik Schmolz, Fachgebietsleiter beim Umweltbundesamt.
Besonders gefährlich für Kinder, Tiere und kranke Menschen
Diese Nervengifte haben in der Küche nichts zu suchen, besonders wenn Kinder, Tiere oder kranke Menschen im Haushalt leben. Bei falscher Anwendung können die Wirkstoffe Reizungen, Benommenheit und Allergien auslösen. Auch der Umwelt schaden die Schädlingsbekämpfungsmittel, da sie nicht nur die schädlichen, sondern auch auch harmlose oder sogar nützliche Insekten töten können.
Permethrin, ein Stoff aus der Gruppe der Pyrethroide, ist beispielsweise giftig für Reptilien und Katzen. Wer Haustiere hat, sollte also unbedingt auf diese Mittel verzichten und auf die Warnhinweise auf den Mitteln achten. Für den Gebrauch außerhalb der Wohnung sind sie auch nicht gut geeignet, erklärt Erik Schmolz weiter: "Der Wirkstoff Pyrethroid ist nicht sehr gut abbaubar und giftig für Wasserorganismen. Das heißt, sie sollten nicht ins Wasser gelangen. Ich halte es daher für problematisch, solche Produkte im Außenbereich anzuwenden."
Auch ätherische Öle sind schlecht abbaubar und giftig für Wasserlebewesen. Auf sie sollte bei der Mottenbekämpfung am besten ebenfalls verzichtet werden.
Weitere Informationen zur Schädlingsbekämpfung
- Informationsblatt vom Julius-Kühn-Institut: Vorräte richtig schützen
- Informationsblatt vom Bundesumweltamt: Chemikalien gegen Schädlinge – Verstehen, Erkennen, Vermeiden
- Schädlingsexperte Gregor Blumenstein vom Umweltservice Blumenstein