Fußball | EM 2024

"Zu allem fähig" - Joachim Löw traut DFB-Team bei der EM eine gute Rolle zu

Stand
Interview
Claus-Peter Hufer
Redakteur/in
Michi Glang

Für den 64-Jährigen ist der Umbruch in der Nationalmannschaft vollzogen. Löw glaubt an ein erfolgreiches Turnier und sagt im Interview mit SWR Sport auch, was ein Heimturnier so besonders macht.

Joachim Löw hat als Bundestrainer eine Ära geprägt. Als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann erlebte er bei der WM 2006 das Sommermärchen im eigenen Land. Anschließend übernahm er den Chefposten und führte die Mannschaft zu insgesamt drei WM- und vier EM-Turnieren - mit dem Höhepunkt 2014, als Deutschland in Rio Weltmeister wurde.

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Jogi Löw: EM-Rückkehr von Toni Kroos als i-Tüpfelchen

Bei der Heim-EM 2024 ist Löw in der Beobachterrolle. Die beiden Siege in den Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande haben viele Fans der Nationalmannschaft optimistisch gestimmt, Löw geht es ähnlich. "Ich bin einfach auch der Meinung, seit März wieder, dass wir eine richtig gute Mannschaft haben, eine gute Mischung", sagte er gegenüber SWR Sport.

Dabei sei die Rückkehr von Toni Kroos "vielleicht nochmal das Tüpfelchen auf dem i". Für Löw ist der 34-Jährige, der zuletzt mit Real Madrid seinen sechsten Champions-League-Titel geholt hatte, ein Akteur, der den Unterschied ausmachen kann. "Er ist so ein Stratege und so ein Verbindungsspieler, wie es ihn kaum auf der Welt gibt. Das hilft der Mannschaft, diese Souveränität von ihm", sagte Löw.

Jogi Löw sieht "gute Achse" in der Nationalmannschaft

Doch nicht nur die Kroos-Rückkehr sieht Löw positiv. Auch die Mischung stimme, mit einigen "Jungen, Wilden, Verrückten die echt gut sind". Dazu habe sich die Defensive des DFB-Teams stabilisiert und verfüge mit Manuel Neuer noch immer über den "besten Torhüter der Welt".

Für Löw ist alles angerichtet für eine erfolgreiche Heim-EM. "Wir haben eine gute Achse und drumherum haben wir Spieler, die hungrig sind und etwas erreichen wollen", sagte der gebürtige Schwarzwälder. "Die Mannschaft war jetzt ein paar Jahre im Umbruch, aber jetzt haben wir es geschafft, die Hürde zu überspringen. Und jetzt sind wir wieder zu allem fähig."

WM 2006: Stuttgart bereitete DFB-Team tollen Empfang

Löw ist auch deshalb optimistisch, weil er selbst miterlebt hat, wie die Euphorie bei einem Heim-Turnier tragen kann. Bei der WM 2006 wurde ihm das besonders nach dem gewonnenen Elfmeterschießen gegen Argentinien im Viertelfinale bewusst: "Das war ein Knall im ganzen Land. Wenn ich mich dann erinnere, was wir für Gefühle hatten, was wir für eine Freude hatten!"

Was folgte, war das bittere Aus im Halbfinale gegen Italien, als die DFB-Elf mit 0:2 unterlag. "Kein Mensch hat mit irgendwem etwas gesprochen. Die Enttäuschung war wahnsinnig", berichtete Löw über die zwei Tage danach mit düsterer Stimmung. Deutlich besser wurde dann die Laune, als es für die Mannschaft nach Stuttgart ging, wo das Spiel um Platz drei gegen Portugal steigen sollte.

"Dann haben uns vor dem Hotel, glaube ich, 20.000 Leute empfangen, haben uns zugejubelt. Das hat uns wieder so viel Kraft gegeben. Am nächsten Tag war dann das Spiel, das von uns auch klasse war. Wir waren dann Dritter und so ein bisschen die Meister der Herzen. Das war das Sommermärchen", sagte Löw. Das alles sei innerhalb von nur einer Woche geschehen. Die Unterstützung der Anhängen kann dabei helfen, ein solches "Wellental" während eines Turniers durchzustehen.

EM 2024: DFB eröffnet das Turnier gegen Schottland

Löw unterstreicht bei der EM-Mission die Rolle der Fans und der Stimmung im Land: "Ich habe das 2006 erlebt, was für eine unfassbare Energie im Land war und was es auch mit der Mannschaft macht. Man sieht das ja, die Bilder schwappen ja rüber von den Fan-Meilen und den Festen, die es in den Städten gibt. Das kommt ja zur Mannschaft. Und das ist schon etwas Einmaliges."

Ob die DFB-Elf in der Lage ist, für ein Sommermärchen 2.0 zu sorgen, zeigt sich ab dem 14. Juni. Dann bestreitet die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann das Eröffnungsspiel gegen Schottland. Die weiteren Gruppengegner sind Ungarn und die Schweiz.

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