Es war erst vor wenigen Wochen, am 10. Oktober in Köln. Schönste Erinnerungen wurden wach an den WM-Triumph von 2014: Zehn Rio-Weltmeister auf dem Rasen und ein engagierter Joachim Löw an der Seitenlinie. Beim Abschiedsspiel von Lukas Podolski mutete es an wie damals, als Lionel Messis Argentinier in Brasilien mit 1:0 geschlagen wurden. Vor allem Jogi Löw, der Weltmeister-Macher, genoß vor 50.000 Fans in der Kölner Arena sichtlich das Bad in der Menge, das Wiedersehen mit einem Teil seiner 2014er WM-Familie und das Wirken auf seinem einstigen Stammplatz, der Trainerbank. Und das gemeinsam mit seinen früheren Assistenten Hansi Flick und Andi Köpke.
Der Abschied als Bundestrainer vor drei Jahren
Für Jogi Löw eine Art Trainer-Comeback für einen Tag. Knapp drei Jahre vor der Poldi-Sause von Köln, am 11. November 2021, hatte der DFB im Rahmen des Länderspiels gegen Liechtenstein in Wolfsburg Löw als Bundestrainer feierlich verabschiedet. Im Sommer 2021 hatte man nach dem frühen EM-Aus im Achtelfinale gegen England wie angekündigt die Zusammenarbeit beendet. Nach 15 Jahren und 198 Länderspielen in hauptverantwortlicher Position. Damit ist der 64-Jährige der Bundestrainer mit den meisten Spielen in der DFB-Geschichte. Noch vor der 54er-Legende Sepp Herberger (162) und dem 74-Weltmeister Helmut Schön (139 Spiele).
Seit seinem Ausscheiden beim DFB ist es eher ruhig geworden um Jogi Löw. Was vor allem daran liegt, dass er seither keinen neuen Job als Trainer mehr angenommen hat, die Schlagzeilen von anderen bestimmt werden. Diverse Anfragen gab es zwar immer wieder, schließlich genießt der gebürtige Schwarzwälder spätestens seit seinem WM-Titel einen glänzenden Ruf in der Szene. Das passende aber war (noch) nicht dabei.
Bei vielen Fußball-Fans bleiben der Name Löw und vor allem der vierte deutsche WM-Titel auch zehn Jahre danach unvergessen, wie eine Straßenumfrage von SWR Sport in dieser Woche in Stuttgart zeigt: "Guter Trainer, sympathisch, cool, gutaussehend", waren nur einige der durchweg positiven Kommentare über den früheren Bundestrainer.
Abstand vom DFB-Job
Der frühere Bundesliga-Coach des VfB Stuttgart, mit dem er 1997 DFB-Pokalsieger wurde, brauchte nach seiner Demission als Bundestrainer vor drei Jahren zunächst Zeit, um sich vor allem mental von seiner langjährigen, vor allem auch medial sehr anspruchsvollen Tätigkeit als Bundestrainer zu lösen. Löw erklärte jedoch immer wieder, dass er sich ein Comeback auf der Trainerbank durchaus vorstellen könne. Zu sehen war Jogi Löw immer mal wieder: Ein paar Medientermine, immer mal wieder bei ausgewählten Bundesligaspielen vor allem in seiner Heimat Freiburg oder der früheren Wahlheimat Stuttgart als interessierter Beobachter auf der Tribüne. Zuletzt auch Mitte Oktober bei der Nationalmannschaft in München, bei der Verabschiedung der vier Fußball-Granden Manuel Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos und Ilkay Gündogan.
Vor seinem zweiten Länderspiel Nationaltorhüter Oliver Baumann - Kindheitstraum und Kampf gegen den Krebs
Beim 1:0-Erfolg gegen die Niederlande feierte Torhüter Oliver Baumann sein Debüt für die DFB-Elf - und das mit 34 Jahren. Im Nations-League-Spiel gegen Bosnien-Herzegowina steht der Hoffenheimer nun wieder zwischen den Pfosten.
Jogi Löw beim Länderspiel in Freiburg
Und selbstverständlich wird Jogi Löw auch an diesem Samstagabend live mit dabei sein, wenn das Team seines Nach-Nachfolgers Julian Nagelsmann im Europa Park Stadion in Freiburg in der Nations League auf Bosnien-Herzegowina trifft. Es ist das zweite Länderspiel in der Freiburger Geschichte, das erste fand kurz vor der WM 2006 gegen Liechtenstein statt. Das 7:0 damals noch im altehrwüdigen Dreisamstadion. Und Jogi Löw saß als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann auf der Bank. Was folgte, war das legendäre Sommermärchen bei der WM im eigenen Land und danach die Berufung zum Chefcoach des DFB-Teams mit dem WM-Titel 2014 als Krönung.
Wann sitzt er wieder auf der Bank?
Was die fußballerische Zukunft für Jogi Löw bringt? Ungewiss. Im Moment gebe es "nichts Konkretes. Es gab ja immer mal Anfragen", bekannte Löw beim Abschiedsspiel von Lukas Podolski. Man müsse jedoch "auch dafür brennen", es sei deshalb "nicht so einfach, gerade mal so eine andere Nationalmannschaft zu übernehmen". Schließlich hatten auch die 15 Jahre Bundestrainer tiefe emotionale Spuren hinterlassen: "Wenn ich so lange bei der Mannschaft war, so lange Zeit mit den Spielern verbracht habe, das ist bei mir auch tief im Herzen", so Löw.
Ein Engagement bei einem deutschen Verein sei eher unwahrscheinlich, ließ Jogi Löw vor einiger Zeit einmal zu seinen Zukunfstplänen wissen. Reizen könnte ihn vielmehr ein Engagement als Nationaltrainer im Ausland. Mit der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko als Ziel? Vielleicht verrät uns Löw am Sonntagabend ja mehr. Dann ist der Weltmeister-Trainer von 2014 ab 21.45 Uhr Studiogast bei SWR Sport.