Fußball | Teamcheck

Weg von den Extremen - Mainz 05 und die Sehnsucht nach Regelbetrieb

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Autor/in
Michi Glang

Trainerwechsel, Rechtsstreit, Abstiegskampf bis zum Ende: Mainz 05 hat in der vergangenen Saison (zu) viel erlebt. Nun soll der Klub wieder ruhigeres Fahrwasser erreichen.

So lief die vergangene Saison

Die Mainzer sahen lange Zeit wie ein sicherer Absteiger aus. Trainer Bo Svensson räumte im November seinen Posten. Jan Siewert wurde zunächst interimsmäßig installiert und kurz vor Weihnachten mit einem Vertrag ausgestattet. Doch auch unter dem 41-Jährigen blieb der erhoffte Aufschwung aus. Im Februar wurde Siewert freigestellt und durch Bo Henriksen ersetzt. Unter dem neuen Trainer gelang den 05ern dank eines starken Schlussspurts noch der Klassenerhalt.

Dazu sorgte der in der Sommerpause verpflichtete Anwar El Ghazi für Wirbel. Der Niederländer hatte kurz nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 unter anderem geschrieben: "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein." Gemeint ist, dass sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer ausdehnen sollte. Damit wird Israel das Existenzrecht abgesprochen. Mainz 05 hatte den Spieler zunächst suspendiert, ihn nach einem vermeintlichen Reue-Bekenntnis jedoch wieder ins Team aufgenommen, um ihn später fristlos zu kündigen. Dagegen klagte El Ghazi erfolgreich vor dem Mainzer Arbeitsgericht. Noch während der Klub seine Berufung vorbereitete, kündigte El Ghazi seinerseits und unterschrieb einen Vertrag bei Cardiff City. Das Kapitel ist sportlich beendet, der Rechtsstreit wird andauern.

Wer kommt, wer geht

Womit wir beim nächsten Transfer mit Zündstoff wären. In Kaishu Sano haben die 05er einen potenziellen Nachfolger für Leandro Barreiro (ablösefrei zu Benfica Lissabon) gefunden. Wenige Tage nach seiner Verpflichtung von den Kashima Antlers wurde Sano dann von der japanischen Polizei wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs auf eine Frau in Gewahrsam genommen. Etwa zwei Wochen später wurde bekannt, dass keine Anklage gegen Sano erhoben wird. Mittlerweile ist der defensive Mittelfeldspieler im Kader der Rheinhessen angekommen. Auch, wenn in dem Fall offene Fragen bleiben.

Ebenfalls neu im Aufgebot sind Armindo Sieb (per Leihe vom FC Bayern) und Nicolas Veratschnig vom Wolfsberger AC. Während Sieb, der bevorzugt als hängende Spitze eingesetzt wird, zuletzt bei der SpVgg Greuther Fürth seine Klasse aufblitzen ließ, gilt Veratschnig als Herausforderer von Silvan Widmer auf der Rechtsverteidigerposition. Mit Paul Nebel stößt ein hoffnungsvolles Offensiv-Talent dazu, das zuletzt zwei Jahre an den KSC ausgeliehen war.

Nicht mehr da ist Sepp van den Berg. Zumindest bis jetzt nicht, denn die 05er und der Innenverteidiger haben mehrfach betont, die Zusammenarbeit gerne fortsetzen zu wollen. Das Problem: van den Berg war vom nur FC Liverpool ausgeliehen. Aus finanzieller Sicht ist für Mainzer jedoch nur eine erneute Leihe realistisch, während Liverpool mutmaßlich auf potenzielle Käufer wartet. Ein Verbleib des Niederländers wäre für die Rheinhessen extrem wichtig, war er doch einer stärksten Profis in der letzten Saison.

Den Klub verlassen haben Angreifer Ludovic Ajorque (Leihe an Stade Brest), Josuha Guilavogui (vereinslos) und Jessic Ngankam (war von Eintracht Frankfurt ausgeliehen).

Das ist der Trainer

Bo Henriksen ist sicher vieles, aber kein gewöhnlicher Trainer. Das zeigte sich etwa in der vergangenen Saison, als der Däne noch vor (!) dem Aufwärmen der Teams in Richtung der Mainzer Kurve lief, um die Fans heiß zu machen. Henriksen wurde dabei oft auf die Rolle des Motivators reduziert. Dass er die Spieler mit seiner impulsiven Art erreicht, stimmt auch. Doch auch fachlich hat Henriksen eine Menge zu bieten, wie auch Christian Heidel sagt.

"Das ist ja ein Klischee. Es gibt Leute, die sagen, ein Trainer kann nur Feuerwehrmann. Ich weiß nicht, warum mit Abschluss der Saison da auf einmal ein anderer Trainer stehen sollte", sagte der Sportvorstand. "Wir machen in der neuen Saison nichts anders. Ja, dann soll er nochmal ein Jahr den Feuerwehrmann spielen. Er ist einfach so ein Typ."

Erwartungen an die Saison

"Möglichst weit weg vom Strich", sagt Heidel zur Zielsetzung, die in Mainz wie in jedem Jahr lautet: Klassenerhalt. Dieser darf aber gerne etwas zeitiger feststehen. Tunlichst vermeiden wollen die 05er eine Saison wie die letzte, als es bis kurz vor dem Ende düster aussah. "Wir haben auch Ambitionen. Und wenn wir das Ziel erreicht haben, können wir hoffentlich für eine Überraschung sorgen", sagte Henriksen im Trainingslager im Gespräch mit SWR Sport.

Großen Träumereien erteilte Heidel jedoch eine Absage. Die 05er hatten in der Rückrunden-Tabelle Platz sieben belegt, in der Amtszeit von Henriksen sogar Platz vier. Das habe nichts zu bedeuten, meint Heidel: "Dafür haben wir eine katastrophale Vorrunde gespielt." Ein Ziel wird demnach sein, die Ausschläge geringer zu halten und mehr Konstanz an den Tag zu legen - weg von den Extremen.

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Michi Glang

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