1990 – SWR1 Meilensteine

Gary Moore – "Still Got The Blues"

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Moderator/in
Katharina Heinius
Redakteur/in
Stephan Fahrig
Niels Berkefeld
Onlinefassung
Nadine Kratochvil

Mit "Still Got The Blues" hat Gary Moore einen echten Stilwechsel hingelegt – weg vom Hard Rock, hin zum Blues Rock.

"Still Got The Blues" erschien 1990 als Gary Moores achtes Solo-Studioalbum und war ursprünglich nur als Nebenprojekt gedacht. Doch mit dem dazugehörigen Titelsong überzeugte Moore seine Plattenfirma Virgin Records, die daraufhin sogar Blues-Legende Albert King einfliegen ließ, um bei dem Song "Pretty Woman" mitzuspielen.

Ich glaube, was die Plattenfirma überzeugt hat, war, dass Garry Moore so 100% hinter diesem Projekt stand, das war so ein richtiges Herzensprojekt.

Für SWR1 Musikredakteur Niels Berkfeld ist das Album unter anderem ein Meilenstein, weil es für viele Menschen der Einstieg in eine neue Musikrichtung war, mit der sie vorher wenig zu tun hatten.

Von Hard Rock zum Blues – Gary Moores Neuanfang mit "Still Got The Blues (For You)"

Mit "Still Got The Blues (For You)" schlug Gary Moore eine neue musikalische Richtung ein – weg vom Hard Rock, hin zum Blues. Der ganze "Rockstar-Zirkus" mit riesigen Bühnenaufbauten und Pyrotechnik langweilte ihn, er wollte zurück zur Essenz der Musik. Zur gleichen Zeit rollte eine neue Blues-Welle aus den USA heran, angeführt von Künstlern wie Jeff Healey, Robert Cray und Bonnie Raitt. Moore begann, von seinen Jugendhelden Eric Clapton, Peter Green und den Bluesbreakers inspiriert, hinter den Kulissen alte Blues-Stücke zu spielen. Besonders Albert King war ein großes Idol für ihn – ein Einfluss, der auf "Still Got The Blues" deutlich zu hören ist.

Das ist das authentischste und vermutlich ehrlichste Gary Moore Album ever.

Gary Moore – "Still Got The Blues"
Gary Moore hat für sein Album "Still Got The Blues" stets an seinen Träumen festgehalten und ist sich selbst dabei treu geblieben – gegen alle anfänglichen Widrigkeiten. Und das hat sich gelohnt, mit dem Album hat er dazu beigetragen, den Blues einem breiteren Publikum näherzubringen und das Interesse an diesem Musikstil neu zu entfachen.

Entstehung des Albums "Still Got The Blues"

Gary Moore war ein großer Fan von Eric Clapton und dessen einzigartigem Sound. Deshalb entschied er sich, eine eigene Version eines Clapton-Stücks für "Still Got The Blues (For You)" aufzunehmen. Das sollte nur der Anfang eines größeren Projekts werden. Anfangs zögerte Moore, doch seine Freunde ermutigten ihn. Während der ersten Sessions erkannte er, dass er auch eigene Blues-Songs schreiben konnte und stellte eine neue Band zusammen, bestehend aus Andy Pyle (Bass), Graham Walker (Schlagzeug) und Mick Weaver (Keyboards).

Die Aufnahmen zu "Still Got The Blues" fanden in den Sarm West Studios in London statt, wobei die meisten Songs live und in nur ein bis zwei Takes eingespielt wurden, was für Blues-Aufnahmen dieser Zeit typisch war. Moore stand hinter einer Plexiglasscheibe, während die Band im Aufnahmeraum spielte – eine Methode, die auch von Künstlern wie den Rolling Stones verwendet wurde.

Nach live klingt das Album, als würden wir mit Gary Moore praktisch live im Studio stehen.

"Still Got The Blues" wurde schließlich auch eine Hommage an seine Idole. Das Album enthält sowohl Coverversionen als auch Eigenkompositionen – darunter "King Of The Blues", ein Tribut an B.B. King. Zudem wirkte George Harrison an "That Kind Of Woman" mit. Die CD-Version des Albums widmete er seinem großen Vorbild Peter Green, obwohl nur ein Song von ihm enthalten ist. Später veröffentlichte Moore ein ganzes Album zu Ehren von Green.

Es ist eines der zeitlosesten Alben, die wir hier im Meilenstein Podcast in den letzten Jahren besprochen haben.

"Still Got The Blues (For You)": Der Song, der Gary Moores Blues-Album zum Welthit machte

"Still Got The Blues (For You)" war der Song, der die Plattenfirma endgültig davon überzeugte, dass Gary Moores Blues-Album weit mehr zu bieten hat, als nur eine Nische im Blues-Genre.

Die Nummer ist keine typische Blues-Komposition, sondern eine gefühlvolle Gitarrenballade, die durch ein melodisches Gitarrenriff und einen Text über Liebeskummer überzeugt. Obwohl der Sound immer noch stark von Moores Hardrock-Einflüssen geprägt ist, implantiert er ihn in den Kontext des Blues, so SWR1 Musikredakteur Stephan Fahrig.

Der Song handelt von einer verlorenen Liebe, die der Protagonist nicht vergessen kann. Auch Jahre später leidet er noch unter dem Verlust und kommt zu der Erkenntnis, dass sich verlieben zwar einfach ist, eine Trennung jedoch noch viel schmerzhafter, als man es sich vor der Beziehung vorstellen kann.

Ursprünglich wollte Moore nur ein Demo aufnehmen, doch die Aufnahme von "Still Got The Blues (For You)" entwickelte sich zu einem Welthit. Der Song wurde zum Startschuss für das ganze Album.

Urheberrechtsstreit um "Still Got The Blues (For You)"

Der Erfolg von Gary Moores "Still Got The Blues (For You)" führte zu mehreren Urheberrechtsklagen. Eine davon kam von dem österreichischen Musiker Roland Kovac, der eine Ähnlichkeit zwischen Moores Song und einem seiner eigenen Werke sah. Das Gericht entschied jedoch, dass die verwendete Melodiefolge zum musikalischen Allgemeingut gehört und Kovac verlor den Fall.

Eine zweite Klage kam von Jürgen Winter, der 1974 das Stück "Nordrach" für die Band Jud's Gallery komponierte. Dabei ging es insbesondere um die Melodiefolge im Gitarrenriff des Songs. Obwohl Winters Song nie veröffentlicht wurde, könnte Moore ihn in einem Musikclub in Köln gehört haben, als er dort lebte. Ein Neurologe im Prozess bestätigte, dass die Melodie sich unbewusst im Kopf des Musikers festgesetzt haben könnte. Das Gericht entschied zugunsten von Jürgen Winter und Moore einigte sich mit ihm auf einen außergerichtlichen Vergleich – und behielt somit die Rechte an "Still Got the Blues".

"Still Got The Blues" – Ein Meilenstein der Musikgeschichte

Was hat George Harrison mit "Still Got The Blues" zu tun? Wie liefen die Aufnahmen mit Blues-Legende Albert King ab? Und wie erfüllte sich der lautstarke und manchmal eigensinnige Gary Moore mit diesem Album einen Kindheitstraum? Das und mehr, erfahrt ihr im Meilensteine Podcast zu "Still Got The Blues".

Shownotes

Über diese Songs vom Album "Still Got The Blues" wird im Podcast gesprochen

  • (03:49) – "Texas Strut"
  • (16:02) – "Still Got The Blues (For You)"
  • (35:57) – "Moving On"
  • (41:07) – "Oh, Pretty Woman "
  • (49:42) – "King Of The Blues"
  • (1:04:03) – "That Kind Of Woman"

Über diese Songs wird außerdem im Podcast gesprochen

  • (09:49) – "All Your Love" von Bluesbreakers with Eric Clapton
  • (28:11) – "Dana" von Roland Kovac
  • (29:14) – "Nordrach" von Jud's Gallery
  • (34:44) – "Still In Love With You" von Thin Lizzy
  • (41:08) – "Pretty Woman" von Roy Orbison
  • (41:45) – "Oh, Pretty Woman" von Albert King  
  • (53:57) – "Broken Heart" von B.B. King

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