Für Dusan Vlahovic muss es ein frustrierender Abend gewesen sein. Der Stürmer von Juventus Turin, dem man in der Vergangenheit auch schon mal das Prädikat "Weltklasse" angehängt hat, verlor in der Champions-League-Partie gegen den VfB Stuttgart (0:1) sämtliche sechs Offensivduelle. Mit anderen Worten: Vlahovic war komplett abgemeldet!
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Der VfB Stuttgart setzte sich durch ein spätes Tor mit 1:0 beim italienischen Rekordmeister durch. Dabei zeigen die Schwaben eine starke Leistung.
Jeff Chabot mit einer 100-Prozent-Bilanz
Daran hatte auf der gegnerischen Seite vor allem Jeff Chabot großen Anteil. Der Innenverteidiger des VfB Stuttgart wies am Ende einer denkwürdigen Partie ebenfalls eine 100-Prozent-Quote auf, allerdings im positiven Sinne. Der 26-Jährige gewann nämlich alle sieben Defensivzweikämpfe gegen die "Alte Dame" (Quelle: Opta), an Chabot war kein vorbeikommen.
"Klasse Leistung von der ersten bis zur letzten Minute"
Für den Sommer-Neuzugang vom 1. FC Köln war es bislang sein bestes Spiel für die Schwaben. Dennoch legte er nach der Partie den Fokus auf die Mannschaftsleistung. "Wir freuen uns übertrieben. Es gibt fast nichts schöneres, als hier die drei Punkte zu holen. Hier darf es nur einen Sieger geben - und das sind wir", sagte Chabot im Gespräch mit SWR Sport: "Wir freuen uns enorm über den Sieg. Es war eine klasse Leistung von der ersten bis zur letzten Minute. Mit dem Gefühl, das wir jetzt haben, werden die nächsten Trainingseinheiten deutlich mehr Spaß machen."
So intensiv der Abwehrspieler auf dem Feld agiert, so zurückhaltend gibt er sich abseits des Platzes. Dabei hat er allen Grund, stolz zu sein. Denn Chabot war einer der Garanten dafür, dass der VfB gegen Juve zum zweiten Mal in dieser Saison zu Null gespielt hat. Und dass die Turiner im eigenen Stadion nur auf einen "Expected-Goals-Wert" (zu erwartende Tore) von 0,3 kamen.
Chabot ist mittlerweile angekommen beim VfB Stuttgart und dabei, aus dem langen Schatten von Vorgänger Waldemar Anton (nun bei Borussia Dortmund) herauszutreten. Bei Chabots Verpflichtung betonte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth "Robustheit" und "Mentalität" des Neuzugangs, der auch schon als "Türsteher" bezeichnet wurde. Der gebürtige Hanauer ist mit einer Körpergröße von 1,95 Metern und einem Gewicht von knapp 85 Kilogramm das, was man gemeinhin als "echte Kante" bezeichnet.
14 Balleroberungen gegen Juventus Turin
Doch Chabot ist ein etwas anderer Spielertyp als Anton. Der Ex-Kölner war in der abgelaufenen Spielzeit erfolgreichster Zweikämpfer der Bundesliga und hatte auch die beste Quote bei den Luftduellen. Zudem gelingen ihm sehr viele Balleroberungen, weil er Situationen gut antizipiert und oftmals seinen Körper vor den Ball bringt. Diese Stärken bringt er auch beim VfB ein: Gegen Turin eroberte er 14 Bälle - Bestwert auf dem Feld. Sein Timing gilt als außergewöhnlich.
Im Spielaufbau indes hat Julian Jeffrey Gaston Chabot, so der volle Name des Abwehrspielers, noch Luft nach oben. Aus Köln, wo er mit dem FC letztlich aus der Bundesliga abstieg, kannte der 26-Jährige bei weitem nicht die System-Sicherheit und die Automatismen, die der VfB pflegt. Bei den Rheinländern war eher der Querpass ein Stilmittel oder, unter Bedrängnis, der weite Ball. Beim VfB wird hinten heraus kombiniert, die Innenverteidiger nehmen eine wichtige Rolle im Spielaufbau ein.
Verständnis mit Nebenmann Rouault wird immer besser
Und genau deshalb brauchte Chabot eine Zeit der Eingewöhnung. Die Basics hat er, das war bei seiner Verpflichtung schon klar. Jetzt geht es darum, das umzusetzen, was Trainer Sebastian Hoeneß von ihm fordert. Und Chabot ist gerade dabei, diese Anforderungen mehr und mehr zu adaptieren. Mit der Hilfe von Coach Hoeneß, der als "Bessermacher" gilt.
Chabot traut sich in der Spieleröffnung immer mehr zu, spielt sowohl Vertikal- als auch Diagonalbälle oder dribbelt freie Räume an. Eine Entwicklung ist quasi von Spiel zu Spiel sichtbar, mit Nebenmann Anthony Rouault versteht er sich zudem in der VfB-Abwehr immer besser. Vorgänger Anton gerät angesichts der Leistungen des Fünf-Millionen-Euro-Neuzugangs mehr und mehr in Vergessenheit.
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Fokus auf Holstein Kiel
Und so soll es weitergehen. Sowohl für Chabot selbst als auch für den VfB Stuttgart. Denn nach dem Match in Turin heißt es nachzulegen. "Am Samstag kommt Holstein Kiel, das ist ein enorm wichtiges Spiel für uns", blickte er voraus. "Da wollen wir unbedingt nachlegen und den nächsten Erfolg holen."
Mit Chabot in der Startelf, so viel sollte klar sein. Denn der 26-Jährige stand für den VfB Stuttgart bislang in 1.060 von 1080 möglichen Minuten auf dem Feld. Der "Türsteher" ist eben unverzichtbar - und hat noch Luft nach oben.