Die berauschende Saison des VfB Stuttgart hat viele Gesichter. Vom begehrten Trainer Sebastian Hoeneß über den herausragenden Harry-Kane-Jäger Serhou Guirassy bis hin zum stark kritisierten Präsidenten Claus Vogt - als Kontrast zu den Erfolgsgaranten des Teams. SWR Sport blickt auf ausgewählte Protagonisten des Vizemeisters.
Der Bessermacher - Sebastian Hoeneß
Dass der VfB unter Sebastian Hoeneß als Nachfolger von Bruno Labbadia nicht nur den Abstieg vermeidet, sondern sich in Windeseile zu einem Champions-League-Teilnehmer entwickelt, hätte im April 2023 wohl niemand gewettet. Der frühere Hoffenheim-Coach hat den Schwaben einen ebenso reizvollen wie erfolgreichen Spielstil eingeimpft, trifft den richtigen Ton und entwickelte sich zu einem der spannendsten und begehrtesten Trainer der Liga. "Sebastian Hoeneß hat genau die richtige Art, sowohl einzelne Spieler als auch das Team insgesamt besser zu machen", sagte VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle schon im vergangenen Sommer. Wie groß der Hoeneß-Effekt wurde, erstaunt.
Der Transfergestalter - Fabian Wohlgemuth
Als der Berliner Fabian Wohlgemuth Nachfolger von Sportdirektor Sven Mislintat wurde, musste wohl so mancher erst einmal dessen Vita nachlesen. Mittlerweile hat sich der vorherige Geschäftsführer des SC Paderborn aus dem Schatten seines Vorgängers befreit. Mit etlichen gelungenen Transfers bei einem begrenzten Budget lag Wohlgemuth richtig und trug zur positiven VfB-Entwicklung bei - sei es mit Torwart Alexander Nübel, Mittelfeldspieler Angelo Stiller, Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt oder auch Abwehrspieler Leonidas Stergiou. Wohlgemuth ist ein heißer Kandidat für die noch immer nicht neu besetzte Stelle des Stuttgarter Sportvorstands. Für die neue Saison hat er bereits einige Transfers eingetütet: Die fixe Verpflichtung der Leihspieler Stergiou, Jamie Leweling und Anthony Rouault sowie die ablösefreien Transfers von Nick Woltemade, Justin Diehl und Yannik Keitel.
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Es hatte sich angedeutet, nun ist es fix: Yannik Keitel wechselt ablösefrei vom SC Freiburg zum VfB Stuttgart und erhält einen Vertrag bis 2028. Zudem kommt Justin Diehl vom 1. FC Köln.
Die Torgaranten - Serhou Guirassy und Deniz Undav
Insbesondere in der Hinrunde konnte Serhou Guirassy fast machen, was er wollte, es gelang beinahe alles. Mit 28 Treffern in 28 Spielen ist der Guineer, der schon vor einem Jahr als Wechselkandidat galt und eine große Lücke hinterlassen hätte, hinter Bayerns Harry Kane (36) zweitbester Bundesliga-Torjäger. Gemeinsam mit Sturmkollege Deniz Undav (18), zu Saisonbeginn zunächst verletzt, bildet er das erfolgreichste Torjäger-Duo der VfB-Historie. Guirassy hat so viele Bundesliga-Tore erzielt wie kein VfB-Stürmer vor ihm. Ob die beiden Offensiv-Asse bleiben, ist offen.
Der Torwart - Alexander Nübel
Lob bekam Alexander Nübel auch vom scheidenden Bayern-Trainer Thomas Tuchel. "Wir freuen uns sehr über seine Entwicklung und dass er so wichtig war für den VfB. Seine Leistungen sind genauso beeindruckend wie die gesamte Mannschaftsleistung des VfB", sagte der Coach. Die Bayern-Bosse sehen in Nübel weiter eine Zukunftslösung für die Zeit nach Kapitän Manuel Neuer, vorerst spielt der Torhüter aber weiter auf Leihbasis beim VfB. Der VfB hat nun einen Top-Keeper mit Ruhe und Ausstrahlung, nachdem weder Fabian Bredlow noch Florian Müller vollends überzeugt hatten.
Der Kapitän - Waldemar Anton
Waldemar Anton hat eine eindrucksvolle Entwicklung hinter sich und darf sich seit diesem Frühjahr sogar Nationalspieler nennen. Zur Zuverlässigkeit und Zweikampfstärke kommen überragende Pässe in die Spitze. Hoeneß zögerte nicht und ernannte den Verteidiger im vergangenen Sommer nach dem Abschied von Wataru Endo sofort zum neuen Kapitän. Und Anton füllte die großen Fußstapfen. Der Innenverteidiger sei ein "Traum für jeden Trainer, weil er ein absoluter Teamplayer ist", lobte Hoeneß einmal. Beim VfB zählt Anton zu einem ganzen Schwung von frischen Nationalspielern.
Der Tempodribbler - Chris Führich
Dass Chris Führich einmal als Neuzugang beim FC Bayern gehandelt wird, hätte vor nicht allzu langer Zeit noch sehr verwundert. Momentan aber kursieren die Gerüchte tatsächlich. Mit viel Pech war der frühere Zweitliga-Profi vom SC Paderborn nach Stuttgart gewechselt und verletzte sich zu Beginn seiner VfB-Zeit schwer an der Schulter. In dieser Saison machte der Dribbler auf der linken Offensivseite einen erheblichen Schritt, steigerte seine Effizienz beim Zug zum Tor und seine Torgefahr erheblich. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat ihn für die Heim-EM fest eingeplant.
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Mit dem 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach sicherte sich der VfB Stuttgart die Bundesliga-Vizemeisterschaft. Es ist kein Erfolg des Einzelnen, sondern ein Erfolg der gesamten Mannschaft, so die Meinung von SWR-Sportreporter Kersten Eichhorn.
Der Präsident - Claus Vogt
Die VfB-Saison hätte noch schöner verlaufen können, wäre es nicht zum eskalierenden Machtstreit auf der Führungsebene gekommen. Der Zoff mit dem stark in die Kritik geratenen Präsidenten Vogt im Zentrum wirft einen Schatten auf die famose Spielzeit, die Fan-Proteste trübten mehrfach die Stimmung im Stadion. Vogt ist dabei ins Abseits geraten. Als Aufsichtsratschef wurde er abgewählt. Damit wurde ein jahrelanges Versprechen an die Mitglieder gebrochen, dass der Präsident des Vereins auch immer Vorsitzender des Kontrollgremiums bleiben soll.