Foodwatch fordert Limo-Steuer

Der Großteil der Getränke für Kinder ist überzuckert

Stand

Eine Studie von Foodwatch zeigt, dass 86 Prozent der Kinder-Getränke überzuckert sind. Die Organisation fordert nun eine Limo-Steuer und striktere Regeln zum Schutz der Kinder.

Von 136 untersuchten Getränken enthielten 117 mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter. In Ländern wie Beispielsweise Großbritannien wäre für einen solchen Zuckergehalt eine Limo-Steuer fällig. Dort haben die Hersteller aufgrund der Steuer den Zuckergehalt in ihren Getränken erheblich gesenkt. Foodwatch fordert die Ampel-Regierung auf, auch eine Steuer nach diesem Vorbild einzuführen. Wir haben mit Luise Molling von Foodwatch darüber gesprochen.

SWR1: 136 Kinder Getränke, haben Sie getestet, davon waren 117 Getränke überzuckert. Wie viel Zucker haben Sie da gefunden?

Luise Molling: Wir haben uns orientiert an der britischen Limo-Steuer. Die wird ja fällig ab einem Zuckergehalt von 5 Gramm je 100 Milliliter und eben 86 Prozent der Getränke, also insgesamt 117 Stück haben eben mehr als 5 Gramm Zucker je 100 Milliliter und sind eben aus unserer Sicht daher überzuckert. 57 Prozent enthalten sogar mehr als 8 Gramm Zucker je 100 Milliliter, sind also stark gezuckert.

SWR1: Wie schädlich ist Zucker für die Gesundheit von Kindern?

Molling: Zucker ist sehr schädlich und wir wissen, dass Kinder eben deutlich zu viel Zucker konsumieren. Gerade Zucker in Getränken ist besonders schädlich, weil man eben sehr viele Kalorien aufnimmt, aber kein Sättigungsgefühl hat, also die Kinder dann eben oft zusätzlich noch was Süßes essen. Das hat sehr schädliche Effekte und fördert vor allem Übergewicht und Typ 2 Diabetes. Daher sollten Süßgetränke von Kindern eigentlich so gut wie gar nicht getrunken werden.

In Getränken ist Zucker besonders schädlich, weil man sehr viele Kalorien aufnimmt, aber kein Sättigungsgefühl hat.

SWR1: Gab es auch positive Überraschungen in Ihrem Test?

Molling: Positive Überraschung gab es leider wirklich nicht. Also es gab auch nur 3 Getränke, die ungesüßt waren. Das waren alle 3 Mineralwasser. Fand ich persönlich enttäuschend, warum kann man denn nicht zum Beispiel mal einen ungesüßten Tee anbieten? Gab es nicht, also leider wurden wir in dieser Untersuchung wieder mal nur negativ überrascht.

SWR1: Süß kommt ja immer gut an bei kleinen Kindern oder bei Kindern generell. Was muss denn passieren, damit die Kinder-Getränke gesünder werden, also weniger Zucker enthalten? Ähnlich wie in Großbritannien eine Zuckersteuer?

Molling: Genau das ist aus unserer Sicht eben die erfolgversprechendste Maßnahme, damit die Hersteller endlich gezwungen werden, weniger Zucker in ihre Getränke zu kippen. Das MRI (Max Rubner-Institut) hat ja 2023 auch festgestellt, dass gerade die Getränke mit Kinderoptik in den letzten 4 Jahren sogar noch süßer geworden sind. Also die Lebensmittelindustrie hat ihre selbstgesteckten Ziele der Zuckerreduktion nicht erreicht und hinkt ihnen meilenweit hinterher.

Sie nicht freiwillig den Zuckergehalt deutlich reduzieren, weil sich diese Produkte verkaufen und Kinder aber auch Erwachsene den süßen Geschmack lieben. Deswegen braucht es so eine Limo-Steuer. In Großbritannien hat sich der Zuckergehalt in den Getränken in wenigen Jahren dadurch um 30 Prozent reduziert und sowohl Kinder als auch Erwachsene nehmen deutlich weniger Zucker über diese Getränke zu sich. Das ist genau der Effekt, den wir haben wollen und den wir uns auch für Deutschland wünschen.

Das Gespräch führte Frank Jenschar.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Foodwatch und zum MRI

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