Pilze haben ihren eigenen Kopf
Reichlich Ziegenlippen, erste Steinpilze, Täublinge und Perlpilze wachsen in den Wäldern rund um Bad Kreuznach und am Rheingrafenstein. Champignons sind in den Weinbergen zu sehen. Auch weiter im Norden von Rheinland-Pfalz, im Hunsrück etwa oder in der Eifel, geht es langsam mit der Pilz-Saison los. Rund um Daun sind die Pilze zuletzt noch sehr verhalten gewachsen. Im Westerwald bei Montabaur hat eine Sammlerin Perlpilze und Pfifferlinge "erbeutet".
Und auch in der Pfalz, und zwar bei Landau entlang der südlichen Weinstraße lassen sich schon Pilze finden. Hier war der Pilzcoach und Pilzsachverständige Tobias Traulich unterwegs. Er hat im Wald bereits einiges an Pilzen entdeckt. SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk hat mit ihm darüber gesprochen.
Im Mai und Juni hat die Trockenheit das Pilzwachstum ausgebremst. Jetzt allerdings sorgt der Regen der letzten Wochen endlich dafür, dass Pilzsammler fündig werden. Spätestens kommendes Wochenende dürften dann auch in den kälteren Gegenden die Pilze üppig wachsen. Überraschungen jedenfalls sind immer drin. Wo gestern noch kein Pilz war, kann es am nächsten Tag schon ganz anders aussehen. Sie schießen gern mal über Nacht aus dem Boden.
Nicht alles einfach mitnehmen
Laut Pilzcoach Traulich sollte man sich auch über das Landeswaldgesetz informieren. So ist im Gesetz für Rheinland-Pfalz festgelegt, dass man Pilze, Beeren und Kräuter nur für den Eigenbedarf sammeln darf. Eine konkrete Menge ist zwar nicht vorgegeben, aber bis zu zwei Kilogramm Pilze im Korb eines Sammlers gelten als Maximalmenge. Zudem ist das Sammeln von Pilzen in Naturschutzgebieten sowie in Kernzonen von Nationalparks verboten.
Es gibt außerdem Pilzarten, die nach der Bundesartenschutzverordnung geschont werden sollen. Steinpilze, Pfifferlinge und Morcheln gehören dazu. Von ihnen darf meist nur ein Kilo gesammelt werden.
Und dann gibt es auch noch Pilze, die gar nicht gesammelt werden dürfen. Dazu gehören neben Trüffeln auch alle Arten Semmelporlinge, der Schwarzhütige Steinpilz und andere Röhrlinge. Ob die Pilze in einem staatlichen Wald oder einem Privatwald stehen, ist egal. Aber in einem Naturschutzgebiet und in Nationalparks müssen sie stehen bleiben. Dort dürfen Pilze nur bewundert werden. Verstöße können teuer werden.
Achtung Verwechslungsgefahr
Der Flockenstielige Hexenröhrling ist ein Speisepilz. Viele glauben das nicht, weil er sich an den Schnittflächen blau färbt. Der Schönfußröhrling klingt schon vom Namen her weniger abschreckend, ist aber ein Giftpilz und sieht dem "Flocki" ähnlich.
Jeder Speisepilz hat einen giftigen Doppelgänger. Deshalb sollten nur die Pilze mitgenommen werden, die wirklich eindeutig bekannt sind. Außerdem ist es immer hilfreich, die Pilze einem oder einer Pilzsachverständigen zu zeigen, damit sich kein giftiger Doppelgänger dazwischen mogelt. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie führt eine Liste mit Sachverständigen in ganz Deutschland.
Etliche bieten als Pilzcoach auch Kurse für Pilzbestimmungen an, manche auch regelmäßige Exkursionen, so wie die Fachgruppe Mykologie, die sich im NABU-Zentrum Rheinauen in Bingen trifft und Gäste gern auf Pilzexkursionen mitnimmt.
Auch Pilzsachverständiger Tobias Traulich bietet an, Pilze für Sammler zu prüfen. Er rät jedoch dazu, keine Pilze zu pflücken, über die man sich nicht sicher ist. "Ich finde es nur dann blöd, wenn man einen ganzen Korb voll Pilze sammelt und keinen einzigen davon kennt." Am besten wäre es, die Pilze schon im Wald zu bestimmen. Wenn das nicht möglich ist, sollten die Pilze stehen gelassen werden. So können sie weiter aussporen und sich vermehren.
Noch mehr Informationen, Links zu Fachvereinen und Pilz-Veranstaltungen, bietet die Webseite "Pfalzpilze".