Für viele Menschen gehört ein Kaffee zum Frühstück dazu. Über den Tag verteilt kann man da schnell auf drei bis vier Tassen Kaffee kommen. Wenn man dann mal seinen Konsum reduziert, kann es zu Entzugserscheinung kommen. Was macht Koffein mit uns und ist Kaffee wirklich gesund? Darüber haben wir mit Christiane Fuchs, Ärztin für Ernährungsmedizin aus Mainz, gesprochen.
SWR1: Hat Koffein in hohen Dosen eine drogenähnliche Wirkung?
Christiane Fuchs: In hohen Dosen würde man das wahrscheinlich so bezeichnen. Eigentlich sagt man aber eher Koffein hat einen Gewöhnungseffekt. Wer regelmäßig Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke zu sich nimmt und abrupt damit aufhört, wie ein kalter Entzug, der muss dann schon mit Entzugserscheinungen rechnen, weil das einfach mit der Wirkungsweise des Koffeins zu tun hat.
Wenn man eben das dann absetzt, dann sind die typischen Symptome Kopfschmerzen, dass man erschöpft ist, dass man müde ist, weil ja Koffein eigentlich so ein Muntermacher ist.
SWR1: Was passiert mit Koffein im Körper?
Fuchs: Das Koffein wirkt auf das zentrale Nervensystem und bindet im Gehirn an bestimmten Rezeptoren. Normalerweise ist es im Gehirn so, dass ein anderer Stoff namens Adenosin da andockt, der eigentlich das Gehirn davor schützt, dass es sich nicht überanstrengt.
Jetzt ist es aber so, dass das Koffein diese Rezeptoren blockiert, und so wird dann dieses Schläfrigkeitssignal ausgesetzt. Das heißt also, wie eine Forscherin mal gesagt hat, "Koffein macht also nicht wach, weil Koffein aufs Gaspedal drückt, sondern Koffein blockiert eigentlich nur die Bremse".
Aber es wird auch noch Dopamin ausgeschüttet. Wenn wir Koffein zu uns genommen haben, empfinden wir auch irgendwie ein besseres Wohlbefinden. Dopamin ist ein Botenstoff zwischen den Nervenzellen und beeinflusst damit dann auch unsere Psyche und unsere Stimmung.
SWR1: Ist Kaffee gesund oder nicht?
Fuchs: Gesund wäre jetzt nicht die richtige Antwort, weil ja Koffein ein Genussmittel ist und kein Lebensmittel. Drei bis vier Tassen pro Tag ist auch das, was die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, und dass sie sich durchaus positiv auf die Gesundheit auswirken können.
Koffein hat auch wirklich positive Effekte. Man hat festgestellt, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwas geringer ist, dass man auch das Risiko für Diabetes bis um 30 Prozent verringern kann. Auch bei Depressionen und Demenz steht da ein geringes Risiko und man weiß, dass Kaffee auf keinen Fall das Krebsrisiko erhöht.
Positive Nebenwirkungen Wie viele Tassen Kaffee sind noch gesund?
Wir trinken so viel Kaffee wie nie, im Durchschnitt knapp vier Tassen täglich. Ist das gesund oder gefährlich? Wer besser die Finger von Kaffee lassen oder weniger trinken sollte.
SWR1: Was gibt es für Risiken, wenn man zu viel Kaffee trinkt?
Fuchs: Also für gesunde Menschen gibt es keine Risiken. Es gibt Studien, da haben Menschen 25 Tassen Kaffee getrunken und da ist nichts passiert. Ich würde es natürlich nicht empfehlen, weil das schon auf das Herz-Kreislauf-System geht und wenn jetzt jemand hohen Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen hat... Es kann ja jeder für sich ausprobieren, das tut einfach dem Körper nicht gut.
Es gibt keine richtigen Grenzen, aber man würde mit sechs Tassen pro Tag erstmal nicht daneben liegen und es ist ja individuell auch sehr unterschiedlich. Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Koffein und man konnte sogar nachweisen, dass das auch einen genetischen Hintergrund hat.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.