Deutschland ist zum ersten Mal Basketball-Weltmeister. Dieser Triumph vom 10. September ist eine Sensation, deutsche Basketball-Geschichte und für mich immer noch völlig surreal - auch Monate danach. Als Basketball-Fan in Deutschland waren vor allem die 2010er-Jahre - bezogen auf das Nationalteam - äußerst bescheiden. Ich erinnere mich an die Qualifikation für die EM 2017, die das DBB-Team nur hauchdünn überstand oder an die WM 2019, als nach einer enttäuschenden Niederlage gegen die Dominikanische Republik schon in der Vorrunde Schluss war.
Die Deutsche Nationalmannschaft 2023: So gut wie noch nie
Deutschland war lange Zeit eine graue Maus im internationalen Basketball und ist jetzt Weltmeister. Ich wiederhole mich: surreal. Dabei hatte sich dieser historische Erfolg irgendwie auch angekündigt. Bei der Heim-Europameisterschaft 2022 holte das DBB-Team sensationell die Bronzemedaille und damit das erste Edelmetall seit 2005 - der Hochphase der Ära Nowitzki. Kapitän Dennis Schröder bewies schon im vergangenen Jahr, dass er sich weiterentwickelt hat, ein richtiger Anführer geworden ist. Franz Wagner zeigte, dass es jetzt zwei deutsche Spieler gibt, die die Klasse haben, auch in der NBA - der besten Basketball-Liga der Welt - für Furore zu sorgen.
Überhaupt spielen zur Zeit insgesamt sechs Deutsche in der NBA und einige weitere bei Topteams im europäischen Ausland - vor 10-15 Jahren undenkbar. Der deutsche Basketball hat sich extrem weiterentwickelt. Die Nationalmannschaft ist, vor allem in der Breite, so gut wie noch nie. Aber dass dies gleich zum WM-Titel führt, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Mannschaften wie Spanien und Serbien sind doch viel abgezockter, gegen das Star-Ensemble aus den USA hatte Deutschland zuvor noch nie gewonnen.
Der WM-Sommer 2023 - ohne Drama geht es nicht
Doch ich habe mich geirrt: Getragen von einem einzigartigen Teamgeist gewann die Deutsche Mannschaft jede ihrer acht WM-Partien in Japan und auf den Philippinen. Jegliche Hindernisse wurden letztendlich im Kollektiv überwunden. Differenzen zwischen Maxi Kleber und Dennis Schröder im Vorfeld der WM, Verletzungen wie die von Franz Wagner während des Turniers oder ein Zoff zwischen Schröder und Daniel Theis im Spiel gegen Slowenien - diese Mannschaft ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Und als es in der K.O.-Phase der WM knapp wurde, bewies die Mannschaft Nervenstärke. Der Dreipunktewurf von Andreas Obst in der letzten Minute des Halbfinals gegen die USA sowie der entscheidende Korbleger von Schröder kurz vor Schluss im Finale gegen Serbien - unvergessene Aktionen, die stakkatoartig auch heute noch vor meinen Augen flimmern. Natürlich gehörte auch Glück zum Titelgewinn, aber über die dramatische Schlussphase des Viertelfinals gegen Lettland spricht heute kaum noch jemand.
Die Basketball-Weltmeister: Sympathische und nahbare Sportler
Durch den sensationellen Titelgewinn passierte auch etwas, das ich bisher nicht kannte: Deutschland war für kurze Zeit ein Basketball-Land - surreal. Viele Freunde und Bekannte, die sonst nicht so viel mit Basketball am Hut haben, meldeten sich bei mir und plötzlich sprachen alle über den orangenen Ball und die 3,05 Meter hohen Körbe. Ich glaube, dass nicht nur der Erfolg dafür gesorgt hat, sondern auch die Mannschaft mit ihren so sympathischen Charakteren.
Die Basketball-Weltmeister sind ein Team aus zwölf Spielern, die sich - so scheint es - wirklich mögen. Es sind Sportler die freundlich, zugewandt und vor allem nahbar sind. Das wurde nicht nur beim Empfang in Frankfurt am 12. September deutlich, sondern auch in diversen Medienauftritten in den Wochen nach dem Triumph. Dass dieses so mitreisende Team vor wenigen Tagen zur Mannschaft des Jahres in Deutschland gekürt wurde, für mich alternativlos und folgerichtig.
Isaac Bonga - der Weltmeister aus Rheinland-Pfalz
Einer dieser Charaktere, für den mich der Titelgewinn besonders gefreut hat, ist der in Neuwied geborene und in Koblenz aufgewachsene Isaac Bonga. Als Mitarbeiter der SWR-Sportredaktion verfolge ich die Karriere des Rheinland-Pfälzers seit mehreren Jahren. Die EM 2022 verpasste Bonga verletzungsbedingt. Umso schöner, dass er beim WM-Erfolg in Japan und den Philippinen dabei war. Er ist ein Teamspieler und harter Arbeiter. Als er im Turnier gebraucht wurde, war er da und überzeugte vor allem mit hervorragender Verteidigung sowie wichtigen Distanzwürfen. Bei einem Empfang in Neuwied überzeugte der 24-Jährige auch außerhalb des Spielfeldes, nahm sich reichlich Zeit für junge Fans, die ein Autogramm ihres Idols wollten.
Und warum geht mir das ganze so nah? Basketball ist mein Sport, meine Leidenschaft. Seit ich zehn Jahre alt bin, spiele ich regelmäßig. Es ist egal, was in meiner Woche ansteht, die schönsten 90 Minuten sind in aller Regel das Basketballtraining. Auch zu Hause auf dem Sofa ist das Motto klar: Ball is life. BBL, NBA, Euroleague und die Nationalmannschaft - ich verfolge alles mit großem Enthusiasmus.
Umso größer war natürlich die Freude, als die Deutsche Nationalmannschaft am 10. September Basketball-Weltmeister wurde. An diesem Tag hatte ich übrigens frei, konnte das Spiel als Fan in vollen Zügen genießen. Im Anschluss trank ich ein Bierchen bei Papa, der hat Jahrzehnte lang selbst Basketball gespielt und hat das Spiel natürlich auch gesehen.