Dank milderer Winter

Hirschlausfliegen: "Fliegende Zecken" breiten sich aus

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Sabine Schütze
Sabine Stöhr
Porträtfoto der SWR4 Moderatorin Sabine Stöhr, lächelnd
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Frank Jenschar
Frank Jenschar
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Sie ist nur einen halben Zentimeter groß, hat einen dunklen, platten Körper, sechs längere, dicke Beine und gelegentlich Flügel: die Hirschlausfliege.

Wegen ihrer Ähnlichkeit zu den anderen bissigen Parasiten wird sie auch oft als "fliegende Zecke" bezeichnet. Bisher haben wir recht wenig von der Hirschlausfliege mitbekommen. Doch das ändert sich gerade. Das Insekt breitet sich aufgrund der milderen Winter aus, denn immer mehr der im Boden überwinternden Larven überstehen die kalte Jahreszeit.

Hirschlausfliegen sind Waldbewohner

Die bissigen Fliegen leben bevorzugt in Wäldern der gemäßigten Klimazonen, also auch bei uns im Südwesten. Im Wald stürzen sie sich auf Rehe, Hirsche und Wildschweine, geben sich aber auch mit Dachsen oder Füchsen zufrieden. Beim Waldspaziergang sind selbst unsere Hunde nicht vor ihnen sicher. Sie lieben Fell, je flauschiger, desto besser.

Bevorzugter Aufenthaltsort der fliegenden Zecken

Hirschlausfliegen treten im Spätsommer und Herbst in Schwärmen auf, gerne an Waldrändern. Da wir dieses Jahr schon recht früh warme Temperaturen hatten, sind die Plagegeister ebenfalls früher unterwegs und machen sich bereits bemerkbar.

Weil Hirschlausfliegen im Schwarm unterwegs sind, landen in der Regel gleich mehrere Exemplare auf einem Wirt. Dann schmeißen sie ihre Flügel ab und kriechen möglichst tief ins Fell oder an unzugänglichere Stellen. Dort beißen sie dann zu und saugen Blut. Frisch gestärkt startet dann die Sexorgie, denn sie sind gelandet, um sich zu vermehren.

Gefährliche Bisse: Tierärzte sind alarmiert

Hirschlausfliegen sind eigentlich auf "fellige" Wildtiere als Wirt aus. Sie vergreifen sich aber auch an uns und unseren Haustieren. Anders als die empfindlicheren Tiere, spüren wir ihren Biss kaum, nur dessen Folgen. Für die Tiere ist schon der Biss schmerzhaft.

Pferde und Hunde können deshalb panisch reagieren. Die Parasiten laben sich bis zu 20 Minuten am Wirt, beißen dabei mehrmals zu. Hund und Pferde, die von Hirschlausfliegen gebissen worden sind, leiden danach oft an Hautentzündungen mit Quaddeln. Manchmal können diese eitrig werden und zu Fieber führen.

Tierärzte beobachten einen überdimensionalen Anstieg der Fälle. Wahrscheinlich löst das Bakterium "Bartonella schoenbuchensis" diese Entzündungen aus. Bestätigt ist das aber bislang nicht.

Mähne und Nacken sind gefährdet

Bei Pferden bevorzugen Hirschlausfliegen Schweifansatz und Mähne als Aufenthaltsort. Hunde werden gern am Bauch und den Innenseiten der Oberschenkel befallen. Auch am After halten sich die Tiere gern auf.

Beim Menschen landen Hirschlausfliegen bevorzugt im Nackenbereich und krabbeln dann flink in die Haare auf dem Kopf. Dann kann es zu Entzündungen und Eiterwunden, aber auch zu Fieber kommen. Wie gefährlich die Fliegen für Menschen genau sind, wird derzeit noch untersucht.

Die Schwärme der Hirschlausfliegen sind weitgehend standorttreu, kommen bevorzugt an Waldrändern vor. Das heißt, wer mit dem Pferd oder Hund in einen Schwarm gerät, kann ihm relativ schnell entfliehen. Für den Rest des Sommers und Herbstes sollte diese Stelle dann gemieden werden.

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