Das größtmögliche Lob gab's kurz nach der Partie vom "Chef". "Wenn ich Maxi Mittelstädt sehe, der heute sein erstes Länderspiel gemacht hat - wie abgeklärt er war. Das ist absolut hervorzuheben", sagte Toni Kroos im ZDF über den linken Flügelspieler, der zuvor beim 2:0 des DFB-Teams in Frankreich sein Debüt gefeiert hatte. Kroos, nach seiner Rückkehr direkt wieder Mittelfeldregisseur der Nationalmannschaft, Weltmeister von 2014, zigfacher Champions-League-Sieger und seit fast zehn Jahren absoluter Leistungsträger bei Real Madrid, war mit der Leistung des Neulings vom VfB Stuttgart absolut zufrieden. Ein Ritterschlag für Mittelstädt.
Gegenspieler Ousmane Dembele - viel schwerer geht es nicht
In den 90 Minuten zuvor war gut zu sehen, was Mittelstädt kann, wo er noch Luft nach oben hat und vor allem, wie schnell er lernt. Der 27-Jährige verteidigte links hinten in der deutschen Viererkette, während er beim VfB eher als Schienenspieler vor einer Dreierkette eingesetzt wird. Dazu bekam er es mit Ousmane Dembele vom FC Barcelona zu tun, einem der besten offensiven Außen weltweit. Viel schwerer geht es nicht.
Doch der Stuttgarter machte seine Sache gut. Defensiv stand er in der ersten Halbzeit recht wacklig, es fehlte teilweise sichtlich die Abstimmung mit den Nebenleuten. Er wurde auf dem Flügel oft alleine gelassen und musste so ins Eins-gegen-Eins, was gegen einen Dembele eine äußerst undankbare Aufgabe ist.
Gleichzeitig bewies Mittelstädt, dass seine Fähigkeiten, die er beim VfB Stuttgart Woche für Woche abruft, auch in der Nationalmannschaft zur Geltung kommen. Er fing viele Bälle ab und leitete direkt Gegenstöße ein. Er machte als Ballträger viele Meter und schuf so Raum für seine Mitspieler.
Kluge Laufwege auch ohne Ball
Und schließlich überzeugte er durch kluge Laufwege auch ohne Ball, etwa vor dem deutschen 2:0 durch Kai Havertz. Mittelstädt zog den gegnerischen Sechser durch seinen Lauf aus dem Zentrum, machte so den Weg für Florian Wirtz frei, der Jamal Musiala bediente. Der Münchner gab schließlich die Vorlage für den Treffer von Havertz. Eine ähnliche Situation wie im letzten Bundesligaspiel des VfB. Beim 3:0 der Stuttgarter in Hoffenheim sprintete Mittelstädt vor dem 1:0 aus dem Zentrum nach Linksaußen in die Tiefe und machte so den Weg für Chris Führich frei, der nach innen ziehen konnte.
Teils ist es wohl Instinkt bei Mittelstädt, teils sind es einstudierte Abläufe, die er vom VfB kennt, die aber auch in der Nationalmannschaft einen echten Mehrwert haben.
In der zweiten Hälfte gegen Frankreich stand Mittelstädt dann defensiv deutlich sicherer als in den ersten 45 Minuten. Er positionierte sich tiefer, hatte Dembele weitgehend im Griff und sorgte trotzdem weiterhin für offensive Impulse. Hier zeigt sich, wie schnell der Ex-Herthaner neue Situationen adaptiert, wie schnell er dazulernt. Etwas, das ihn auch schon die ganze Saison über beim VfB Stuttgart auszeichnet.
Maximilian Mittelstädt hat für mich deshalb trotz kleinerer Wackler gezeigt, dass er ein Gewinn für die deutsche Nationalmannschaft ist, er hat sogar noch Luft nach oben. Dazu kommt sein Charakter, laut DFB-Coach Julian Nagelsmann eine gesunde Mischung aus Demut und Selbstbewusstsein.
Maximilian Mittelstädt muss mit zur Heim-EM 2024
Deshalb ist für mich klar: Mittelstädt muss mit zur Heim-EM 2024. Er kann die Lösung für die langjährige "Problemposition" links hinten darstellen. Gestern hätte er sein Debüt sogar fast noch mit einem Tor gekrönt, der französische Keeper Brice Samba parierte den Abschluss der Stuttgarters mit einer Glanzparade. Ich bin mir sicher, Mittelstädt wird es verschmerzen können. Denn ich bin überzeugt davon, dass er schon bald die nächste Gelegenheit bekommt.